Platzt der US-Automarkt?
Neue Rekorde bei US-Autokrediten! Droht eine Blase, deren Platzen das System ins Wanken bringt?
(Stefan Böhm) Kommt das Gespräch auf Privatkredite, so denkt man unweigerlich an die vielen notleidenden Immobilienkredite, die 2007/08 zum Platzen der Blase am US-Immobilienmarkt geführt haben. Eigentlich soll sich ein Desaster dieser Art nicht mehr wiederholen. In einem anderen Bereich der Kreditwirtschaft gibt es allerdings Warnsignale, die Befürchtungen über das Platzen einer neuen Kreditblase schüren: die US-Autokredite.
Rund 86 Prozent aller Neuwagen und 55 Prozent aller Gebrauchtwagen werden in den USA finanziert. Neuwagen kosten im Schnitt 29.000 USD, Gebrauchte 17.000 USD. Viele Verbraucher stecken schon in einem Teufelskreis und müssen über 100 Prozent der Kaufsumme finanzieren, denn oft ist der alte Wagen noch nicht ganz abbezahlt. Die Autokredite summieren sich inzwischen auf über 1,1 Billionen USD und schon jetzt ist sicher, dass ein großer Teil dieser Kredite nie vollständig zurückgezahlt wird. Rund ein Drittel der Schuldner werden dem Subprime-Segment zugeordnet, von diesen wackeligen Krediten gilt wiederum ein Drittel nur dann noch als eintreibbar, wenn der Schuldner im Lotto gewinnt. Kommt Ihnen bekannt vor, oder? Dass Kreditnehmer, die eigentlich nicht kreditwürdig sind, Wucherzinsen von 20 Prozent zahlen müssen, ist dabei fast nur eine Randnotiz. Doch damit nicht genug. Auch die Auto-Kredite wurden gebündelt und als sogenannte Asset Backed Securities (ABS) verkauft. Eine weitere Parallele zu 2008.
Verluste bei Subprime-Finanzierern
Wie wir wissen, geht so etwas nur gut, solange alle Rädchen im System sich wie geplant drehen. Sobald jedoch irgendwo etwas ins Stocken gerät, droht die Katastrophe. Nun sind sinkende Gebrauchtwagenpreise und steigende Kreditausfallraten zu beobachten. Das jedoch ist genau der Mix, der damals auf dem US-Häusermarkt zu beobachten war. Subprime-Finanzierer schreiben daher trotz Wucherzinsen derzeit Verluste. Dreht sich das Rad weiter wie bisher, so könnten auch die ABS-Käufer bald auf Sicherheiten sitzen, die nur noch sehr wenig wert sind. Im Finanzsektor würde dies tiefe und schmerzhafte Spuren hinterlassen. Eines muss man aber auch festhalten: Der US-Automarkt ist ein paar Nummern kleiner als der US-Immobilienmarkt, der damals mit rund 9 Billionen US-Dollar bewertet wurde. Das gesamte Finanzsystem dürfte daher nicht gefährdet sein, das Potenzial zu einer ausgewachsenen Branchenkrise – auch bei den Autoherstellern – sollte dennoch nicht unterschätzt werden!

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1,167 Bio. US-Dollar (Q1 2017) - Kommentar
Seit 2011 steigen die US-Autokredite unaufhörlich in die Höhe. Auch nicht kreditwürdige Kunden bleiben nicht außen vor. Rund ein Drittel der Kredite gilt daher als gefährdet.
Kurz und kompakt

Die US-Autoverkäufe basieren zu einem großen Teil auf Finanzierungen, die wie vor 2008 bei den Hauskrediten großzügig auch an nicht kreditwürdige Kunden verteilt werden. Es sind daher große Ausfälle zu befürchten, die einen Teil des Finanzsystems erschüttern werden. Der US-Automarkt ist jedoch nicht der US-Häusermarkt. Eine Finanzkrise im Ausmaß von 2008 ist daher eher unwahrscheinlich, solange nicht noch weitere Missstände hinzukommen. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise die US-Studienkredite zu nennen, die mit 1,4 Bio. US-Dollar ein noch höheres Volumen als die US-Autokredite haben.
Themen: USA, Automobil, Kredite, Subprime, Blase, Finanzkrise