Der chinesische Autobauer BYD konnte sich im schlechten Marktumfeld für China-Aktien bisher recht gut behaupten, was angesichts der anhaltenden Regulierungswut der chinesischen Regierung auf den ersten Blick verwundert.
BYD besitzt im Segment der E-Autos eine starke Marktstellung in China, weshalb jederzeit ähnlich wie bei den Tech-Konzernen strenge Eingriffe seitens der Kommunistischen Partei erfolgen könnten. Daher stellt sich die Frage, ob trotz der sehr guten Umsatz- und Gewinnprognosen auch weiterhin von einer positiven Kursentwicklung der Aktie auszugehen ist.
Konsolidierung der E-Mobility-Branche
Vor kurzem kündigte Peking an, die schiere Masse an Unternehmen im Bereich Elektro-Mobilität reduzieren zu wollen, was vor allem zu Lasten der kleineren aufstrebenden Unternehmen gehen soll. Aktuell sind in Chinas Elektroauto-Branche etwa 300 Firmen aktiv. Mit dieser Maßnahme möchte die Regierung Überkapazitäten eindämmen und wohl auch einen Sektor schaffen, der staatlich besser kontrolliert werden kann.
Welche Konsequenzen hat dies nun für BYD? Wahrscheinlich erst mal keine, denn der große Vorteil des Unternehmens liegt darin, dass es schon längst auf dem heimischen Markt etabliert ist. Die Nachricht kann daher sogar positiv gesehen werden, da nun die Konkurrenz deutlich ausgedünnt wird.
Außerdem gibt es bei BYD keinen so prominenten chinesischen Milliardär an der Spitze wie z.B. Jack Ma bei Alibaba, der die Regierung in Peking herausfordern könnte. BYD-Chef Wang Chuanfu ist zwar ebenfalls Milliardär, liegt aber laut Forbes „nur“ auf Platz 40 der reichsten Chinesen.
Die größten 10 BYD-Aktionäre sind allesamt westliche Beteiligungsgesellschaften, angefangen mit Warren Buffetts Berkshire Hathaway, der 21,5 Prozent der BYD-Anteile gehören. Vor diesen Firmen muss Peking keine Angst haben, daher sind Eingriffe des chinesischen Staates auch unter dieser Hinsicht wohl eher nicht zu erwarten.
Starke Verkaufszahlen
Zu den wichtigsten Produkten von BYD zählen Automobile (zum Großteil mit elektrischem Antrieb, aber auch teilweise mit Verbrennungs-Motoren), elektrische Busse, Akkumulatoren und Batterien. Der Absatz von PKWs und Nutzfahrzeugen lag im August mehr als 4-mal so hoch wie im Vorjahr.
Insgesamt konnte das Unternehmen 61.409 New Energy Vehicles absetzen. Im August 2020 lag dieser Wert noch bei 15.283. In Zukunft möchte BYD nicht nur in China tätig sein, sondern auch die Expansion in andere Länder vorantreiben.
So wurden bisher 1.000 Elektro-SUVs nach Norwegen ausgeliefert, von wo aus die Expansion nach Europa gestartet ist. Zudem hat der Konzern beispielsweise in Italien und Großbritannien zahlreiche Bestellungen für Elektro-Busse erhalten oder diese inzwischen schon ausgeliefert. Dennoch bleibt China vorerst der mit Abstand wichtigste Markt. Es bleibt daher abzuwarten, inwiefern die Expansion in den kommenden Jahren voranschreitet.
Kennzahlen für die Aktie von BYD |
WKN / ISIN: |
A0M4W9 / CNE100000296 |
Marktkapitalisierung: |
66,34 Mrd. EUR |
KGV 2021e / 2022e: |
118,2 / 77,7 |
Dividendenrendite 2021e: |
0,07% |
Das sagt die Chart-Technik
Nachdem die Aktie ausgehend vom Mai-Tief rund 100 Prozent zugelegt hat, erfolgte im Anschluss eine ausgedehnte Konsolidierung. Kurzfristig sollte die Unterstützung bei ungefähr 26 Euro nicht unterschritten werden. Ein Ende der Konsolidierungsbewegung, und damit ein neues Kaufsignal, würde beim Überwinden des im August erreichten Rekordhochs bei 30,65 Euro entstehen.
Mein Fazit
BYD ist eines der aussichtsreichsten Unternehmen im Bereich der Elektro-Mobilität. Der anhaltende Chip-Mangel wird aber voraussichtlich auch hier dazu führen, dass vorerst keine neuen Rekordzahlen zu erwarten sind.
Problematisch ist trotz alledem die Unberechenbarkeit der chinesischen Regierung und die aktuell hohe Bewertung mit einem KGV von 118. Allerdings ist es durchaus positiv, dass der Konzern schon konstante Gewinne erzielt, was bei der Konkurrenz, wie z.B. bei NIO, nicht selbstverständlich ist.
Für dieses Jahr erwartet BYD eine Steigerung des Umsatzes auf 206,5 Mrd. CNY (umgerechnet 27,5 Mrd. Euro) und für 2022 auf 260,7 Mrd. CNY (ca. 34,8 Mrd. Euro). Angesichts der hohen Klimaschutzziele Chinas kann sich ein Investment bei BYD langfristig lohnen.
(Autor: Julian Ziegler) |