Commerzbank-Aktie vor neuen Tiefs?
Ein Gewinneinbruch sorgt für Unruhe bei der Commerzbank-Aktie. Ist das erst der Anfang?

(Stefan Böhm) Die Commerzbank hat vorläufige Quartalsergebnisse veröffentlicht – und die gefallen den Anlegern gar nicht. Der operative Gewinn sank um fast ein Fünftel auf 342 Mio. Euro. Der Nettogewinn brach sogar um rund ein Drittel ein auf 209 Mio. Euro. Zwar hatten die Analysten mit Rückgängen gerechnet, allerdings nicht in dieser Größenordnung. Eine Einordnung der Zahlen und einen Ausblick gab es dagegen nicht, sondern nur einen dürren Hinweis auf die Veröffentlichung der kompletten Quartalsbilanz am 2. August.
Schlechte Nachrichten gab es auch in Sachen Kapitalquote. Die harte Kernkapitalquote ist im abgelaufenen Quartal um 0,5 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent zurückgegangen. Die Commerzbank begründete den Rückgang mit den strengeren Regulierungsregeln bei der Berechnung von Risiken, mit den niedrigen Zinsen, welche die eigenen Pensionsverpflichtungen belasten und mit den erhöhten Risiken italienischer Staatsanleihen. Zugegeben, das alles klingt nicht gut, die Commerzbank bewegt sich dennoch im Rahmen, der von der EZB vorgegeben ist. 2016 darf die Kernkapitalquote nicht unter 10,25 Prozent sinken – im Moment droht diesbezüglich keine Gefahr. Bis 2019 soll die Kernkapitalquote auf 11,75 Prozent steigen. Auch das ist machbar.
Commerzbank-Aktie: Weiter abwärts?
Dennoch steht jetzt schon fest, dass das ursprünglich ausgegebene Gewinnziel für 2016 wahrscheinlich nicht mehr realisiert werden kann. Der Milliardengewinn des Geschäftsjahres 2015 sollte eigentlich 2016 wiederholt werden. Doch zur Halbjahresmitte 2015 lagen die Zahlen um 40 Prozent über denen der ersten sechs Monate 2016. Die Prognosen für den Gewinn pro Aktie 2016e liegen mit 0,75 Euro jedoch "nur" um rund 15 Prozent unter dem Gewinn pro Aktie 2015 von 0,88 Euro. Diese Diskrepanz könnte sich in weiter sinkenden Kursen entladen.
Auch ob die Dividende wie von den Analysten erwartet auf 0,25 Euro je Aktie erhöht werden kann, ist fraglich. Die Zeichen deuten darauf hin, dass erneut 0,20 Euro ausgeschüttet werden wie für das Geschäftsjahr 2015. Alles in allem also keine berauschenden Aussichten. Nicht vergessen sollte man aber auch, dass auch eine Dividende von 0,20 Euro nicht zu verachten wäre, schließlich hat die Commerzbank die Dividendenzahlungen nach Jahren der Flaute erst für das Geschäftsjahr 2015 wieder aufgenommen.
Aus charttechnischer Sicht stehen die Zeichen nun auf einem bevorstehenden Test der Tiefs von Anfang Juli 2016 bei 5,31 Euro. Ein Break dieser Unterstützung wäre ein neues Verkaufssignal, das mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter fallende Kurse nach sich ziehen würde.

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Aktueller Kurs
5,63 EUR -
WKN / ISIN
CBK100 / DE000CBK1001 -
KGV 2016e / 2017e
7,9 / 6,7 -
Marktkapitalisierung
7,27 Mrd. EUR -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Die Commerzbank bleibt auf Erholungskurs, allerdings fällt dieser weniger gut aus als erhofft. Der Weg zum Erfolg ist eben sehr steinig. Die Aktie ist zwar optisch günstig bewertet, ein Kauf ist das Commerzbank-Papier angesichts der Abwärtsdynamik jedoch noch nicht. Antizyklisches Handeln ist zwar erfolgsversprechend, in diesem Fall sollte man aber abwarten, bis sich ein tragfähiger Boden ausgebildet hat. Im Moment ist jedoch noch nicht einmal eine Stabilisierung abzusehen. Die Aktie ist und bleibt daher sehr riskant.

Themen: Quartalszahlen, Gewinnrückgang, Bankaktien, Kapitalquote, Dividende
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