Bis zur Corona-Pandemie galten die Größen der System-Gastronomie wie McDonald´s oder Starbucks als vergleichsweise sicheres Investment mit hohem Renditepotenzial. Der weltweite Lockdown bringt jedoch auch die System-Gastronomie in starke Bedrängnis.
Kleinere Player wie Vapiano sind gar in akuter Existenznot, doch auch die Branchen-Riesen bereiten ihre Aktionäre auf Einschnitte und härtere Zeiten vor.
Am Donnerstag warnte der Kaffeehaus-Riese Starbucks seine Aktionäre vor einem massiven Geschäftseinbruch im laufenden dritten Geschäftsquartal. Beim Umsatz sei mit einem Rückgang um bis zu 3,2 Mrd. US-Dollar zu rechnen, der operative Gewinn werde um bis zu 2,2 Mrd. US-Dollar schrumpfen.
In anderen Worten: Im laufenden Quartal wird Starbucks tief in die roten Zahlen rutschen. Das Unternehmen rechnet mit einem bereinigten Quartalsverlust von 0,55 bis 0,70 US-Dollar je Aktie.
Corona-Krise gräbt sich tief in die Zahlen ein
Der Grund für die zwar erschreckende, aber nicht überraschende Entwicklung sind die zahlreichen Schließungen von Filialen aufgrund der Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie. In den wichtigsten Märkten USA und China sind die Umsätze auf vergleichbarer Ladenfläche laut Starbucks-Mitteilung im vergangenen Monat um 21 Prozent beziehungsweise um 43 Prozent eingebrochen.
Inzwischen sind sowohl in den USA als auch in China die meisten Starbucks-Läden zwar wieder geöffnet, dennoch wird der Lockdown bleibende Schäden hinterlassen und auch die Geschäftsstrategie verändern. So sollen in den nächsten eineinhalb Jahren rund 400 Starbucks-Filialen in den USA geschlossen werden. Die für dieses Jahr geplante Neueröffnung von 600 Läden wird auf 300 halbiert.
Mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen wird sich das Geschäft im 4. Quartal zwar wieder verbessern, im Gesamtjahr dürfte sich der Umsatz in den USA dennoch um zehn bis 20 Prozent verringern.
Geschäftsprognosen zu optimistisch?
Der Starbucks-Umsatz könnte jedoch auch noch durch einen anderen durch Corona ausgelösten Effekt dauerhaft leiden. Eine wichtige Kundengruppe sind wohlhabende Arbeitnehmer aus dem städtischen Umfeld, die zum Frühstück bei Starbucks vorbeikamen.
Diese Gruppe von Arbeitnehmern gehört jedoch zu einem großen Teil auch zur neuen „Generation Home-Office“, die womöglich auch nach der Corona-Krise ganz oder teilweise ihre Arbeit von zuhause aus erledigen wird.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Starbucks schnell von den Corona-Einbußen erholen kann, wird dadurch verringert. Die Umsatz- und Gewinn-Prognosen könnten daher noch zu optimistisch sein.
Kennzahlen für die Aktie von Starbucks |
WKN / ISIN: |
884437 / US8552441094 |
Marktkapitalisierung: |
86,72 Mrd. USD |
KGV 2020e / 2021e: |
50,9 / 27,0 |
Dividendenrendite 2020e: |
2,2% |
Die Analysten reduzieren ihre Erwartungen
Auf Basis der Konsensus-Prognosen der Analysten ist die Starbucks-Aktie jedoch mit einem KGV 2020e von 50,9 und von 27,0 für 2021 bereits sehr ambitioniert bewertet.
Am Donnerstag reduzierten die Analysten von KeyBanc ihre Gewinn-Prognose für 2020 auf 0,74 US-Dollar je Aktie und für 2021 auf 2,59 US-Dollar je Aktie. Auf Basis dieser Prognose errechnet sich ein KGV von 100 für 2020 und von knapp 29 für 2021.
Wenn sich andere Analysten dieser Sichtweise anschließen – womit durchaus zu rechnen ist – ist in den nächsten Tagen und Wochen mit einer Serie von Herabstufungen durch die Analystenzunft zu rechnen. Für die Aktie sind daher neue Belastungen zu erwarten.
Aus charttechnischer Sicht hat sich mit dem Kurseinbruch vom Donnerstag bereits ein negatives Chartszenario manifestiert. So ist nach dem Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends der Weg frei bis zum Support bei 61 US-Dollar.
Entwarnung könnte dagegen erst bei einer Rückkehr über 80 US-Dollar gegeben werden, was angesichts des Umfeldes und der hohen Bewertung der Aktie jedoch eher unwahrscheinlich ist.
Mein Fazit
Die Kaffeehaus-Kette wird von der Corona-Pandemie hart getroffen. Frühestens im Geschäftsjahr 2021 ist mit einer spürbaren Erholung der Umsätze zu rechnen, ob das Vor-Corona-Niveau dann schon wieder erreicht oder gar übertroffen werden kann, ist unsicher.
Sollte es außerdem zu einer zweiten Infektionswelle kommen – in den USA gab es in der letzten Woche wieder steigende Zahlen – so dürften die Bremsspuren in der Bilanz noch tiefer ausfallen. Die Starbucks-Aktie erscheint vor diesem Hintergrund auf dem aktuellen Niveau als riskant und wenig attraktiv.
Ein Rückfall bis zum Support bei 61 US-Dollar würde dagegen bessere Einstiegsmöglichkeiten eröffnen, wenngleich das aktuelle Corona-Geschehen bei einem derart sensiblen Geschäftsmodell immer im Blick behalten werden muss.
(Autor: Stefan Böhm) |