Bayer-Aktie stürzt ab: Kann man jetzt schon wieder einsteigen?
Probleme in Brasilien belasten die Geschäfte bei Bayer. Waren die Anleger zu sorglos?

(Stefan Böhm) Das ist schon ein echter Paukenschlag. Erst Ende April hatte Bayer nach einem starken ersten Quartal 2017 die Geschäftsprognosen angehoben. Nach gerade mal zwei Monaten muss der Konzern die Prognose wieder teilweise nach unten korrigieren. Nachdem die Erntesaison in Brasilien abgeschlossen ist, sind bei den Kunden immer noch unerwartet hohe Warenbestände im Bereich Pflanzenschutz vorhanden. Bayer rechnet daher mit Belastungen von 300 bis 400 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2017 und wird dies bereits im zweiten Quartal in der Bilanz verbuchen. Damit nicht genug. Auch in der Sparte Consumer Health (verschreibungsfreien Markenprodukte) prognostiziert Bayer nun einen schwächeren Geschäftsverlauf als bislang erwartet. Die Geschäfte der Division Pharma und von Covestro verlaufen dagegen weiterhin stark, die Geschäftseinheit Animal Health liegt im Rahmen der Erwartungen.
Die Bayer-Aktie stürzte heute nochmals nach unten, nachdem der Kurs bereits zuvor aufgrund der allgemeinen Marktschwäche nach unten gedreht hatte. Die negativen Nachrichten, die es schon vor der Gewinnwarnung gab, dürften nun ebenfalls stärker ins Bewusstsein der Anleger gelangen. So stuft der US-Bundesstaat Kalifornien das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ab Juli 2017 als krebserregend ein. Glyphosat ist eines der Hauptprodukte von Monsanto. Das US-Unternehmen soll nach dem Willen der Bayer-Führung bis zum Ende des Jahres übernommen werden.strong> Glyphosat ist somit bald auch ein Bayer-Produkt.
Bayer-Aktie bald wieder bereit für einen Einstieg?
Wie das Handelsblatt berichtet, hat Bayer heute bei der EU-Kommission den Antrag auf Freigabe der Fusion mit Monsanto eingereicht. Es wird also langsam ernst. Monsanto hatte erst am Mittwoch starke Quartalszahlen vorgelegt und seinen Wert für Bayer unterstrichen. Der Konzernumsatz lag im abgelaufenen Quartal mit 4,23 Mrd. US-Dollar um rund ein Prozent über dem Vorjahreswert. Der Nettogewinn stieg um mehr als 17 Prozent auf 843 Mio. US-Dollar.
Doch was bedeutet dies alles für die Bayer-Aktie? Auch nach der bisherigen Korrektur ist das Papier kein Schnäppchen. Solange der Konzern die Wachstumsversprechen einlöste, war dies kein Problem, doch sollte sich das Wachstum verlangsamen, so ist damit zu rechnen, dass die Anleger kritischer werden und womöglich bleiben. Aus charttechnischer Sicht besteht kurzfristig noch weiteres Korrekturpotenzial bis ca. 105 Euro. Eine starke Unterstützung liegt mit der 200-Tage-Linie bei 103 Euro knapp darunter. Sollte in diesem Bereich eine Stabilisierung gelingen, so würde sich eine neue Einstiegsgelegenheit ergeben.

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WKN / ISIN
BAY001 / DE000BAY0017 -
Aktueller Kurs
113,15 EUR -
KGV2017e / 2018e
18,5 / 17,2 -
Dividendenrendite 2017e
2,4 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Bayer war zu optimistisch, die Anleger waren zu sorglos. Nach der Gewinnwarung ist die Bayer-Aktie daher im Korrekturmodus. Kurzfristig könnte es daher durchaus noch ein Stückchen nach unten gehen. Spätestens bei Erreichen der 200-Tage-Linie bei 103 Euro sollte sich das Chance/Risiko-Verhältnis wieder soweit verbessert haben, dass ein Neueinstieg in Bayer-Aktien wieder lohnenswert erscheint.

Themen: Pharma, Pflanzenschutz, Crop Science, Gewinnwarnung, Umsatz, Gewinn, Monsanto, Aktie
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