Eigentlich, so die Hoffnung vieler Anleger, müssten die schlechten Nachrichten bei Bayer doch mal enden. Die Optimisten wurden am Donnerstag jedoch eines Besseren belehrt. Bayer veröffentlichte einen Jahres-Verlust 2020 von 10,5 Mrd. Euro – das ist ein Negativ-Rekord – sowie die Kürzung der Dividende von 2,80 auf 2,00 Euro je Aktie.
Kein Wunder, dass die Bayer-Aktie am Donnerstag mit einem Minus von über 6 Prozent die mit Abstand schwächste Aktie im DAX war.
Anleger verlieren allmählich die Geduld
Ursache des Debakels waren wieder einmal Rückstellungen für die Beilegung der vielen noch anhängigen Rechtsstreitigkeiten und hohe Abschreibungen im Agrar-Chemiegeschäft. Zwar ist im Glyphosat-Streit in den USA ein Vergleich inzwischen sehr wahrscheinlich, der jedoch wird zu hohen Liquiditäts-Abflüssen im Geschäftsjahr 2021 führen.
Anfang Februar hatte Bayer einen entsprechenden Vorschlag eingereicht, die nächste Anhörung ist für den 31. März anberaumt, eventuell gibt es auch schon vorher Neuigkeiten. Auch wenn das Unternehmen beim leidigen Thema Glyphosat tatsächlich schon ein gutes Stück vorangekommen ist, verlieren die Anleger allmählich die Geduld. Neue schlechte Nachrichten könnten das Fass endgültig zum Überlaufen bringen.
Vorsichtiger Ausblick
Konzern-Chef Baumann stimmte die Aktionäre daher auf ein weiteres Übergangsjahr 2021 ein. Für die Analystenzunft bedeutet dies, dass die Gewinn-Prognosen angepasst werden müssen, in der Regel nach unten. Keine guten Voraussetzungen für die Bayer-Aktie, die optisch eigentlich ganz attraktiv aussieht.
Die vergleichsweise niedrigen KGVs sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn wenn die Analysten die Gewinn-Prognosen senken, steigen automatisch die KGVs. An der Börse nehmen die Anleger diese Entwicklung zumindest teilweise schon vorweg. Eine Kaufentscheidung nur aufgrund dieser Kennzahl ist daher kontraproduktiv.
Kennzahlen für die Aktie von Bayer |
WKN / ISIN: |
BAY001 / DE000BAY0017 |
Marktkapitalisierung: |
49,93 Mrd. EUR |
KGV 2021e / 2022e: |
8,2 / 7,5 |
Dividendenrendite 2021e: |
3,9% |
Das sagt die Chart-Technik
Die positiven Ansätze, welche die Bayer-Aktie bis letzten Mittwoch zeigte, machte der Kurs-Rücksetzer vom Donnerstag mit einem Schlag zunichte. So wurde die langfristige 200-Tage-Linie bei 54,35 Euro nicht überwunden, vielmehr prallte der Kurs nach unten ab.
Der schon geknackt geglaubte Widerstand bei 53 Euro ist seit Donnerstag wieder aktiv und begrenzt die Kurs-Avancen nach oben. Ein echter Befreiungsschlag würde aus charttechnischer Sicht sowieso erst bei einem Schlusskurs über 55 Euro vorliegen.
Kurzfristig gilt es nun das Kursverhalten an der Unterstützung bei 50 Euro zu beobachten. Gelingt hier eine Stabilisierung, so dürfte das Gröbste überstanden sein. Sollten die 50 Euro jedoch nach unten durchbrochen werden, könnte die Aktie in einem Rutsch bis zum Support bei 45 Euro durchgereicht werden.
Mein Fazit
Bayer hat erneut enttäuscht und auf schwierige kommende Monate eingestimmt. Erst wenn klar ist, wie es im leidigen Glyphosat-Streit zu einem Ende kommen wird, dürfte sich die Aktie auch dauerhaft wieder positiv entwickeln können.
Im Agrar-Sektor steckt sehr viel Potenzial, das hat Bayer richtig erkannt. Mit Monsanto hat man sich jedoch nicht unbedingt den besten Partner ausgesucht. Das wird nun immer deutlicher, denn die Hängepartie dauert nun schon fast 5 Jahre. Zwar winken die großen Gewinne an der Börse nur dann, wenn ein Kauf fast schon weh tut, doch diese Vorgehensweise birgt eben auch immer das Risiko des Scheiterns und ist daher nur etwas für erfahrene Anleger.
(Autor: Stefan Böhm) |