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China – Finger weg oder große Chance?

Pro und Kontra: Je 4 Argumente für und gegen ein Investment in China...

China – Finger weg oder große Chance?

(Lars Erichsen) Das Thema China war zwar in den letzten Wochen an den Börsen nicht verschwunden, es stand aber nicht ganz oben auf der Agenda. Das hat sich wieder geändert, nicht zuletzt weil sich die Präsidenten der USA und Chinas erstmals seit einem Jahr an diesem Mittwoch persönlich treffen. Große Veränderungen oder Durchbrüche im angespannten Verhältnis der beiden Großmächte sind zwar nicht zu erwarten, aber schon kleine atmosphärische Veränderungen könnten an den Märkten Wirkung entfalten – in beide Richtungen.

Vor kurzem erst hat die US-Regierung mit ihrer noch restriktiveren Haltung beim Export von Hochleistungschips weiter an der Eskalationsspirale gedreht. Peking hat bisher nicht mit konkreten Maßnahmen geantwortet, könnte das aber. Gerade bei Seltenen Erden, Metallen und anderen für die Energiewende wichtigen Rochstoffen sind die USA und noch mehr Europa von China abhängig. Die Eskalation könnte also weitergehen.

Setzt sich die Eskalation im Streit mit den USA fort?

Ob die USA an einem solchen Hochschaukeln Interesse haben, ist schwer einzuschätzen. Angesichts der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr könnte Joe Biden versucht sein, mit einem harten China-Kurs zu punkten. Wirtschaftlich nutzen würde das den USA nicht, denn viele US-Unternehmen sind stark in China vertreten und wären Gegenmaßnahmen ausgesetzt. Auch politisch brauchen die USA China zur Lösung der globalen Probleme.

Das gilt auch für Peking, das ebenfalls daran interessiert ist, den Ukraine-Krieg und den Nahostkonflikt zu lösen oder wenigstens nicht ausufern zu lassen. Denn diese Krisen bremsen die Weltwirtschaft aus und das bekommt das stark vom Export abhängige China noch mehr zu spüren als die USA.

Die Entwicklung des Außenhandels im Oktober bestätigte das, denn die Exportdaten enttäuschten. Die chinesischen Importe legten dagegen stärker zu als erwartet. Allerdings sind solche Konjunkturdaten einzelner Monate derzeit wenig aussagekräftig, denn immer noch sind die Zahlen durch den Einfluss der Pandemie und der harten Anti-Corona-Maßnahmen in China verzerrt.

Doch es besteht kein Zweifel daran, dass Chinas Wirtschaft nicht in Schwung kommen will. Nachdem die ersten Nachholeffekte Ende 2022 und Anfang 2023 befriedigt waren, die Konsumenten z.B. wieder reisen und die Unternehmen ihre Lieferketten neu errichten konnten, hat die Dynamik stark nachgelassen. Das spiegelt sich z.B. in der Entwicklung des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe wider:



Nach einer starken Erholung Anfang 2023 nahm der Index rasch wieder seinen seit Anfang 2021 bestehenden Abwärtstrend auf.

An der Börse ist die Schwäche der Wirtschaft ebenfalls spürbar, Aktienindizes wie der MSCI China kamen nach einer Erholungsrallye zu Jahresbeginn wieder deutlich zurück. Immerhin: Das Tief vom Oktober 2022 wurde nicht wieder erreicht.



Hält die Schwäche an oder kann Chinas Wirtschaft wieder Schwung aufnehmen und damit auch den Aktienmarkt nach oben ziehen?

4 Gründe, die gegen eine Erholung in China sprechen:

1. Hinter dem Sinkflug von Konjunkturindikatoren wie dem Einkaufsmanagerindex verbirgt sich ein tiefgreifender Wandel. Der Optimismus früherer Jahre ist in China einer großen Skepsis wenn nicht sogar Pessimismus gewichen, sowohl bei Konsumenten als auch bei Unternehmen. Dafür sind neben den Folgen der harten Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung auch die Schwäche im Immobiliensektor und das regulatorische Ausbremsen des Internetsektors verantwortlich.

Anders als früher "rettet" die Regierung die Konjunktur nicht mit der großen fiskalpolitischen Keule, sondern lässt gerade im Immobilien- und Finanzsektor ein Gesundschrumpfen zu. Das bremst die Inlandsnachfrage und gleichzeitig schwächeln auch die Exporte, denn das Wachstum der Weltwirtschaft ist insgesamt niedrig.

2. Die Zukunftssorgen halten die Unternehmen von Neueinstellungen ab. Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht, und das trifft auch auf den Pessimismus der jungen Generation zu. Das bremst den Konsum und könnte für eine Abkehr von der Leistungsgesellschaft sorgen. Erste Indizien dafür gibt es.

Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht, in allen Einkaufsmanagerindizes ist der Subindex zur Beschäftigungslage in den letzten Monaten gesunken oder verharrt auf niedrigem Niveau.

3. Der Einbruch am Immobilienmarkt macht nicht nur so manche Pläne für die Altersvorsorge zunichte, sondern hat auch das Potenzial sich zu einer Finanzkrise auszuweiten. Die Regierung möchte zwar Pleiten von systemrelevanten Immobilienentwicklern und anderen Firmen verhindern, ob das gelingt, ist aber ungewiss. Krisen können eine nicht mehr kontrollierbare Eigendynamik entwickeln.

4. Ein Treffen zwischen Xi und Biden ist zwar an sich schon ein positives Zeichen, aber die geopolitischen Spannungen bleiben. Die Beschränkung des Exports von Hochleistungschips könnte das Innovationstempo in China bremsen. Vor allem bergen sie die Gefahr einer Eskalation, das gilt ebenfalls für geplante Maßnahmen der EU z.B. gegen die Subventionierung von Elektroautos in China. Strafzölle wären eine Form von Protektionismus und hätten voraussichtlich Gegenmaßnahmen zur Folge.

4 Gründe, die für eine Erholung in China sprechen:

1. Peking hat die Lage (noch) im Griff. Die Regierung hält sich nicht komplett zurück, sondern ergreift durchaus Maßnahmen, um die Konjunktur zu stützen. Aber diese sind viel zielgerichteter und punktueller als früher. Es werden Finanzierungsbedingungen für bestimmte Haushalte verbessert oder verschuldete Gebietskörperschaften bei Investitionen unterstützt. Diese Maßnahmen sind weniger wirkungsvoll als früher und sie brauchen länger um durchzusickern. Das liegt auch daran, dass für die Regierung im so wichtigen Immobilien- und Finanzsektor Stabilität vor Erholung geht.

Die Gefahr einer Finanzkrise ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Aufgrund der geringen Abhängigkeit von Auslandskapital kann die Regierung die Risiken für das Finanzsystem aber unter Kontrolle halten. Es gibt viele Maßnahmen, die noch ergriffen werden könnten.

2. Die Wirtschaft wächst, die Produktivität steigt weiter. Trotz aller Probleme dürfte das BIP-Wachstum 2024 in der Nähe der von der Regierung als Ziel ausgerufenen 5 Prozent bleiben. Gleichzeit schwächt sich die Konjunkturdynamik in den USA und teils auch in Europa wegen der Zinserhöhungen und der nach wie vor hohen Inflation ab. Anders als der große Rest der Welt hat China kein Inflationsproblem. China wäre damit auch 2024 für etwa 30 Prozent des globalen Wachstums verantwortlich.

3. Die viel diskutierte De-Globalisierung ist eher ein De-Risking. Ich habe diesen Punkt trotz der auf den ersten Blick negativen Folgen für China unter Pro einsortiert, weil sich bisher kein breiter Rückzug ausländischer Unternehmen aus China zeigt. Stattdessen gibt es Bemühungen, die Abhängigkeit von China in einzelnen Bereichen zu verringern. Die meisten internationalen Unternehmen wollen aber weiterhin nicht auf die Chancen verzichten, die der riesige chinesische Binnenmarkt bietet.

4. Die Schwäche am chinesischen Aktienmarkt ist nicht nur fundamental begründet, sondern liegt auch an der Verunsicherung der Anleger, im Ausland und in China selbst. Dafür ist nicht nur die drohende Eskalation der geopolitischen Spannungen verantwortlich, sondern auch der Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik Pekings.

Das muss nicht so bleiben. Peking hat sich in letzter Zeit bemüht, für mehr Konstanz und Sicherheit zu sorgen. Es gibt z.B. einen 17-Punkte-Plan, um die Investitionen der privaten Unternehmen wieder anzukurbeln. Das ist kein Gamechanger, spricht aber doch dafür, dass Peking wieder mehr Vertrauen schaffen möchte.

Die große Verunsicherung der Anleger ist auch eine Chance, denn wenn sich diese abbaut, erhöht das vor dem Hintergrund der niedrigen Bewertungen am chinesischen Aktienmarkt die Aussicht auf wieder steigende Kurse.


Mein Fazit

China hat mit großen strukturellen Problemen zu kämpfen, die das Wachstum weiterhin bremsen werden. Die Gefahren einer sich zuspitzenden Finanzkrise im Inland und wachsender geopolitischer Spannungen sind nicht von der Hand zu weisen.

Wer in chinesische Aktien investiert, muss sich dieser – kaum konkret zu beziffernden – Risiken bewusst sein. Es ist daher auch eine verständliche Haltung, ganz auf chinesische Aktien im Portfolio zu verzichten. Wer aus Furcht vor wachsenden geopolitischen Spannungen so handelt, sollte sich aber bewusst sein, dass insbesondere eine Eskalation der Taiwan-Frage die Aktienmärkte weltweit einbrechen ließe. Viele internationale Unternehmen sind stark von China abhängig.

Ich möchte in meinem langfristigen Depot nicht auf chinesische Aktien verzichten, gewichte diese aber aktuell niedrig. Die wirtschaftliche Basis Chinas ist trotz aller Probleme weiterhin stark, ich persönlich möchte die mittlerweile größte Volkswirtschaft der Welt daher in meinem Depot nicht außen vor lassen.

Bildquellen:
© Adobe Stock - Datei-Nr.: 97172429 - christianchan
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