T-Mobile-Fusion wieder unsicher: Neue Einstiegsgelegenheit für Telekom-Aktie?

T-Mobile US bekommt im Fusionspoker mit Sprint Konkurrenz. Was heißt das für die T-Aktie?

(Stefan Böhm) Die Aktie der Deutschen Telekom profitierte in den letzten Monaten von den Spekulationen über die Zukunft der US-Tochter T-Mobile US. Eine Fusion mit dem Mobilfunkkonzern Sprint würde einen Konzern mit 70 Mrd. US-Dollar Umsatz schaffen. Derzeit liegen T-Mobile US und Sprint auf dem US-Mobilfunkmarkt hinter AT&T und Verizon auf den Plätzen 3 und 4. Eine Fusion würde die Zahl der Anbieter nicht nur reduzieren, sondern auch die Gewichte am Markt massiv verschieben. T-Mobile US galt lange Zeit als schlechtes Geschäft, die Telekom versuchte daher zunächst, die seinerzeit ungeliebte US-Tochter zu verkaufen. Erst als Landeschef John Legere vor vier Jahren begann, viel Geld in den Netzausbau und Werbung zu stecken, kam die Trendwende und T-Mobile US galt auf einmal als Kronjuwel im Telekomkonzern.

Eine Fusion mit Sprint sollte – so die bisherigen Informationen – als sogenannter "Paperdeal" über die Bühne gehen. Das heißt, es sollte kein Geld fließen, sondern nur Aktien getauscht werden. Sprint wäre dabei mit einer Marktkapitalisierung von rund 32 Mrd. US-Dollar der Juniorpartner, denn T-Mobile US bringt inzwischen 52,5 Mrd. US-Dollar auf die Waage. Laut Finanzchef Braxton Carter würden durch ein solches Geschäft Einsparungen von über 30 Mrd. US-Dollar möglich werden. All diese Pläne scheinen jetzt aber wieder auf der Kippe zu stehen, denn das Wall Street Journal berichtet, dass Sprint in zweimonatige Exklusivverhandlungen mit den Kabelanbietern Charter und Comcast eingetreten sei. Während dieser Zeit sollen die Gespräche mit T-Mobile US ruhen.

Telekom-Aktie nach Kursrücksetzer wieder ein Kauf?

Damit liegen alle Optionen auf dem Tisch. Die beiden US-Kabelnetzbetreiber könnten in das Sprint-Mobilfunknetz investieren oder auch direkt Sprint übernehmen. Im Gegenzug würden diese Zugriff auf Mobilfunkangebot und -dienste erhalten. Für einen solchen Deal sprechen auch regulatorische Bedenken. In den letzten Jahren gab es bereits mehrere Versuche zur Konsolidierung. So wollte beispielsweise AT&T 2011 Sprint für 39 Mrd. US-Dollar übernehmen, was jedoch von den Wettbewerbsbehörden untersagt wurde. Auch Sprint wollte vor drei Jahren bereits einmal T-Mobile US übernehmen, was ebenfalls nicht genehmigt wurde. Ein Deal Sprint/Comcast/Charter hätte womöglich bessere Genehmigungschancen, denn die Zahl der Wettbewerber würde sich im Gegensatz zu einer Fusion von Sprint mit T-Mobile US nicht verringern.

Die Berichte könnten jedoch auch einen anderen Hintergrund haben. So sollen die Gespräche zwischen Sprint und T-Mobile US bislang nur sehr schleppend verlaufen sein. Womöglich möchte Sprint den Druck auf T-Mobile US erhöhen und den Preis für eine Fusion in die Höhe treiben. Ein Deal mit der Telekom-Tochter ist immer noch möglich, allerdings keinesfalls mehr so wahrscheinlich wie noch vor kurzem.

Die Aktie der Deutschen Telekom hat auf die jüngsten Meldungen mit deutlichen Kursabschlägen reagiert. Mit dem Rückfall an die Aufwärtstrendlinie bei 16 Euro und die knapp darunter verlaufende 200-Tage-Linie hat die Telekom-Aktie seit Mitte Mai über elf Prozent verloren. Aus charttechnischer Sicht ist die Zeit damit reif für eine Gegenbewegung.

Chart & Info
Deutsche Telekom-Aktie
  • WKN / ISIN
    555750 / DE0005557508
  • Aktueller Kurs
    16,25 EUR
  • KGV2017e / 2018e
    21,4 / 17,3
  • Dividendenrendite 2017e
    3,9 Prozent
  • Meine Einschätzung
    kurzfristig auf langfristig auf

Fazit

sprechblase Kurz und kompakt

Stefan Böhm

Die Fusionsbemühungen von T-Mobile US haben einen herben Dämpfer erhalten. Ad acta legen muss die Telekom ein mögliches Geschäft mit Sprint jedoch noch nicht. Doch selbst wenn sich Sprint für die Kabelnetzbetreiber entscheiden würde, gäbe es noch andere Optionen für T-Mobile US, beispielsweise den TV-Satellitenbetreiber Dish. Zwar ist ein Einstieg in die Telekomaktie unter diesen Umständen eine sehr spekulative Angelegenheit, charttechnisch orientierte Anleger können dennoch zumindest auf eine kurzfristige technische Gegenreaktion setzen.

Wenig Zeit?
Wertpapier: Deutsche Telekom
Themen: Telekommunikation, Mobilfunk, USA, Fusion, Wachstum, Sprint, T-Mobile US