Während die deutschen Vorzeige-Unternehmen wie Daimler, BASF oder Siemens mit scharfen Umsatz- und Gewinneinbrüchen und harten Spar- und Umstrukturierungs-Maßnahmen Schlagzeilen machen, konnte der Walldorfer Software-Riese SAP die Anleger mit starken Bilanzzahlen zum 2. Quartal verwöhnen.
Deutschlands einziger Tech-Konzern, der im Konzert der großen US-Riesen mitspielen kann, profitiert vom Trend zur Cloud und Digitalisierung. Ausgerechnet das von der Corona-Krise so stark geprägte zweite Geschäftsquartal sollte es also sein, das die SAP-Aktie auf ein neues Rekordhoch trieb. Doch der Reihe nach.
Boomendes Cloud-Geschäft
Die am Mittwoch überraschend veröffentlichten vorläufigen Geschäftszahlen zeigen zwar um 18 Prozent sinkende Software-Lizenz-Erlöse, der Rückgang war jedoch geringer als im Vorquartal, als es ein Minus von 30 Prozent gab. Doch das ist nicht die eigentlich gute Nachricht, sondern der starke Anstieg der Cloud-Erlöse um 21 Prozent.
Das Cloud-Geschäft ist bei SAP inzwischen so stark, dass es im Gesamtkonzern trotz der sinkenden Lizenzen zu einem Umsatzanstieg von zwei Prozent auf 6,74 Mrd. Euro reichte. Die durchschnittlichen Analysten-Prognosen wurden um rund 100 Mio. Euro übertroffen.
Da es auch bei SAP Sparmaßnahmen gibt, konnte die operative Marge um 1,6 Prozentpunkte auf 28,9 Prozent gesteigert werden. Das Betriebsergebnis legte von April bis Juni um sieben Prozent auf 1,96 Mrd. Euro zu.
SAP-Chef Christian Klein zeigte sich dementsprechend zufrieden, kündigte aber zugleich an, dass man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen werde: „Entsprechend unserer Strategie investieren wir weiterhin in unsere Wachstumsmotoren wie etwa die branchenspezifische Cloud.” Auf eine Erhöhung der Jahresprognose verzichtete SAP daher auch.
Kennzahlen für die Aktie von SAP |
WKN / ISIN: |
716460 / DE0007164600 |
Marktkapitalisierung: |
160,38 Mrd. EUR |
KGV 2020e / 2021e: |
26,7 / 23,7 |
Dividendenrendite 2020e: |
1,2% |
Geht die Rekordfahrt weiter?
An der Börse wurde die Quartalsbilanz mit Begeisterung aufgenommen, die SAP-Aktie sprang am Donnerstag auf ein neues Allzeithoch. Auch am deutschen Aktien-Markt setzt sich damit die Outperformance der Technologie-Aktien fort, denn der DAX ist von seinem Allzeithoch noch ein ganzes Stück entfernt – von den eingangs erwähnten Industrie-Vertretern wie Daimler, BASF oder Siemens ganz zu schweigen.
Aus charttechnischer Sicht hat die SAP-Aktie mit dem Sprung über die Marke von 130 Euro nicht nur einen Rekordstand verzeichnet, sondern zugleich ein Kaufsignal für Trendfolger geliefert. Zwischenzeitliche Korrekturen bleiben zwar möglich, der langfristige Trend zeigt jedoch nach oben. Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie zwar kein Schnäppchen mehr, allerdings aufgrund der Wachstums-Perspektiven dennoch attraktiv.
Mein Fazit
Die langjährigen Investitionen des Software-Konzerns in das Cloud-Geschäft und das entschlossene Kosten-Management zahlen sich allmählich aus. Schon vor der Corona-Krise gab es einen starken Trend zur Digitalisierung und zur Cloud, der dürfte sich nun noch weiter verstärken.
SAP ist ein Profiteur dieser Entwicklung. Zwar sind für weiteres Wachstum auch zukünftige Investitionen notwendig, doch die Kombination von Wachstum und bessere Planbarkeit der Erträge sollte es ermöglichen, dass die Früchte dieser Anstrengungen in Zukunft trotzdem vermehrt geerntet werden können.
(Autor: Stefan Böhm) |