Noch Anfang Juni sah es so aus, als könnte Gold eine neue Rallye starten. Die langfristige Abwärtstrendlinie wurde kurzzeitig überschritten, aktuell verläuft sie bei etwa 1.280 US-Dollar je Unze:
Der Goldpreis konnte sich zwar vom Tief Ende 2016 erholen,
hat aber bislang noch nicht die Wende nach oben geschafft.
Die Nachfrage steigt und das Angebot stagniert
Fundamental gesehen spricht jedoch vieles für einen steigenden Goldpreis, denn die Nachfrage wächst stetig, während das Angebot stagniert. Dafür ist auf der einen Seite der auf lange Sicht wachsende Goldbedarf in Schwellenländern wie China, Indien, der Türkei und Vietnam verantwortlich.
Während auf der anderen Seite die Produktion neuen Goldes durch die Minenkonzerne stagniert und in den nächsten Jahren nach den Prognosen des World Gold Council sogar fallen könnte.
Flash-Crashs sind Beweis für starkes Verkaufsinteresse
Doch kurzfristig hat das keinen allzu großen Einfluss auf den Preis. Hier bestimmt vor allem die offenbar wachsende Bedeutung spekulativer Anleger, nicht zuletzt der Futuresmarkt, die Preisschwankungen.
Spektakuläres Zeichen dafür war der Flash-Crash am 26. Juni. Innerhalb von 15 Sekunden brach der Gold-Future um 15 US-Dollar - ein. Der Preiseinbruch wurde dann aber schnell wieder wettgemacht.
Ob ein sogenannter „Fat-Finger“, also eine unbeabsichtigte Order, oder eine Vielzahl von ausgeführten Stopp-Aufträgen ursächlich war, konnte nicht aufgedeckt werden. An Zufall mag ich nicht glauben, denn am 6. Juli gab es erneut einen Flash-Crash, diesmal bei Silber.
Manipulation am Goldmarkt?
Der eine oder andere sieht darin einen Beweis dafür, dass die Edelmetallpreise manipuliert werden. Für mich ist das eher ein Zeichen dafür, dass viele Anleger zu schnell ihre Positionen bei Gold und Silber abbauen wollten. Der Preisrückgang ist dann durch automatische Stopp-Aufträge außer Kontrolle geraten.
Neben charttechnischen Gründen hat vor allem der Anstieg der Realzinsen, der durch den Politikwechsel der Notenbanken ausgelöst wurde und sich auch in einem Rückgang des Euro-Bund-Future zeigt, viele Gold-Bullen dazu bewegt ihre Long-Positionen abzubauen. Steigende Realzinsen sind meist schlecht für den Goldpreis.
Mein Fazit zu Gold
Der in den letzten Wochen zu beobachtende Anstieg der Realzinsen ist nicht von Dauer. Gold wird als Anlagegut gefragt bleiben. Dazu kommt, dass die durchschnittlichen Produktionskosten je Unze Gold zwischen 900 und 1.100 Dollar liegen, also nicht weit unter dem aktuellen Preis.
Das kann auch für spekulative Anleger ein Grund sein, erneut Long-Positionen einzugehen. Kurzfristig befindet sich Gold aber noch im Abwärtstrend, das würde sich erst bei einem Anstieg über 1.240 USD wieder ändern.
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