Nike mit erneutem Gewinneinbruch
Der US-Sportartikelkonzern droht von adidas abgehängt zu werden. Drohen neue Kursverluste?

(Stefan Böhm) Dass es bei Nike nicht rund läuft, ist keine Überraschung. Schon seit geraumer Zeit leidet der US-Sportartikelriese unter der immer stärker werdenden Konkurrenz und einer chronischen Wachstumsschwäche. Im Geschäftsjahr 2016 sind die Umsätze im Konzern zwar um 5 Prozent auf 8,43 Mrd. US-Dollar gestiegen, blieben aber unter der Schätzungen der Analysten. Die 2015 kommunizierten ehrgeizigen Langfristziele wackeln: Bis 2020 will Nike den Umsatz auf 50 Mrd. US-Dollar steigern. Dafür ist jedoch ein Wachstum von zehn Prozent pro Jahr notwendig und bislang blieben die Nike-Zahlen hinter diesem Wert zurück. Wie soll das also gehen? Auch die jüngsten Quartalszahlen gaben auf diese Frage keine Antwort.
So gab es zwar im ersten Geschäftsquartal (per 31. August) sogar ein wenn auch sehr kleines Umsatzplus auf 9,1 Mrd. US-Dollar, der Überschuss brach jedoch um 24 Prozent auf 950 Mio. US-Dollar ein. Sehr schlecht entwickelte sich das Geschäft bei der Tochter Converse ausgerechnet auf dem US-Heimatmarkt, wo der Umsatz um 16 Prozent schrumpfte. Zum Vergleich: Der Umsatz der Marke Nike schrumpfte "nur" um drei Prozent. Dass der Konzernumsatz sich insgesamt dennoch halten konnte, lag an starken Verkäufen in China, wo der Umsatz um neun Prozent zulegte. Ein Trost ist dies angesichts der Bedeutung des US-Heimatmarktes jedoch nicht wirklich. Allerdings muss man auch wissen, dass der Gewinnrückgang auch durch eine höhere Steuerbelastung und eine Umstellung bei der Bilanzierung mit verursacht wurde.
Nike will noch mehr sparen
Ein kräftiger Tritt auf die Kostenbremse hat zwar die Kosten um rund ein Prozent auf 2,9 Mrd. US-Dollar gedrückt, doch das ist angesichts der aktuellen Entwicklungen zu wenig. Nike will daher noch stärker sparen, die Geschäftsfelder reduzieren und auch die Zahl der Schuhmodelle um 25 Prozent verringern. Bereits im Juni hatte Nike verkündet, dass die Belegschaft von rund 70.000 Mitarbeitern um zwei Prozent reduziert wird.
Nike-CEO Mark Parker versprach zwar auch neue Wachstumsimpulse durch "innovative Produkte" und "the most personal, digitally connected experiences in our industry (die persönlichsten, digital vernetzten Erlebnisse in der Branche)", doch wann die blumige Umschreibung sich in harten Umsatz- und Gewinnzahlen niederschlagen wird, blieb offen.
Die Anleger reagierten auf die erneuten schlechten Nachrichten von Nike enttäuscht mit Verkäufen und drückten den Kurs der Nike-Aktie heute unter 52 US-Dollar nach unten. Aus charttechnischer Sicht drohen damit weitere Kursverluste.

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WKN / ISIN
866993 / US6541061031 -
Aktueller Kurs
52,10 USD -
KGV 2018e / 2019e
22,2 / 19,5 -
Dividendenrendite 2018e
1,4 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Erneut hat Nike seine chronische Wachstumsschwäche nicht beilegen können. Auch die Aussichten bleiben angesichts der starken Mitbewerber und der Neuausrichtung des Konzerns eher trübe. Die Nike-Aktie ist daher trotz der neuen Kursverluste kein Kauf, es kann durchaus noch ein ganzes Stück weiter nach unten gehen.

Themen: Sportartikel, Sportschuhe, Kosten, adidas, Gewinn, Umsatz, Aktie
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