Aurelius-Aktie: Ist das DIE Einstiegschance?
Die Beteiligungsgesellschaft wurde zum Opfer einer Short-Attacke und stürzte um 45 Prozent ab. Zu Unrecht? Sollten Sie die Chance jetzt nutzen?

(Stefan Böhm) In den letzten Tagen sorgte der Absturz der Aktie von Aurelius für Furore. Die Beteiligungsgesellschaft zählt zwar zu den Nebenwerten und ist in keinem der großen deutschen Indizes enthalten, mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 2 Milliarden Euro (vor dem Kurssturz) stellt die Aktie aber viele MDAX-Werte in den Schatten, darunter auch namhafte Unternehmen wie Bilfinger, Jungheinrich oder Salzgitter. Mit einer Versechsfachung des Kurses in den letzten fünf Jahren gehört Aurelius zudem zu den erfolgreichsten deutschen Aktien überhaupt.
Aurelius ist also alles andere als ein "Pennystock". Trotzdem brach die Aktie an einem Tag um 45 Prozent ein, nur weil das Researchhaus "Gotham City Research" die Beteiligungsgesellschaft als maßlos überbewertet einstufte. 8,56 Euro lautet das Kursziel der Experten für den Titel, der vor kurzem an der Börse noch mit 65 Euro bewertet wurde.
Short-Attacke auf Aurelius weckt Erinnerungen an Wirecard
Aurelius wurde zum Opfer einer klassischen Short-Attacke: Gotham City hat sich vor der Veröffentlichung der extrem negativen Studie in großem Umfang Aktien des Unternehmens geliehen und an der Börse leerverkauft. Mit dem Ziel die Aktien dann nach dem Kurseinbruch billig zurückzukaufen. Das hat funktioniert, Gotham City hat seine Leerverkäufe inzwischen wieder mit hohem Gewinn gedeckt.
Das ist nicht nur in den Augen von Laien ein dreckiges Geschäft, vor allem wenn an den Vorwürfen von Gotham City nichts dran sein sollte. Die Analysten werfen der Unternehmensführung eine sehr starke Überbewertung der Beteiligungen in ihrem Portfolio vor. Aber selbst wenn die Vorwürfe zutreffen, ist dieses Vorgehen unlauter.
Das weckt Erinnerungen an den Bezahldienstleister Wirecard, der 2016 zum Opfer einer Short-Attacke wurde, die den Kurs einbrechen ließ. Inzwischen ist die Wirecard-Aktie auf ein neues Allzeithoch gestiegen und 2017 sogar einer der Outperformer im Tecdax.
Die Vorwürfe sind nicht aus der Luft gegriffen
Kann das bei Aurelius auch passieren, ist der Kurssturz eine sehr gute Einstiegschance? Nein. Die Vorwürfe von Gotham City sind nicht aus der Luft gegriffen, auch wenn das Kursziel überzogen negativ erscheint. Denn allein die liquiden Mittel von Aurelius betragen bereits 13 Euro je Aktie.
Mein Kollege Armin Brack hat in einer ausführlichen Analyse Aurelius unter die Lupe genommen und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Aktie vor dem Absturz stark überbewertet war. Aurelius selbst hat den aufsummierten Wert seiner Beteiligungen mit 45 Euro je Aurelius-Aktie angegeben. Aktuell notiert der Titel knapp darunter.
Aber es ist durchaus fraglich, ob der Wert der Beteiligungen wirklich 45 Euro je Aktie beträgt oder nicht deutlich tiefer liegt. Es gibt bei der Bewertung der durchweg nicht-börsennotierten Beteiligungen von Aurelius einiges an Fragwürdigkeiten, die die Unternehmsnführung von Aurelius nur teilweise entkräften konnte.

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WKN / ISIN
A0JK2AB / DE000A0JK2A8 -
Aktueller Kurs
40,25 Euro -
Net Asset Value (NAV)
45,3 Euro je Aktie -
Dividendenrendite 2016
2,4 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Aurelius ist für Anleger eine Black Box. Bei der Bewertung der nicht-börsennotierten Beteiligungen gibt es viel Spielraum, der möglicherweise über Gebühr ausgereizt wurde. Es gibt das Risiko, dass sich der Kurssturz fortsetzt, zumal das Vetrauen in das Management – und davon leben Beteiligungsaktiengesellschaften noch mehr als andere Aktien – bei vielen Anlegern nachhaltig gestört ist. Lassen Sie die Finger von Aurelius, das Papier eignet sich derzeit nur für Zocker.

Themen: Short-Attacke, Leerverkauf, Beteiligungsgesellschaft, Bewertung, Gotham City Research
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