Es war der größte und längste Ausfall seit vielen Jahren. Am 4. Oktober waren die wichtigsten Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp rund 7 Stunden lang nicht erreichbar. Die Ursache lag an einer fehlerhaften Neukonfiguration und damit am Konzern selbst.
So entgingen Facebook pro Stunde mehr als 10 Millionen US-Dollar an Werbeeinnahmen, auch der Aktienkurs gab deutlich nach. Während des Ausfalls zeigte sich, wie abhängig das Geschäftsmodell vom reibungslosen technischen Ablauf der Plattformen ist. Immerhin erzielt man den größten Teil seines Umsatzes mit Werbeeinnahmen.
Es stellt sich daher die Frage, ob der Konzern das Vertrauen seiner Kunden auch langfristig behalten kann, auch weil dieses Vertrauen jüngst durch neue Enthüllungen erschüttert wurde.
Vorwürfe einer Whistle-Blowerin
Der Ausfall war nicht der einzige Aufreger in den vergangenen Wochen. Facebook steht auch aufgrund von Vorwürfen der ehemaligen Mitarbeiterin Frances Haugen in der Kritik. Das Wall Street Journal und der US-TV-Sender CBS berichteten über Haugens schwere Vorwürfe gegen den Tech-Konzern. Facebook unternehme nicht genug gegen Hass auf den sozialen Plattformen, das Gegenteil sei der Fall:
So soll Facebook weiterhin an Algorithmen festgehalten haben, die Falsch-Informationen und Hassreden bevorzugen, weil dadurch mehr Aufmerksamkeit erregt werde und dadurch letztlich auch mehr Werbeeinnahmen. Zudem würde Mark Zuckerberg alle wichtigen Entscheidungen im Alleingang treffen. Besonders viel Wirbel brachte die Aussage über den angeblich schädlichen Einfluss von Instagram auf weibliche Teenager und ihr Selbstwertgefühl.
Stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum
Abgesehen von diesen negativen Schlagzeilen läuft das operative Geschäft nach wie vor sehr gut. Nachdem Corona und die damit verbundene Pausierung vieler Werbe-Kampagnen zu einer deutlichen Verlangsamung des Umsatzwachstums führte, nahm gegen Ende vergangenen Jahres die Dynamik wieder zu.
Facebook erweitert laufend sein Angebots-Spektrum, um mit neuen Diensten noch mehr Menschen zu erreichen. Das aktuell größte Projekt, das Metaverse, soll es Nutzern ermöglichen, mithilfe der virtuellen Realität in eine Art Parallelwelt einzutauchen und Inhalte nicht nur anzuschauen, sondern direkt zu erleben.
Durch den Einsatz von neuen Technologien und strategischen Übernahmen von Wettbewerbern steigert Facebook weiter seine Marktposition. Genau dadurch könnten sich in Zukunft allerdings Schwierigkeiten ergeben, denn die Rufe nach einer Regulierung des Konzerns werden immer lauter.
Kennzahlen für die Aktie von Facebook |
WKN / ISIN: |
A1JWVX / US30303M1027 |
Marktkapitalisierung: |
786,8 Mrd. USD |
KGV 2021e / 2022e: |
24,4 / 21,4 |
Dividendenrendite 2021e: |
0,0% |
Das sagt die Chart-Technik
Nachdem die Aktie im Vormonat noch auf ein neues Allzeithoch bei 384 US-Dollar steigen konnte, kam es im Anschluss zu einer Konsolidierung, die sich aufgrund der negativen Schlagzeilen zu einer Korrektur ausgeweitet hat. Der langfristige Aufwärtstrend ist aber weiterhin intakt.
Kurzfristig bietet die 200-Tage-Linie, die aktuell bei ca. 318 US-Dollar verläuft, eine starke Unterstützung. Hier ist der Kurs bereits während der Korrektur im Frühjahr mehrmals nach oben abgeprallt. Wenn sich dieses Szenario wiederholt, könnte der Kurs wieder bis zum Widerstand bei 354 US-Dollar und anschließend Richtung Allzeithoch bei 382 US-Dollar laufen.
Mein Fazit
Das Geschäftsmodell von Facebook funktioniert zwar immer noch prächtig, allerdings hat die Wahrscheinlichkeit für eine Regulierung des Konzerns nach den neuesten Nachrichten zugenommen. Es stellt sich die Frage, wie einschneidend solche Maßnahmen für Facebook werden könnten.
Sollten sie nur leicht ausfallen, wird sich das kaum auf das Umsatz- und Gewinnwachstum des Konzerns auswirken, da sehr viele Unternehmen auch weiterhin gerne auf der Plattform Werbung schalten werden. Langfristig könnte die Aktie daher interessant sein, zumal das KGV 2021e von 24 für einen US-Technologie-Konzern recht niedrig ist.
Kurzfristig sollten Anleger aber zuerst eine charttechnische Stabilisierung abwarten. Das Risiko, dass die Politik den Konzern irgendwann doch noch stärker reguliert bis hin zu einer manchmal diskutierten Zerschlagung, bleibt allerdings bestehen und dürfte bei jeder neuen Enthüllung wieder aufflammen.
(Autor: Julian Ziegler) |