Evonik: Übernahme in den USA schafft Kursphantasie
Evonik tätigt in den USA eine Milliardenübernahme. Kann die Aktie davon profitieren?

(Stefan Böhm) Der Chemiekonzern aus dem MDAX steht schon lange wegen seines einseitigen Geschäftsmodells in der Kritik. Zu stark sei man vom Geschäfts mit Zusatzstoffen bei Tiernahrung abhängig, so die Analysten, zu zyklisch die Aktie. Mehrere Anläufe in der Vergangenheit, dieses Manko durch einen Zukauf zu beheben, scheiterten. So griff Evonik trotz einer gut gefüllten Kriegskasse nicht beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant zu, obwohl dieser gut zu Evonik passen würde.
Nun aber hat Evonik-Chef Klaus Engel zugeschlagen: In den USA kauft der Konzern von Air Products das Spezialadditiv-Geschäft. In dieser Sparte werden unter anderem Stoffe für Schäume, die in Möbeln oder Autos zum Einsatz kommen, hergestellt. Auch Härtungsmittel für Bodenbeläge oder Schiffsbeschichtungen sind Teil des Geschäfts, das 2015 einen Umsatz von rund 1,1 Mrd. USD und ein EBITDA (operativer Gewinn) von 242 Mio. USD erzeugte. Die Marge beträgt stolze 22%. Evonik legt dafür 3,8 Mrd. USD auf den Tisch. Wie der Konzern mitteilte, soll die Transaktion noch in diesem Jahr abgeschlossen werden und sich bereits 2017 positiv auf das Ergebnis je Aktie von Evonik auswirken.
Evonik Aktie mit neuer Kursphantasie
Mit dem Zukauf scheint Evonik endlich der lange erhoffte Wurf zu gelingen. Nicht nur, dass sich der Konzern mit einem margenstarken neuen Geschäftsfeld verstärkt, durch die Air Products Sparte bekommt Evonik auch ein Standbein in den USA und auf dem asiatischen Markt. Die Nachfrage nach den Produkten dieser Sparte nimmt laut Evonik stark zu. Der Markt für diese Additive soll daher künftig deutlich schneller wachsen als die Nachfrage nach Chemieprodukten insgesamt.
Zugleich reduziert sich die Abhängigkeit von Europa und man sichert sich gegen konjunkturelle Schwankungen in einzelnen Regionen ab. Mit dem zügigen Abschluss des Deals und einer schnellen Integration in den Evonik-Konzern stehen die nächsten Schritte bereits fest. An der starken Bilanzposition ändert sich durch den Zukauf übrigens nur wenig. Zudem ergeben sich für Evonik positive Steuereffekte mit einem Barwert von mehr als 500 Mio. USD.
Die Aktie hat auf die Nachricht heute positiv reagiert und die Widerstandszone zwischen 28,00 und 28,35 Euro überwunden. Aus charttechnischer Sicht ist damit der Weg zumindest bis zur 200-Tage-Linie bei 30 Euro frei. Mittelfristig rückt wieder der Widerstand bei 34 Euro ins Visier.

- Aktueller Kurs
28,16 EUR - WKN / ISIN
EVNK01 / DE000EVNK013 - KGV 2016e / 2017e
11,2 / 10,4 - Marktkapitalisierung
12,98 Mrd. EUR - Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt

Endlich positive Nachrichten von Evonik. Mit dem Zukauf der Air Products Sparte in den USA ist ein zukunftsträchtiger Deal gelungen. Die Aktie hat bereits positiv reagiert und ein charttechnisches Kaufsignal geliefert. Freilich gibt es bei Übernahmen immer auch Risiken und Nebenwirkungen. Hier jedoch stehen die Chancen gut, dass für die Aktionäre ein echter Mehrwert gewonnen wird.
Themen: Chemie, Übernahme, USA