E.ON: Nach Aufspaltung wieder ein Kauf?

E.ON hat die Aufspaltung beschlossen. Ist die Aktie wieder ein Kauf?

(Stefan Böhm) Am vergangenen Mittwoch fand die lange erwartete Hauptversammlung von E.ON in Essen statt. Wichtigster Tagesordnungspunkt: Die Abstimmung über die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen. Für die leidgeplagten E.ON-Aktionäre soll dadurch endlich wieder Mehrwert generiert werden. Doch kann der Plan von E.ON-Chef Johannes Teyssen funktionieren? Die Aktionäre glauben das oder sehen zumindest keine Alternative. 99,68 Prozent der Aktionäre stimmten für die Aufspaltung. 

Klar ist, dass der E.ON-Konzern in seiner bisherigen Form nicht dauerhaft überlebensfähig ist. Der Plan ist daher folgender: Das zukunftsträchtige Geschäft mit Erneuerbaren Energien und den Netzen ist das zukünftige Kerngeschäft des „neuen“ E.ON-Konzerns. Die Gas- und Kohlekraftwerke werden in die neue Gesellschaft Uniper ausgelagert. E.ON-Chef Teyssens Botschaft an die Aktionäre: „Sie können künftig selbst entscheiden, ob Sie lieber in die neue oder die klassische Energiewelt oder in beide investieren wollen.“ Sowohl das eine als auch das andere sollten Sie sich jedoch gründlich überlegen!

In der neuen Gesellschaft Uniper werden künftig die konventionellen Kraftwerke (Gas, Kohle), der Energie- und Rohstoffhandel sowie die Russland-Geschäfte weitergeführt – inklusive der Beteiligung an einem russischen Gasfeld und der Gaspipeline Nord Stream. Im vergangenen Jahr wäre Uniper auf einen Umsatz von 92 Mrd. Euro und ein Vorsteuerergebnis von 801 Mio. Euro gekommen. Bis auf die Atomkraftwerke hätte Uniper sämtliche Problemgeschäftsfelder der alten E.ON geerbt. Die verbleiben nämlich bis zur endgültigen Abschaltung bei der neuen E.ON. Das Kerngeschäft der neuen E.ON besteht in Zukunft allerdings aus den erneuerbaren Energien, den Energienetzen und dem Vertrieb. Der neue Energiekonzern wird sich auf rund 23 Mio. Kunden in ganz Europa und 41.000 Mitarbeiter stützen können (Uniper: 14.000 Mitarbeiter). 2015 hätte die neue E.ON einen Umsatz von 43 Mrd. Euro erzielt, weniger als die Hälfte von Uniper. Das Ergebnis von 3,6 Mrd. Euro wäre allerdings mehr als viermal so hoch wie das von Uniper.

Ist die neue E.ON-Aktie wieder kaufenswert?

Der Trennungsplan soll wie folgt vonstatten gehen. E.ON will sich in einem ersten Schritt von 53,35 Prozent der Uniper-Anteile trennen. Wenn Sie zehn E.ON-Aktien Ihr Eigen nennen, können Sie sich über ein Uniper-Papier freuen, das Ihnen in´s Depot gebucht wird. Die restlichen Anteile sollen mittelfristig komplett losgeschlagen werden. Aus steuerlichen Gründen allerdings frühestens Ende 2017. Doch was ist von Uniper künftig zu erwarten und was von der neuen E.ON? Analysten und Fondsmanager haben im Vorfeld gefordert, dass beide Unternehmen ein klares Profil bekommen sollen, um den Anlegern eine Entscheidung zu erleichtern. Bei Uniper ist das gelungen, allerdings nicht im Sine des Erfinders. Alle Problemsparten der Vergangenheit werden auch bei Uniper die Problemsparten bleiben. Ein Kohlekraftwerk wird nicht rentabler, weil es plötzlich zu einem anderen Konzern gehört. Uniper ist letztlich nichts anderes als die Wette auf eine steigende Auslastung und steigende Strompreise. Für Experten ist das reines Wunschdenken. Ob Uniper jemals wachsen kann, ist daher mehr als zweifelhaft. Entsprechend unsicher sind die Aussichten für die Uniper-Aktie. Uniper ist daher weder etwas für Value-Investoren und auch für spekulativ gesinnte Anleger gibt es zahlreiche bessere Alternativen. 

Doch auch die neue E.ON ist nicht das klare und vor allem grüne Investment, als das es Johannes Teyssen gerne hinstellt. Die Atomkraftwerke hätten eigentlich auch zu Uniper ausgelagert werden sollen. Das verhinderte die Politik und nun ist die Atomsparte ein Klotz am Bein der neuen E.ON. Geht es nach der Bundesregierung, dann sollen die vier Atomkonzerne insgesamt 23,3 Mrd. Euro in einen Fonds einzahlen, der dann den Abriss der Atomkraftwerke und die Endlagerung übernimmt. Der E.ON-Anteil dürfte 10 Mrd. Euro betragen. Dafür hätte E.ON aber sämtliche Haftungsrisiken los. Eigentlich ein guter Deal, der aber wegen der finanziellen Belastungen auf Kosten von Zukunftsinvestitionen geht. 

Wie sich die Aussichten der beiden Unternehmen auf lange Sicht gestalten, daran scheiden sich die Geister. Einigkeit besteht nur darin, dass es nicht leicht wird, weder für Uniper, noch für die neue E.ON. Dass Uniper zu einer Dividendenaktie wird, wie wir sie von den Versorgern aus früheren Zeiten kennen, ist eine Illusion. Die hohen Dividendenrenditen, die Analysten für Uniper vorhersagen stehen auf einem wackeligen Fundament. Denn der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass die Frage, ob Uniper langfristig überhaupt überlebensfähig ist, keinesfalls geklärt ist. Unrentable Kraftwerke sind schließlich keine Goldesel. Und auch wenn Uniper nicht in ein paar Jahren pleite geht, muss man sich fragen, ob das Unternehmen Dividenden in dieser Größenordnung überhaupt zahlen kann, schließlich hat Uniper von der alten E.ON auch noch 4,7 Mrd. Euro Schulden geeerbt. Die neue E.ON startet zwar mit besseren Voraussetzungen, doch ein Überflieger wird sie sicher nicht. Bis die Schmerzen der Vergangenheit verdaut sind, wird es sehr lange dauern.

Chart & Info
E.ON Aktie
  • WKN / ISIN
    ENAG99 / DE000ENAG999
  • E.ON-KGV
    2016e: 12,1 / 2017e: 12,3
  • Dividendenrendite
    2016e: 4,4 Prozent
  • Marktkapitalisierung
    16,66 Mrd. EUR
  • Meine Einschätzung
    kurzfristig seitw langfristig seitw

Fazit

sprechblase Kurz und kompakt

Stefan Böhm

Uniper steht für „Unique Performance“. Das klingt wie Realsatire, ist aber leider wahr. Uniper ist jedoch eher ein Sanierungsfall als ein Börsenliebling, der Anleger begeistert. In einem konservativen Depot hat die Aktie nichts verloren und auch für spekulative Anleger gibt es bessere Papiere. Die neue E.ON hat zwar deutlich bessere Zukunftsperspektiven, doch sie startet wegen der Atomaltlasten mit angezogener Handbremse. Wenn überhaupt ist die neue E.ON nur für Sie interessant, wenn Sie schmerzresistent sind und einen langen Atem haben.

Wenig Zeit?
Wertpapier: E.ON
Themen: E.ON, Uniper, Hauptversammlung, Erneuerbare Energien, Energiewende, Atomausstieg