Der Ölpreis fällt wieder
Nach einer längeren Stabilisierung sackt der Ölpreis wieder ab. Wie billig wird Öl noch?
Ende 2014 gab es einen enormen Preisrutsch am Ölmarkt. Um mehr als die Hälfte verbilligte sich das Rohöl an den internationalen Märkten, das betraf sowohl die Nordamerikasorte WTI als auch die europäische Ölsorte Brent.

An den Märkten sorgte das für enorme Turbulenzen. So gaben z. B. die Aktienkurse der Ölkonzerne oder die Börsen erdölexportierender Länder stark nach. Nach einem Tiefstand in den ersten Wochen des Jahres konnte sich der Ölpreis aber wieder erholen und anschließend stabilisieren. Das schien viele Experten zu bestätigen, die damit rechneten, dass sich Angebot und Nachfrage am Ölmarkt wieder einpendeln.
Doch anscheinend war die Stabilisierung nur eine Verschnaufpause: Der Ölpreis kam in den letzten Tagen wieder stark unter Druck und fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang April. Woran liegt das?
Konkurrenzkampf sorgt für Preisrutsch bei Öl
Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen: Der Preisrutsch Ende letzten Jahres war vor allem auf eine Angebotsschwemme zurückzuführen. Die USA exportieren dank der Ausbeutung von Ölschieferbeständen und neuer Ölquellen erst seit kurzem Rohöl.
Die etablierten Ölproduzenten, vor allem die Golfstaaten, sehen dadurch ihre Marktposition gefährdet und versuchen die lästigen Konkurrenten durch eine Erhöhung der eigenen Förderung aus dem Markt zu drängen. Die Chancen dafür standen nicht schlecht, denn viele Ölquellen in den USA produzieren zu hohen Kosten, sind folglich nur bei einem hohen Ölpreis rentabel.
Die USA produzieren wieder mehr Öl
Die US-Firmen wären daher gezwungen, ihre Förderung einzuschränken, so die Kalkulation der Saudis und anderer Produzenten. Das schien auch zu funktionieren, denn sieben Monate lang fiel die Zahl der Förderstellen in den USA. Doch jetzt scheint sich das wieder zu ändern, denn erstmals stieg die Zahl der aktiven Bohrstellen wieder. Den US-Firmen ist es offenbar gelungen, die Kosten zu senken. Experten schätzen, um satte 15 bis 20 US-Dollar je Barrel!
Das ist keine gute Nachricht für die Saudis und die anderen Produzenten am Golf, die nun den Preiskampf fortsetzen müssen. Für die Verbraucher z. B. in Deutschland ist das jedoch erfreulich, denn über kurz oder lang könnten die Preise an den Zapfsäulen oder bei Heizöl wieder sinken. Zumindest dürfen Sie noch lange mit niedrigen Preisen rechnen!
Kurz und kompakt

Der Preis je Barrel Brent Oil hat mit dem Fall unter 62,00 USD eine wichtige Unterstützung unterschritten. Grund dafür war neben dem weiter steigenden Angebot die Sorge vor einem Rückgang der Nachfrage. Der Ölpreis kann nun die Marke von 55 USD ins Visier nehmen. Langfristig rechne ich mit einer Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau.
Themen: Ölmarkt, Konkurrenzkampf, USA, Ölangebot