Gold entwickelte sich in den letzten Wochen enttäuschend, seit dem Jahreshoch Anfang September gab der Preis je Unze wieder deutlich nach. Und auch seit Jahresbeginn bleibt die Performance hinter dem zurück, was sich viele Goldfans erwartet haben.
Immerhin: In den letzten Tagen stabilisierte sich der Goldpreis wieder. Das könnte die Basis für einen neuen Aufschwung sein, doch charttechnisch fehlen noch wichtige Signale:
Unterstützungen: |
1.263 – 1.255 – 1.220 Punkte |
Widerstände: |
1.295 – 1.305 – 1.350 Punkte |
Meine Einschätzung: |
kurzfristig seitwärts – langfristig aufwärts |
Nach der Bestätigung der Unterstützung bei 1.263 USD
konnte der Goldpreis wieder zulegen.
Goldnachfrage so schwach wie seit 17 Jahren nicht
Die Schwäche beim Goldpreis hat ihre Gründe: Die jüngst veröffentlichten Zahlen des Branchenverbands World Gold Council zeigen, dass die Goldnachfrage im 3. Quartal so schwach war wie in den letzten 17 Jahren nicht.
Vor allem die mit physischem Gold hinterlegten ETFs verzeichneten im Gegensatz zum ersten Halbjahr einen scharfen Einbruch, ihre Goldnachfrage lag um 87 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Die Zinsentwicklung beeinflusst den Goldpreis
Dazu kommt: Der Goldpreis reagiert häufig auf Veränderungen in der Geldpolitik, jedenfalls kurzfristig. Eine eher lockere Geldpolitik, die zu steigender Inflation führt, lässt den Goldpreis nicht selten steigen, denn schließlich gilt die Anlage in Gold als Inflationsschutz.
Auf der anderen Seite drücken mögliche Zinserhöhungen auf den Goldpreis, weil dadurch andere Anlagen wie Festgeld und Anleihen gegenüber Gold attraktiver werden.
Wohlgemerkt: Das ist kein fester Zusammenhang. Es gibt andere Entwicklungen, die den Einfluss von Inflation und Zinserwartungen überdecken können.
Die Geldpolitik in den USA bleibt locker
Warum ich das erzähle? In der letzten Woche fand eine Sitzung der US-Notenbank statt, auf der eine Anhebung des Leitzinses für Dezember in Aussicht gestellt wurde. Das drückte auf den Goldpreis, aber nur zeitweise, denn es kam nicht unerwartet.
Größere Bedeutung hatte tatsächlich die Nominierung von Jerome Powell zum neuen Vorsitzenden der US-Notenbank. Er wird ab März die bisher amtierende Janet Yellen ablösen. Ein neuer Kopf an der Spitze der mächtigsten Notenbank der Welt also.
Das ist aber schon die einzige Änderung, auf die wir uns einstellen müssen. Powell sitzt schon seit Jahren im Zentralbankrat und hat die Politik seiner Vorgängerin stets abgenickt.
Mit anderen Worten: Die Politik der nur sehr langsamen Anhebung des Leitzinses wird beibehalten. Das wiederum ist positiv für die Nachfrage nach Gold, auch deshalb hat sich der Preis in den letzten Tagen wieder stabilisiert.
Mein Fazit
Die Anleger kauften im 3. Quartal offenbar kaum Gold-ETFs, vermutlich weil das Investment in Aktien attraktiver schien. Sollte aber die Rallye an den Börsen stoppen, dann sind die Goldfonds wieder stärker gefragt, besonders kurzfristig orientierte Profi-Investoren schichten ihre Depots schnell um.
Trader sollten aber einen Anstieg des Goldpreises je Unze über den Widerstand bei 1.295 US-Dollar abwarten, denn das wäre als charttechnische Befreiungsschlag zu werten. Langfristig orientierte Anleger sollten ohnehin einen Anteil von 10 bis 15 Prozent ihres Vermögens in Gold investieren, unabhängig von kurzfristigen Preisentwicklungen. |