Volatilitäts-ETFs
Stärken und Schwächen!
(Lars Erichsen) ETFs mit Fokus auf geringe Schwankungen, oft als Low-Volatility- oder Minimum-Volatility-ETFs bezeichnet, erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Am Markt gibt es inzwischen rund 30 verschiedene Produkte, die dieses Konzept abbilden und das mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Einige konzentrieren sich auf Europa, andere auf den MSCI World, den MSCI USA oder auch direkt auf den S&P 500 und manche bauen noch ein Konstrukt und verknüpfen niedrige Voltilitäts-Aktien mit hohen Dividenden-Titeln. Die Auswahl ist breit, die Ergebnisse sind es ebenfalls.
Wichtig ist dabei zu verstehen: Low-Volatility ist kein einheitliches Konzept und schon gar kein Allheilrezept. Je nach Region, Indexkonstruktion und Marktphase können sich die Renditen deutlich unterscheiden. Genau hier liegt auch der Knackpunkt. Es kommt stark darauf an, wo und wann man investiert. Die Performance-Unterschiede zwischen einzelnen Volatilitäts-ETFs können teils erheblich sein.
Grundsätzlich gilt: In starken Aufwärtsphasen, wenn Märkte nahezu ungebremst nach oben laufen, schneiden Volatilitäts-Indizes in der Regel weniger gut ab. Nicht schlecht – aber eben schwächer als der breite Markt. Ihr eigentlicher Zweck zeigt sich erst dann, wenn es ungemütlich wird. In klaren Abwärtsphasen oder bei erhöhten Marktschwankungen spielen diese ETFs ihre Stärken aus, weil sie tendenziell deutlich weniger verlieren als klassische Markt-Indizes.
Low-Volatility-ETFs sind damit kein Instrument, um jede Rallye voll mitzunehmen, sondern eher ein Baustein für Anleger, die Wert auf Stabilität, geringere Schwankungen und einen ruhigeren Verlauf im Depot legen. Ob und wie sinnvoll sie sind, hängt letztlich vom eigenen Anlageziel, der Marktphase und der regionalen Ausrichtung ab.
Zahlreiche Investitions-Möglichkeiten
Low-Volatility-ETFs folgen alle dem gleichen Grundgedanken: Sie greifen auf bekannte Aktien-Indizes zurück und stellen daraus Portfolios zusammen, die möglichst wenig schwanken. Der Ansatz ist je nach Region und Index jedoch unterschiedlich.
In Europa setzt der iShares Edge MSCI Europe Minimum Volatility UCITS ETF auf den MSCI Europe Minimum Volatility Index. Grundlage ist der MSCI Europe Index mit den größten und liquidesten Unternehmen aus 15 europäischen Industrieländern – allerdings so gewichtet, dass die Schwankungen insgesamt reduziert werden.
Der Invesco EURO STOXX High Dividend Low Volatility ETF kombiniert niedrige Volatilität mit hohen Dividenden. Sein Index bündelt 50 europäische Unternehmen, die stabile Kurse und attraktive Ausschüttungen miteinander verbinden sollen.
Einen zusätzlichen Nachhaltigkeitsfokus bringt der BNP Paribas Low Volatility Europe Index mit. Auch hier stehen schwankungsarme europäische Aktien im Mittelpunkt, allerdings gefiltert nach ESG-Kriterien wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
Global ausgerichtet ist der iShares MSCI World Minimum Volatility Index. Er basiert auf dem MSCI World Index mit Aktien aus 23 Industrieländern und optimiert dieses breite Universum gezielt auf geringere Schwankungen.
Auch Schwellenländer lassen sich mit einem defensiveren Ansatz abdecken. Der Invesco FTSE Emerging Markets High Dividend Low Volatility Index konzentriert sich auf dividendenstarke Titel aus den Emerging Markets, die gleichzeitig eine vergleichsweise niedrige Volatilität aufweisen.
In den USA bilden zwei Indizes die wichtigsten Varianten ab. Der iShares S&P 500 Minimum Volatility Index stellt ein schwankungsärmeres Portfolio innerhalb des S&P 500 zusammen. Der Invesco S&P 500 Low Volatility High Dividend Index ergänzt diesen Ansatz um eine besonders hohe Dividendenrendite.
Mein Fazit
Obwohl alle diese ETFs das Ziel haben, Kursschwankungen zu reduzieren, unterscheiden sich Region, Methodik und Ergebnisse teils deutlich. Genau darin liegt der Reiz und die Herausforderung von Low-Volatility-Strategien, eine Übersicht zu den ETFs gibt’s anbei:

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert: - - - Die Informationen in diesem Newsletter stellen keine Empfehlungen im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar.
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