Facebook-Aktie: Auf Crashkurs?
Trotz guter Quartalszahlen geht die Facebook-Aktie auf Talfahrt. Droht nun ein Crash?

(Stefan Böhm) Ein echter Paukenschlag kam in der Nacht von Facebook. Das soziale Netzwerk veröffentlichte Quartalszahlen. Die fielen eigentlich sehr gut aus: Mit Einnahmen in Höhe von 7 Mrd. USD gab es einen Zuwachs von 56 Prozent. Den Löwenanteil machen die Werbeeinnahmen mit 6,82 Mrd. USD aus (+59 Prozent). Der Gewinn sprang um fantastische 166 Prozent auf 2,38 Mrd. USD nach oben. Die Prognosen der Analysten wurden damit erneut übertroffen. Auch bei den Nutzerzahlen setzt sich der positive Trend fort. Ende September gab es 1,79 Mrd. aktive Facebook-Nutzer (+16 Prozent) – pro Monat! Die Zahl der mobilen Nutzer stieg ebenfalls erstmals über die Milliarden-Schallmauer.
Dennoch stürzte die Aktie nachbörslich um über sechs Prozent ab, denn Facebook verkündete einen Strategiewechsel. Die Zeiten des stürmischen Wachstums bei den Werbeeinnahmen neigen sich dem Ende entgegen, denn man könne die Anzeigenplätze nicht endlos steigern. Ab Mitte 2017 müsse daher erstmals mit sinkenden Erlösen gerechnet werden, so Facebook-Finanzchef David Wehner. Zugleich kündigte er massive Investitionen an, um dem Konzern auf ein neues Geschäftsmodell umzustellen.
Facebook-Aktie im Sinkflug
Dass die Anzeigensause nicht endlos weitergeht, liegt eigentlich in der Natur der Sache. Dass viele Anleger vom Strategiewechsel dennoch kalt erwischt wurden, zeigt der nachbörsliche Absturz der Aktie. Facebook will, dass die Nutzer künftig länger auf den Seiten verweilen. Derzeit beträgt die Verweildauer der Nutzer 50 Minuten täglich (inkl. Messenger und Instagram). Dazu beitragen sollen u.a. neue Videoangebote. Schon jetzt stellen immer mehr Facebook-Nutzer eigene Videos ein. Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist mit der Entwicklung zufrieden: Man komme gut mit den Videoangeboten voran. Künftig würden die Menschen sich noch stärker durch Videos, statt durch Text mitteilen. Ob der Strategiewechsel auch etwas mit dem Aufstieg von Snapchat zu tun hat, ließ Facebook offen. Wie Instagram und Whatsapp sollte Snapchat nach dem Willen von Mark Zuckerberg ein Teil von Facebook werden. Snapchat-Chef Evan Spiegel lehnte die Kaufofferte ab und kündigte für nächstes Jahr den Börsengang an (wir berichteten). Mit den Milliarden-Einnahmen aus dem Börsengang könnte sich Snap (wie die Firma inzwischen heißt) zum ernsthaften Facebook-Rivalen weiterentwickeln.
Aus charttechnischer Sicht ist die Facebook-Aktie kurzfristig angeschlagen. Mit dem Absturz unter 120 USD befindet sich der Kurs an einer kritischen Marke. Bei 117,90 USD verläuft die 200-Tage-Linie. Sollte die Aktie auch diese Unterstützung durchbrechen, dann könnte es noch deutlicher nach unten gehen. Selbst ein Rückgang auf die runde Marke von 100 USD wäre dann nicht mehr ausgeschlossen. Langfristig orientierten Investoren würde ein solcher Crash eine neue Einstiegsgelegenheit eröffnen.

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Aktueller Kurs
118,39 USD -
WKN / ISIN
A1JWVX / US30303M1027 -
KGV2017e / 2018e
43,0 / 31,3 -
Dividendenrendite 2016e
0,0 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Facebook erkennt die Grenzen des Wachstums im Werbegeschäft und kündigt die Umstellung des Geschäftsmodells an. Diese Maßnahme ist sinnvoll und angemessen. Dennoch kostet ein Umbau zunächst viel Geld, wie es Finanzchef Wehner ankündigte. Die Aktie steht damit kurzfristig unter Druck – auch charttechnisch. Dennoch bleibt Facebook langfristig chancenreich. Nach Abschluss der laufenden Korrektur können sich daher für längerfristig orientierte Anleger interessante Chancen ergeben.

Themen: Internet, Soziale Netzwerke, Wachstum, Werbeeinnahmen, Snapchat, Aktie