Liebe Leserinnen und Leser,
zugegeben, der Elektroautohersteller Tesla Motors bringt eine schöne Story mit, die sich gut verkaufen lässt. Zukunft, Umwelt, Geld verdienen, gutes Gewissen – all dies ist in der Tesla-Aktie vereint.
Dazu kommt mit Unternehmensgründer Elon Musk ein Visionär, der nicht nur die Anleger begeistern kann. Doch hält die hochgejubelte Aktie den hohen Erwartungen stand?
Der bekannte Hedgefonds-Manager Mark Spiegel ist nicht dieser Meinung. Er hat das Kursziel Null US-Dollar ausgegeben.
Eine mehr als mutige Prognose, wenn man bedenkt, dass die Aktie gerade auf ein neues Allzeithoch gestiegen ist:
Kennzahlen: Tesla Motors |
Aktueller Kurs: |
302,51 USD |
WKN / ISIN: |
A1CX3T / US88160R1014 |
Umsatz 2017e/2018e: |
11.386 / 18.957 Mrd. USD |
Gewinn je Aktie 2017e/2018e: |
-4,15 / -1,29 USD |
Meine Einschätzung: |
kurzfristig seitwärts – langfristig abwärts |
Tesla Motors meldete zuletzt gute Absatzzahlen.
Die leicht zu begeisternden Anleger honorierten das mit einer Kursrallye.
Verdient Tesla jemals Geld für seine Aktionäre?
Natürlich verfolgen Hedgefonds eigene Ziele, so verdienen die Finanzjongleure gerne Geld mit Leerverkäufen, also mit Kurseinbrüchen von Aktien. Negative Äußerungen zu einzelnen Unternehmen sollten Sie daher mit Vorsicht betrachten. Falsch sind die Argumente Spiegels deswegen dennoch nicht. Die langfristigen Schulden des US-Konzerns sind Ende 2016 auf 5,8 Mrd. US-Dollar angewachsen.
Ohne die regelmäßigen Kapitalerhöhungen wäre Tesla wahrscheinlich schon pleite. Seit 2007 produziert das "Zukunftsunternehmen" nur Verluste. Die Analysten der britischen Barclays Bank glauben, dass bis 2023 weitere 7,5 Mrd. US-Dollar verbrannt werden. Das Geld werde für die Produktion des neuen, günstigeren Modell 3, die Batteriefabrik und die Integration des Solar-Segments benötigt.
Kapitalerhöhung wird den Kurs belasten
Die nächste Kapitalerhöhung zeichnet sich daher am Horizont ab. Wahrscheinlich schon 2018 wird Tesla seine Aktionäre erneut um Geld bitten. Genau betrachtet ist das eigentlich die Umkehrung der üblichen Verhältnisse: Nicht die Aktionäre bekommen für ihr Kapital Geld von Tesla, sondern sie lieben das Unternehmen so sehr, dass sie immer wieder neues Geld zuschießen.
Noch nicht einmal eingerechnet in den Kapitalbedarf sind technische Probleme, die den Start von Modell 3 im Massenmarkt verzögern könnten. Diese aber sind nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Schon bei den bisherigen Modelleinführungen gab es Rückschläge, das ist bei Neuentwicklungen normal.
Während aber die traditionellen Hersteller bereits über funktionierende Strukturen für Produktion, Qualitätsmanagement, Handel und Werkstätten verfügen, muss Tesla dies alles erst noch aufbauen.
Tesla-Aktie alles andere als ein Selbstläufer
Zudem können Daimler, BMW & Co. Kosten quersubventionieren und so hohe Investitionen in Neuentwicklungen einfacher verkraften und über die gesamte Modellpalette vermarkten. Und es ist ja nicht so, dass die anderen Autohersteller nicht auch an Elektrofahrzeugen für den Massenmarkt arbeiten. Das Tesla Modell 3 soll 35.000 US-Dollar kosten.
Mark Spiegel glaubt, dass die Produktion deutlich teurer ist und mit jedem Modell 3 Verluste eingefahren werden. Sollten die anderen Hersteller zudem billigere Elektroautos anbieten, könnten sich die Probleme des kalifornischen Unternehmens noch verschärfen. Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, doch eines ist sicher: Tesla ist kein Selbstläufer!
Mein Fazit für Tesla Motors
Die Tesla-Story ist sicherlich "elektrisierend", die Fahrzeuge sind nach allem, was ich bisher gehört habe, toll. Mein Problem und das Problem vieler anderer ist: Rechtfertigen die Visionen wirklich eine Börsenbewertung, die bereits jetzt die der US-Autoriesen Ford und General Motors übersteigt? Ich denke nicht.
An eine Pleite wie Hedgefonds-Manager Mark Spiegel glaube ich allerdings auch nicht. Es gibt zu viele Investoren, die bereits zu viel Geld versenkt haben. Die Tesla-Aktie kaufen sollten Sie aber nicht, schon gar nicht auf diesem Kursniveau.
Und was ist mit einem Short-Zertifikat auf Tesla, ist das viel versprechend? Es kann noch lange dauern, bis die Visionen auf realistische Dimensionen schrumpfen, shorten würde ich die Aktie erst, wenn die Charttechnik einen Kursrückgang anzeigt. Das aber ist bislang nicht der Fall. |