Liebe Leserinnen und Leser,
ab Donnerstag kamen die Börsen weltweit kräftig unter Druck. Der Grund ist jedem bekannt: Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium der Trump-Regierung drohen – um es etwas martialisch zu formulieren – zu einem Handelskrieg zwischen den USA und China zu eskalieren. Denn aufgrund zahlreicher Ausnahmen ist davon fast nur noch China betroffen.
Die Europäer müssen sich für eine Seite entscheiden
China versucht zwar, den Rest der Welt gegen die USA im Handelsstreit zu vereinen, doch auch die Europäer sind nicht erfreut über chinesischen staatlich subventionierten Billigstahl und einem immer aggressiveren Staatskapitalismus.
Die Hoffnungen Pekings, mit den Europäern eine Allianz gegen Trump zu bilden, dürften sich in Luft auflösen – oder in reinen Lippenbekenntnissen der Europäer enden.
Der DAX jedenfalls ist wie die meisten anderen Aktien-Indizes eingebrochen:
Unterstützungen: |
11.870 – 11.650 – 11.500 Punkte |
Widerstände: |
12.000 – 12.200 – 12.500 Punkte |
Meine Einschätzung: |
kurzfristig seitwärts – langfristig aufwärts |
Nach dem Fall unter die Unterstützung bei 12.000 Punkten
droht ein weiterer Rückgang bis auf 11.500 Punkte.
China kann die USA ebenfalls hart treffen
Zudem steht der Konflikt vor einer weiteren Eskalation. Donald Trump hat China Zölle wegen Verletzung von Urheberrechten und Technologieklau in Höhe von 60 Mrd. US-Dollar angedroht, China keilt zurück und denkt laut über Gegenmaßnahmen nach.
Da China zu einem erheblichen Teil das US-Staatsdefizit finanziert, könnte Peking die Amerikaner an ihrer empfindlichsten Stelle treffen.
Das jedoch dürfte nur ein allerletztes Mittel sein, denn China hat schon aus bloßem Eigennutz ein allerhöchstes Interesse an einem funktionierenden Welthandel. Und auch daran, dass der Wert der US-Staatsanleihen im eigenen Depot nicht abstürzt.
US-Zinsen steigen wie erwartet
Zwar wurde die US-Notenbanksitzung am Mittwoch mit Spannung erwartet, große Überraschungen blieben aber aus. Die Leitzinsen steigen wie erwartet um 25 Basispunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent, die FOMC-Mitglieder rechnen für 2018 insgesamt mit drei Zinsschritten und nicht etwa mit vier. Zudem erwartet die FED eine stärkere wirtschaftliche Dynamik und ein leichtes Überschießen der Inflation.
Nach Deutschland: Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren wie z.B. der ifo Geschäftsklimaindex zeigten zwar einen Rückgang, allerdings von einem hohen – oder sogar von einem rekordhohen Niveau aus.
Die Trump-Strategie
Donald Trump hat die Europäische Union vorerst vom Haken gelassen und nimmt nun China ins Visier. Das muss man ihm lassen: Er setzt seine Strategie konsequent um, die internationale Gemeinschaft – insofern es sie denn gibt – mit den Mitteln von Zuckerbrot und Peitsche auseinander zu dividieren. Das hat Methode.
Erst spricht er die maximale Drohung aus, um dann Zugeständnisse der eingeschüchterten Gegenseite zu erreichen. Mit Nordkorea hat das auch funktioniert.
Daraus ergäbe sich aber die Schlussfolgerung, dass auch der Konflikt mit China nicht zu einem echten Handelskrieg mutiert. Politisch kann sich das auch die US-Regierung kaum leisten, denn sie benötigt China als Verbündeten gegen Nordkorea.
China droht zwar zurück, sitzt aber wirtschaftlich faktisch am kürzeren Hebel. Wahrscheinlich wird China letztlich Zugeständnisse machen. Hauptsache Donald Trump steht vor seinen Anhängern als Gewinner da und China kann sein Gesicht wahren.
Mein Fazit
"Wahrscheinlich" heißt nicht sicher. Eine irrationale Eskalation des Konflikts ist jederzeit möglich. An den Märkten sind wegen der zunehmenden Unsicherheit jedenfalls jetzt erst einmal Gewinnmitnahmen und Flucht in sichere Anlage wie Staatsanleihen, den Japanischen Yen und Gold angesagt.
Unter Verkaufsdruck stehen besonders die Aktien, die in den letzten Monaten überdurchschnittliche Kursgewinne verzeichneten, wie die Technologie-Aktien. In Deutschland verlieren viele Aktien aus dem TecDAX besonders stark.
Der DAX hat den wichtigen Support bei 12.000 Punkten unterschritten. Das könnte Anschlussverkäufe auslösen und den DAX schnell zum nächsten Support bei 11.500 Zählern drücken. |