Zugegeben, der Titel meiner Analyse zu Tesla in der letzten Woche "Warum der Aktie bald der Absturz droht!" war etwas provokant gemeint. Dass es so schnell gehen würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. Seit Mittwoch ist die Aktie um 17 Prozent eingebrochen.
Damit wurden mal eben 10 Milliarden Dollar Börsenwert weggewischt:
Kennzahlen für Tesla |
Aktueller Kurs: |
314,92 USD |
WKN / ISIN: |
A1CX3T / US88160R1014 |
Verlust pro Aktie 17e/18e: |
-5,75 USD / -0,75 USD |
Umsatz 2017e: |
11,490 Mrd. USD |
Meine Einschätzung: |
kurzfristig abwärts – langfristig seitwärts |
Die Tesla-Aktie hat ihre seit Dezember bestehende Aufwärtstrendlinie gebrochen.
Alles nur heiße Luft?
Hat sich also in ein paar Tagen fundamental etwas bei Tesla verändert oder wird nur heiße Luft aus einer extrem nach oben gepushten Aktie herausgelassen? Ich stand dem Tesla-Hype schon immer kritisch gegenüber – nicht weil ich der Idee nichts abgewinnen könnte, sondern weil eine Idee und deren Umsetzung zwei paar verschiedene Schuhe sind.
Vor allem der Aufbau einer Massenproduktion im Automobilsektor – davon ist Tesla noch weit entfernt – ist wahnsinnig komplex und verschlingt Unsummen an Geld.
Kein Wunder also, dass bei Tesla Kapitalerhöhungen zum regelmäßigen Ritual gehören wie anderswo das Sahnehäubchen auf dem Kuchenstück.
Die "Wachstumsphantasie" bekommt Kratzer
Doch was war der Auslöser für den Absturz der Tesla-Aktie in dieser Woche? Manchmal ist die Ursachensuche schwierig. Womöglich war es das enttäuschende Abschneiden der Premium-Limousine "Model S" in einem Crash-Test. Ganz sicher aber trug auch eine skeptische Studie von Goldman Sachs zum Ausverkauf bei Tesla bei.
In der Studie wurde die Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die Zahl der Auslieferungen für das Model S und das Model X nicht mehr wachsen werden.
Im 2. Quartal 2017 – soviel ist schon bekannt – waren die Auslieferungen um 53 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, war dies zugleich ein Rückgang um 12 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.
Zwar ist es die offizielle Tesla-Linie, dass die Modelle S und X im zweiten Halbjahr 2017 häufiger ausgeliefert werden, große Sprünge scheint aber der Elektroautobauer selbst auch nicht zu erwarten.
Letztlich also sind es Befürchtungen eines langsameren Wachstums, welche die Tesla-Aktie unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt haben.
Goldman Sachs nennt ein Kursziel von 180 Dollar
Doch ob die Tesla-Aktie tatsächlich schon am Boden angekommen ist, bleibt abzuwarten. Goldman Sachs sieht aufgrund der Probleme beim Aufbau der Produktion und wahrscheinlich enttäuschender Gewinnmargen ein Kursziel von 180 US-Dollar. Das wäre im Vergleich zum Kurs vom Montag eine Halbierung.
Natürlich muss es nicht so schlimm kommen, doch dass die Tesla-Aktie ein hochspekulatives Papier ist, kann nun wirklich niemanden überraschen.
Aus charttechnischer Sicht findet sich das nächste Kursziel bei ca. 258 US-Dollar. Hier verläuft die 200-Tage-Linie. Zugleich wäre dieser Rückgang gerade einmal eine 50prozentige Korrektur der Aufwärtsbewegung, die sich seit Dezember 2016 eingestellt hatte.
Mein Fazit zu Tesla
Die Korrektur bei Tesla war überfällig, einzig der Auslöser fehlte. Nachdem die heiße Luft aus dem Kurs nun abgelassen wird, könnte die Korrektur noch ein ganzes Stück weiterlaufen. Ob es wirklich zum Absturz auf 180 US-Dollar kommen wird, wie es Goldman Sachs befürchtet, bleibt dagegen abzuwarten. Sicher wäre eine solche Mega-Korrektur nicht unmöglich.
Bislang jedoch hielten viele Aktionäre Elon Musk und Tesla ohne Murren die Treue, auch wenn unklar ist, wann Tesla jemals Geld verdienen wird. Sollte sich an dieser Grundstimmung etwas verändern, dann muss für die Tesla-Aktie in der Tat Schlimmstes befürchtet werden.
Doch warum sollte eine solche Zeitenwende ausgerechnet jetzt kommen? Sicher nicht, weil ein paar Modelle weniger ausgeliefert werden als bislang angenommen.
Da müssten schon andere Dinge passieren, etwa eine massive Elektrooffensive der traditionellen Hersteller. Die aber ist (noch) nicht in Sicht. |