Daimler: Rekordergebnis nicht gut genug?
Daimler hat im 4. Quartal Rekorde eingefahren. Die Aktie befindet sich trotzdem im Sinkflug.

(Stefan Böhm) Das Geschäftsjahr 2016 war für Daimler ein besonders erfolgreiches – dem PKW-Geschäft sei Dank. Die heute veröffentlichten vorläufigen Zahlen zeigen einen Umsatzanstieg um 3 Prozent auf 153,3 Mrd. Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank dennoch, da das Lkw-Geschäft, um zwei Prozent auf 12,9 Mrd. Euro rückläufig war. Der Daimler-Konzern verdiente im Geschäftsjahr 2016 insgesamt 8,5 Mrd. Euro nach 8,4 Mrd. Euro 2015. Der bereinigte operative Gewinn stieg um drei Prozent auf 14,24 Mrd. Euro, blieb aber leicht unter den Analystenprognosen von 14,4 Mrd. Euro.
Während die Autosparte boomt – vor allem die neue E-Klasse kam in China hervorragend an – gibt es im Konzern auch Sorgenkinder. Bei Daimler Trucks war ein deutlicher Absatzrückgang von 17 % zu verzeichnen, insbesondere wegen der schwachen Entwicklung in Nordamerika. Auch bei Daimler Buses lag der Absatz mit -7% deutlich unter dem des Vorjahres und verfehlte damit die Erwartungen. Dennoch versprüht Finanzvorstand Bodo Uebber auch für 2017 Optimismus: „Im Automobilgeschäft haben wir unsere Zielrendite im vergangenen Jahr erneut erreicht. Und wir sind zuversichtlich, die bei Daimler erreichten Bestmarken im Jahr 2017 nochmals nach oben entwickeln zu können."
Wie sicher sind die Wachstumsaussichten 2017?
Natürlich muss die Frage erlaubt sein, ob dieser sich auf dem Automobilgeschäft gründende Optimismus gerechtfertigt ist. Fakt ist, dass Daimler im PKW-Geschäft gut aufgestellt ist. Daimler rechnet im wichtigen chinesischen Markt 2017 erneut mit einer leichten Steigerung – eine nachvollziehbare Einschätzung. In den USA rechnet Daimler wegen der von Trump angekündigten fiskalpolitischen Impulse der neuen US-Regierung sogar mit möglichen positiven Impulsen. Mögliche negative Folgen einer protektionistischen US-Handelspolitik könnten diese positiven Impulse jedoch mehr als zunichte machen. Wie ernst dieses Risiko einzuschätzen ist, bleibt vorerst abzuwarten.
Doch für die Anleger gibt es noch ein weiteres Haar in der Suppe. Die Dividende von 3,25 Euro je Aktie soll konstant bleiben. Die Analysten hatten im Schnitt eine Anhebung auf 3,35 Euro je Aktie erwartet. Für die Daimler-Aktie stellt dies zumindest kurzfristig eine Belastung dar. Auf der anderen Seite ist Daimler mit einer Dividendenrendite von 4,9 Prozent nach wie vor für Dividendenanleger höchst interessant. Im Gegensatz zu anderen Dividendenaktien wie RWE oder E.ON besteht bei Daimler zudem kein Zweifel daran, dass die Dividende auch langfristig gezahlt werden kann.

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WKN / ISIN
710000 / DE0007100000 -
Aktueller Kurs
67,48 Euro -
KGV2017e / 2018e
8,2 / 8,4 -
Dividendenrendite 2017e
4,9 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Die Daimler-Bilanzzahlen offenbaren Licht, trotz des Rekordergebnisses aber auch Schatten. Insbesondere mögliche Handelsschranken sind ein nicht zu unterschätzendes Risiko, auf das sich der Konzern einzustellen hat. Aus charttechnischer Sicht ist die Aktie nach dem Rückfall unter 70 Euro kurzfristig angeschlagen. Langfristig bleibt die Aktie dennoch interessant, denn das Daimler-Papier ist eine attraktiv bewertete Dividendenaktie für Langfristanleger. Kursniveaus um 65 Euro würden neue Einstiegsgelegenheiten eröffnen.

Themen: Automobil, Protektionismus, LKW-Markt, Nordamerika, Dividende, Wachstum
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