BMW-Aktie: Ausblick gut genug?
BMW hat 2016 zwar Rekorde eingefahren, doch Daimler ist vorbeigezogen. Ist die Aktie dennoch kaufenswert?

(Stefan Böhm) Das Geschäftsjahr 2016 war für BMW erneut ein erfolgreiches Jahr, wenn auch mit kleinen Schönheitsfehlern. Zum siebten Mal in Folge hat der Autokonzern Absatz und Gewinn gesteigert: Die Umsätze stiegen um 2,2 Prozent auf 94,16 Mrd. Euro, der Vorsteuergewinn legte um 4,8 Prozent auf 9,67 Mrd. Euro zu. Die Aktionäre können sich über eine Dividendenanhebung um 30 Cent auf 3,50 Euro je Stammaktie freuen. Ungetrübte Freude kommt aufgrund des schwächeren Schlussquartals 2016 dennoch nicht auf. Trotz der Verkaufsrekorde sank die operative Marge im Autogeschäft von BMW von 9,2 auf 8,9 Prozent und damit auch unter die 9,1 Prozent, die Mercedes-Benz gemeldet hatte. Geht es nach BMW-Chef Harald Krüger, dann soll sich dies bald wieder ändern. "Wir schalten jetzt auf Angriff um", waren seine Worte auf der heutigen Bilanzpressekonferenz.
Der Grund für den Margenrückgang waren ein etwas schwächeres US-Geschäft und hohe Kosten wegen Modellwechsel und der Investitionen bei den Elektroautos.Der Margenausblick für das Geschäftsjahr 2017 blieb trotz des angriffslustigen Vorstandschef eher vage und vorsichtig. Das Zielintervall von acht bis zehn Prozent Marge bleibt weiterhin maßgeblich. Für die Aktionäre macht es allerdings schon einen großen Unterschied, ob sich der Trend der letzten Jahre mit sinkenden Margen fortsetzt und die untere Begrenzung des Zielkorridors anvisiert wird oder ob BMW wieder profitabler wird.
Modelloffensive soll Umsätze ankurbeln
2017 und 2018 sollen insgesamt 40 neue und überarbeitete Modelle der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce eingeführt werden. Das ist zwar strategisch sinnvoll, aber eben auch nicht umsonst zu haben. Schon im Geschäftsjahr 2016 wurde für die Einführung neuer Modelle viel Geld in die Hand genommen. Die Investitionsquote von 4,0 Prozent dürfte 2017 eher noch steigen. Noch stärkere Zuwächse sind bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) geplant. Auch neue Techniken wie Autonomes Fahren oder die Elektromobilität, für die sich BMW Absatzzuwächse in allen wichtigen Weltregionen verspricht, müssen eben vorfinanziert werden. Das jedoch geht auf Kosten der Marge und erklärt den vorsichten Ausblick des Unternehmens.
Manche Analysten zeigten sich daher zunächst enttäuscht. Das könnte jedoch zu kurzfristig gedacht sein, denn angesichts des herausfordernden Umfelds hat sich BMW bislang hervorragend geschlagen. Warum soll das nicht auch zukünftig gelingen? Die Aktie ist 2017 jedoch deutlich hinter dem Papier des Erzrivalen Daimler zurückgeblieben. Ob diese Underperformance gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten. Aus charttechnischer Sicht könnte ein Ausbruch über den Widerstand bei 85 Euro das Startsignal für eine Aufholjagd sein.

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WKN / ISIN
519000 / DE0005190003 -
Aktueller Kurs
84,43 EUR -
KGV2017e / 2018e
8,1 / 8,0 -
Dividendenrendite 2017e
4,3 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Die BMW-Aktie hat sich wegen der schwächeren Margenentwicklung und des vorsichtigen Ausblicks zuletzt schlechter entwickelt als die Daimler-Aktie. Die Skepsis scheint allerdings übertrieben, denn BMW steht keinesfalls schlecht da. Im Gegenteil: Auch 2017 soll es weitere Rekorde geben, wenn auch nur bedingt durch leichte Zuwächse. Ein Ausbruch über 85 Euro könnte das Comeback des BMW-Papiers einleiten. Für prozyklische Anleger bietet es sich an, auf das Chartsignal auf Schlusskursbasis zu warten.

Themen: Automobil, Gewinnwachstum, Absatzzahlen, Neuzulassungen, Oberklasse, Modellwechsel, Daimler, Aktie
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