Beim Schweizer Handels-Riesen Nestlé lief es zuletzt wieder besser. Nachdem es zuvor kaum noch Wachstum gab, verzeichnete das Unternehmen im Corona-Jahr 2020 ein organisches Umsatzplus von 3,6 Prozent und übertraf damit die eigene Prognose von 3 Prozent. Der Umsatz wuchs damit so stark wie seit 5 Jahren nicht mehr.
Ausgewiesen in der Bilanz wurde dennoch ein Umsatzminus. Davon sollte man sich aber nicht irritieren lassen, denn im Umsatz von 84,3 Mrd. CHF sind Sparten-Verkäufe berücksichtigt, die 2020 daher nicht mehr in der Bilanz auftauchen. Organisch wuchs der Umsatz, wie bereits beschrieben. Daneben machten sich auch negative Wechselkurseffekte bemerkbar. Der Reingewinn sank um 3 Prozent auf 12,2 Mrd. CHF. Doch auch damit schnitt Nestlé besser ab als erwartet.
Starke Nachfrage nach Tierfutter und Gesundheit
Konzern-Chef Schneider berichtete von einer starken Nachfrage in den Bereichen Tierfutter und Gesundheitsprodukte, die sich im Pandemie-Jahr 2020 als Umsatztreiber erwiesen. Auch im Online-Handel gab es einen rasanten Zuwachs.
Für das Geschäftsjahr 2021 bleibt Nestlé optimistisch. Mehr als 4 Prozent Wachstum seien möglich, so Vorstands-Chef Mark Schneider. Aus diesem Grund können Nestlé-Aktionäre auch auf eine Erhöhung der Dividende von 2,70 auf 2,75 CHF hoffen.
Nachdem bereits schwächere Sparten verkauft wurden, müssen sich Anleger allerdings auch auf größere Zukäufe einstellen. Im Fokus sind Trendprodukte wie z.B. vegane Nahrungsmittel, mit denen der Konzern dann längerfristig in die Zukunft gehen möchte.
Diese Strategie macht prinzipiell Sinn, es kommt dann aber immer auf den Einzelfall an, denn jeder Zukauf muss in den Konzern integriert werden und darf natürlich auch nicht zu teuer sein. Für die Aktie sind Zukäufe daher Chance und Risiko zugleich.
Kennzahlen für die Aktie von Nestlé |
WKN / ISIN: |
A0Q4DC / CH0038863350 |
Marktkapitalisierung: |
287,33 Mrd. USD |
KGV 2021e / 2022e: |
22,5 / 21,1 |
Dividendenrendite 2021e: |
2,8% |
Das sagt die Chart-Technik
Nachdem die Nestlé-Aktie seit September 2019 mehr oder weniger nur seitwärts tendiert – der Corona-Kurseinbruch 2020 wurde schnell wieder aufgeholt – hat sich der Kurs inzwischen an der unteren Begrenzung des Seitwärts-Intervalls bei 100 CHF eingefunden.
Aus charttechnischer Sicht könnte sich hier die Kurstendenz der nächsten Wochen entscheiden. Wird die Unterstützung bei 100 CHF bestätigt, wäre die Basis für eine Rückkehr zur oberen Begrenzung des Trading-Intervalls bei ca. 111 CHF gelegt. Der langfristige Seitwärtstrend wäre dann allerdings immer noch intakt.
Sollten die 100 CHF jedoch nach unten durchbrochen werden, würde sich größeres charttechnisches Abwärtspotenzial eröffnen. Auch ein Rückfall unter 90 CHF könnte dann nicht ausgeschlossen werden.
Mein Fazit
Der Nestlé-Konzern will sich vom schwerfälligen Dampfer wieder etwas zurückentwickeln und mehr Dynamik aufbauen. Der Konzern-Umbau braucht jedoch Zeit. Die Strategie ergibt Sinn, allerdings wird sich erst in ein paar Jahren zeigen, ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.
Aus Sicht der fundamentalen Bewertung ist die Nestlé-Aktie kein Schnäppchen, aber das sind Qualitäts-Aktien sowieso sehr selten. Langfristig orientierten Anlegern bietet sich mit dem Rückfall an die 100 CHF-Marke zwar eine Einstiegs-Gelegenheit, allerdings wie oben beschrieben nicht ohne Risiko.
(Autor: Stefan Böhm) |