Deutsche Bank: Ärger ohne Ende?
Der Deutschen Bank droht wegen Russland-Geschäften neuer Ärger mit den Behörden in den USA. Ist die Kurserholung am Ende?

Kurzinformation zur Aktie der Deutschen Bank
- Aktueller Kurs: 27,17 EUR
- WKN / ISIN: 514000 / DE0005140008
- Deutsche-Bank-KGV: 2015e: 16,1 / 2016e: 10,6
- Dividendenrendite: 2015e: 2,9 Prozent
- Marktkapitalisierung: 36,592 Mrd. EUR
- Meine Einschätzung: kurzfristig seitwärts --> langfristig aufwärts
(Stefan Böhm) Zeitungsberichten zufolge prüfen die Justizbehörden der USA gegen die Deutsche Bank vorzugehen. Der Vorwurf: Geldwäsche und Verstoß gegen die Russland-Sanktionen. Noch ist völlig offen, was dabei herauskommt und was das die Deutsche Bank kosten könnte, aber die Aktie konnte den positiven Trend der letzten Tage nicht fortsetzen.
Dabei haben viele Anleger gerade erst wieder Hoffnung geschöpft, dass sich die Deutsche Bank selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Denn John Cryan, der neue Vorstandschef der Deutschen Bank, meint es offenbar ernst mit dem Konzernumbau und dem Neuanfang beim deutschen Branchenprimus.
Vor einer Woche erst verkündete die Deutsche Bank einen tiefgreifenden Plan zum Konzernumbau. Der Konzern wird neu geordnet und strategisch neu aufgestellt. Viele Führungspositionen werden neu besetzt, vor allem die Gefolgsleute des früheren Vorstands Anshu Jain werden zurückgedrängt.
Der Strategiewechsel kann für die Aktie der Deutschen Bank die Wende bedeuten
Der Neuanfang bei der Deutschen Bank kommt zwar spät, doch dafür umso kraftvoller. Erst vor kurzem gab die Deutsche Bank einen Rekordverlust im dritten Quartal bekannt, weil Abschreibungen und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten den aktuellen Notwendigkeiten angepasst wurden.
Das Reine-Tisch-Machen geht nun in die nächste Runde: Drei von acht Vorständen müssen gehen, sechs neue Vorstände kommen. Im Mittelpunkt der strategischen Neuausrichtung steht die Aufspaltung der Investmentbankingsparte in zwei Bereiche.
In der Tat wird nicht nur der Vorstand und erweiterte Führungszirkel, sondern auch die Unternehmensstruktur grundlegend verändert. Die Deutsche Bank rückt damit vom Investmentbanking ein großes Stück weit ab. Weitere Einzelheiten zur Konzernstrategie wird es bei der Vorlage des Quartalsberichts am 29. Oktober geben.
Dass der Konzernumbau in diesem Ausmaß nicht geräuschlos und ohne Härten vonstattengeht, ist klar. Die Trennung von der Postbank mit 15.000 Mitarbeitern war bereits bekannt. Analysten rechnen damit, dass darüber hinaus im Rahmen des Sparkurses weitere 10.000 Stellen wegfallen könnten.
Doch auch die Aktionäre sind noch nicht aus dem Schneider. Zwar gab es nach Bekanntwerden der Maßnahmen eine Erleichterungsrallye bei der Aktie, aber aufgrund der starken Belastungen wurde auch eine Dividendenreduzierung angekündigt. Womöglich fällt die Dividende für das Geschäftsjahr 2015 sogar komplett weg.
Kurz und kompakt

John Cryan hat neue Hoffnungen geweckt. Daran ändern auch die neuen Vorwürfe und Strafandrohungen aus den USA nicht wirklich etwas. Charttechnisch hat die Aktie mit dem Sprung über 26 Euro den mittelfristigen Abwärtstrend gebrochen. Ein erneuter Rückgang bis in den Bereich von 26,00/26,50 Euro wäre eine gute Einstiegschance.
Themen: Strafzahlung, Konzernumbau, Dividende, Charttechnik