Gold ist nach längerer Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen, Silber übrigens auch. Auslöser dafür war zu Wochenbeginn der Raketenabschuss durch Nordkorea, das hatte weltweit die Anleger stark verunsichert und zu einer Flucht in sichere Anlagehäfen wie Gold geführt.
Die Sorgen über eine unmittelbar bevorstehende Eskalation des Nordkorea-Konflikts haben sich zwar wieder etwas gelegt, aber Gold könnte nach dem charttechnischen Kaufsignal vor einer längeren Rallye stehen:
Seit April unternahm Gold mehrere Versuche, über den Bereich von 1.290/1.300 Dollar zu steigen. Nach dem Ausbruch nimmt Gold nun den Bereich von 1.350 und anschließend 1.380 Dollar ins Visier.
Erneuter Rückgang bei den Zinsen hilft dem Goldpreis
Doch die Krisenangst ist nur ein Faktor, der den Goldpreis beeinflusst. Eine wichtige Rolle spielen auch die Geldpolitik und die Realzinsen. Steigen die Zinsen dann wirkt sich das zumeist negativ auf den Goldpreis aus, denn Gold verliert dann an Attraktivität gegenüber Anlagen, die Zinsen abwerfen, wie z.B. Anleihen.
Dieser Zusammenhang gilt allerdings auch umgekehrt: In den letzten Tagen haben sich die Erwartungen an Zinserhöhungen in den USA oder an eine geldpolitische Wende durch die EZB wieder abgeschwächt, was sich auch in einem Rückgang der Renditen an den Anleihemärkten ausdrückt.
Die Umlaufrendite am deutschen Rentenmarkt z.B. ist seit Juli von 0,37 wieder auf 0,12 Prozent gefallen. Auch das gibt de Edelmetallpreisen derzeit Auftrieb.
Spekulanten treiben aktuell Gold nach oben
Allerdings kann sich diese Einschätzung auch wieder drehen, wenn die Notenbanker in den USA und der Eurozone in den nächsten Monaten doch eine Verschärfung der Geldpolitik in Aussicht stellen.
Sie sollten daher nicht vergessen, dass beim aktuellen Anstieg der Notierungen von Gold und Silber auch viel Spekulation mit im Spiel ist.
Offenbar sind vor allem die Akteure am Futuresmarkt für den Kursanstieg verantwortlich, denn bei der realen Goldnachfrage lässt sich aktuell kein Aufwärtstrend feststellen.
Die reale Goldnachfrage entwickelt sich bislang 2017 eher schwach
Im Gegenteil: Besonders die Nachfrage nach Goldfonds (Gold-ETFs) ist in diesem Jahr deutlich gefallen. Sie lag im 1. Halbjahr um 76 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, die gesamte Goldnachfrage gab um 14 Prozent nach. Allerdings brachte das als Vergleich dienende 1. Halbjahr 2016 auch Rekordzuflüsse in die Goldfonds.
Schaut man sich die aktuelle Entwicklung im 2. Quartal an, dann zeigt sich eine leichte Aufwärtsentwicklung bei der Nachfrage nach Goldfonds sowie nach Barren & Münzen. Auch die Juweliere und die Notenbanken – ebenfalls wichtige Goldabnehmer – haben wieder etwas mehr Gold nachgefragt.
Das ist jedoch nicht die Erklärung für die Goldrallye seit Wochenbeginn, für die wie gesagt vor allem Spekulanten verantwortlich sind. Aus meiner Sicht hat das auch sein Gutes, denn wenn langfristig orientierte Anleger auf den Zug aufspringen und verstärkt Gold-ETFs sowie physisches Gold kaufen, dann kann die Aufwärtsbewegung bei Gold noch an Schwung gewinnen.
Mein Fazit zu Gold
Die Rallye der letzten Tage bei Gold ist vor allem spekulationsgetrieben. Der Bruch wichtiger charttechnischer Marken nach einer langen Seitwärtsbewegung spricht aber für sich und lässt in nächster Zeit einen weiteren Preisanstieg erwarten. Langfristig aber wächst die Goldnachfrage und das gibt dem Preis dauerhaft Auftrieb.
Allerdings sorgt die Stärke des Euro dafür, dass der Goldpreis in Euro je Unze weiterhin auf der Stelle tritt. Mittelfristig erwarte ich aber auch hier einen Anstieg.
Anleger, die den Wechselkurseffekt ausschließen wollen, können auf währungsgesicherte Zertifikate ("Quanto") setzen. Das kostet allerdings eine Gebühr von etwa 2,0 Prozent pro Jahr.
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