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China – In chinesische Aktien investieren?

Welche Folgen hat die Kehrtwende Pekings für Anleger?

China – In chinesische Aktien investieren?

(Lars Erichsen) Es war abzusehen, dass sich die Rahmenbedingungen nicht nur für die Wirtschaft in China, sondern für die gesamte Weltwirtschaft ändern, wenn Peking seine Null-Covid-Politik beendet. Darauf habe ich bereits in meinem Artikel vom 19. Oktober hingewiesen. Überraschend war aber angesichts der absehbaren negativen Folgen für das Gesundheitssystem die Schnelligkeit und Radikalität des Kurswechsels. Es ist unklar, wie groß der Verlust an Glaubwürdigkeit der Regierung in China selbst dadurch ist und was das langfristig für Folgen hat.

An dieser Stelle möchte ich mich aber auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen dieses Politikwechsels konzentrieren, auf die bereits sichtbaren und auf die zu erwartenden. An den Börsen hofft man jedenfalls auf eine Erholung der Wirtschaft, das zeigt sich am starken Anstieg beim chinesischen Aktienmarkt breit abdeckenden MSCI China Index seit dessen Tief Ende Oktober.



Durch die fulminante Erholung kann der MSCI China Index seit Anfang 2022 inzwischen sogar eine bessere Performance aufweisen als der in US-Aktien dominierte MSCI World Index. Im langjährigen Vergleich hat aber weiterhin der MSCI World deutlich die Nase vorn. Die starke Performance des DAX in den letzten Wochen ist ebenfalls zu einem nicht geringen Teil durch die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur in China und ein Nachlassen der Lieferengpässe bedingt, denn die deutsche Industrie ist stärker als andere mit China verflochten.

Aber ist diese Hoffnung begründet? Die jüngsten Konjunkturdaten aus China fielen jedenfalls besser als erwartet aus, die Abkehr von der Null-Covid-Politik scheint sich bereits positiv bemerkbar zu machen.

Chinas Wirtschaft hat sich stabilisiert

Die Industrieproduktion hat im Dezember entgegen den Erwartungen zugelegt und die Einzelhandelsumsätze sind mit einem Minus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr deutlich weniger stark gefallen als befürchtet (-9,0%). Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal nur stagniert und nicht wie erwartet geschrumpft ist. Aufs Gesamtjahr gesehen lag das BIP-Wachstum mit +3,0 Prozent zwar deutlich unter dem Ziel der Regierung aber höher als von den Experten erwartet.

Dieser Rückblick ist aber weniger wichtig als der besser als erwartete Jahresabschluss und der dadurch ermöglichte gute Start ins Jahr 2023. Die nach dem Ende der Null-Covid-Politik und der damit verbundenen Lockdowns erwartete Erholung der chinesischen Wirtschaft wird dadurch früher einsetzen als bisher erwartet, wahrscheinlich schon im Februar oder März.

Die zu erwartende Konjunkturerholung hat u.a. folgende Gründe:

1. Es gibt bei den Konsumenten viel Nachholbedarf (pent-up demand). Die regionalen Lockdowns haben die Wirtschaft nicht nur faktisch eingefroren, sie haben auch den Konsum gelähmt. So waren Reisen praktisch kaum noch möglich, Anschaffungen langfristiger Konsumgüter wurden vielfach verschoben.

2. Auch am schwer angeschlagenen Immobilienmarkt dürfte sich die Stimmung verbessern, da die Käufer wieder besser planen können. Die grundsätzlichen Probleme von Überinvestitionen, Spekulationen und Exzessen am Kreditmarkt bleiben zwar, aber die Belastung für die Gesamtwirtschaft wird 2023 voraussichtlich deutlich geringer sein als 2022.

3. Die Verbesserung des Konsumklimas und das Ende der Lockdowns werden die Unsicherheit in der Privatwirtschaft verringern. Das dürfte zu wieder mehr privaten Investitionen führen. Die Regierung will das unterstützen bzw. hat bereits konkrete Maßnahmen in Gang gesetzt, um insbesondere Investitionen im Tech-Sektor und im verarbeitenden Gewerbe zu fördern.

Folgende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und speziell auf Europa und Deutschland sind zu erwarten:

1. Der Nachholbedarf der chinesischen Konsumenten wird sich wie zuvor in Europa und den USA stark auf den Tourismus auswirken. Der Tourismus in China ist ein starker Wachstumsmarkt, dessen Bedeutung gerade für Europa von vielen unterschätzt wird. Die Zahl der chinesischen Europa-Touristen ist von 2008 bis 2019 von 2,2 auf 11,3 Millionen gestiegen. Im Gegensatz zum Warenverkehr verzeichnet Europa hier einen positiven Leistungsbilanzsaldo.

2. Die Folgen für den Handel mit Waren sind weniger eindeutig. Ausländische und speziell auch deutsche Unternehmen werden sicher davon profitieren, wenn die Lieferketten wieder besser funktionieren und die allgemeine Nachfrage in China steigt. Das wird sich aber weniger stark als früher auf die Exporte nach China auswirken, denn immer mehr ausländische Unternehmen produzieren in China. Bei Automobilen z.B. deckt China seinen Bedarf mehr und mehr selbst.

3. Eine stärkere Konjunkturerholung in China würde die globale Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und nicht zuletzt auch nach Rohstoffen erhöhen. Das würde die Inflation in anderen Regionen der Welt anheizen bzw. den aktuell festzustellenden Rückgang bremsen.

Sollten z.B. die chinesischen Importe vom Flüssiggas wieder auf den Stand von 2021 steigen, dann würde sich die EU 2023 einem Defizit bei der eigenen Versorgung mit Flüssiggas von 27 Mrd. Kubikmeter gegenübersehen. Das birgt das Potenzial für wieder stark steigende Gaspreise.

Chinas Aktienmarkt mit Nachholbedarf

Die Börsen haben wie bereits erläutert sehr positiv auf den Kurswechsel in Peking reagiert. Die Vorschusslorbeeren müssen aber erst noch verdient werden, da wird es auch wieder Rückschläge geben.


Folgende Punkte sind hier wichtig:

1. Der chinesische Aktienmarkt war in der Vergangenheit stark mit der Konjunkturentwicklung korreliert. Dass das BIP 2023 wieder deutlich stärker um etwa 5 Prozent wachsen dürfte, bringt dem MSCI China und anderen chinesischen Aktienindizes Rückenwind.

2. Eine Verbesserung des Konsumklimas und des Geschäftsklimas wird auch zu einer optimistischeren Stimmung bei den Aktienanlegern führen.

3. Peking hat den regulatorischen und politischen Druck auf die Internetkonzerne deutlich verringert. Offizielle Stellen haben zuletzt die Bedeutung der Internetkonzerne für die Unterstützung der gesamten Wirtschaft herausgestrichen.

Die Aktien der vier großen Internetkonzerne Tencent, Alibaba, Meituan und JD.com. haben bereits in den letzten Wochen deutlich zugelegt. Angesichts ihrer hohen Marktkapitalisierung und ihres Anteils von 30 Prozent am MSCI China haben diese vier Aktien auch zukünftig einen starken Einfluss auf die Entwicklung des Index.

Vielleicht klingt das dem einen oder anderen hier alles zu positiv. In den letzten Monaten standen in den Medien vor allem die strukturellen Probleme Chinas im Blickpunkt. Diese sind zweifellos nicht zu unterschätzen und werden die Wirtschaft langfristig bremsen. Darauf bin ich auch in meinem Artikel vom 19. Oktober ausführlich eingegangen.

Zu diesen Problemen zählen die immer noch große Abhängigkeit der Wirtschaft vom Immobilienmarkt und von öffentlichen Investitionen, die Überschuldung in vielen Bereichen und die Exzesse am Kreditmarkt, der Technologiestreit vor allem mit den USA, die Überalterung der Bevölkerung sowie der Primat der Politik über die Wirtschaft.


Mein Fazit

Trotz aller strukturellen Probleme wächst die Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft weiter, wenn auch langsamer als in früheren Jahren. Ich habe mich in diesem Report aber bewusst auf die kurzfristige Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und der Folgen für den Aktienmarkt konzentriert.

Die Kurserholung der letzten Wochen am chinesischen Aktienmarkt hat allerdings viel Positives bereits vorweggenommen. Rückschläge werden damit immer wahrscheinlicher, zumal wenn wieder mehr die strukturellen Probleme in den Vordergrund rücken. Solche Rückschläge könnten aber Chancen eröffnen.

Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er in chinesische Aktien investieren will. Der politischen Risiken z.B. einer Eskalation des Konflikts mit den USA sollte man sich jedenfalls immer bewusst sein.

Meiner Ansicht nach gehören China-Aktien trotzdem in ein ausgewogenes, langfristiges Depot. Zum einen weil man einen so großen Teil der Weltwirtschaft nicht aussparen sollte, zum anderen weil sich der chinesische Aktienmarkt in den letzten Jahren häufig anders entwickelte als der in den USA oder Europa. Das bringt eine gewünschte Diversifikation des Depots mit sich.

Bildquellen:
© Adobe Stock - Datei-Nr.: 97172429 - christianchan
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