T-Mobile US kein Kurstreiber für T-Aktie mehr?
Das US-Geschäft der Telekom läuft prächtig. Doch ist das genug, um die Aktie wieder anzutreiben?

(Stefan Böhm) Dass das US-Geschäft der Deutschen Telekom gut läuft, ist inzwischen keine Überraschung mehr. Auch im zweiten Geschäftsquartal war die Tochter T-Mobile US ein Gewinntreiber. Die Zahlen können sich sehen lassen: Der Umsatz legte um sechs Prozent auf 18,9 Mrd. Euro zu, der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn (EBITDA) stieg um neun Prozent auf 5,9 Mrd. Euro. Der Konzernüberschuss explodierte um 41 Prozent auf 874 Mio. Euro. Die Prognosen der Analysten wurden damit leicht übertroffen.
Das hohe Wachstum in den USA hat jedoch seinen Preis. Rund acht Mrd. US-Dollar wurden für neue Mobilfunklizenzen in den USA ausgegeben. Die Nettofinanzschulden stiegen daher bis Ende Juni auf 55,2 Mrd. Euro nach rund 50 Mrd. Euro vor Jahresfrist. Auch der freie Cashflow sank leicht 1,4 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro. Dennoch traut sich die Telekom für das Geschäftsjahr 2017 nun etwas mehr zu. Der operative Gewinn soll auf 22,3 Mrd. Euro stiegen und damit rund 100 Mio. Euro höher als bislang prognostiziert.
Schwimmen der Telekom die Felle davon?
Die märchenhafte Entwicklung der einst ungeliebten US-Tochter könnte auch zukünftig so stürmisch weiter verlaufen – zumindest wenn es nach der Konzernführung der Telekom geht. Zusammen mit dem US-Mobilfunkanbieter Sprint wollte die Telekom in den USA ein echtes Mobilfunkschwergewicht schmieden.
Das ist jedoch kein einfaches Unterfangen. In der Vergangenheit waren Versuche zur Konsolidierung am US-Mobilfunkmarkt an den Bedenken der Kartellwächter gescheitert. Das könnte sich unter Donald Trump zwar ändern. Dennoch müssen für einen erfolgreichen Deal zahlreiche Interessen unter einen Hut gebracht werden. Zuletzt pokerten die Deutsche Telekom, die japanische Softbank als Mehrheitseigner von Sprint und die US-Kabelkonzerne Charter Communications und Comcast um Macht und Einfluss. Dabei jedoch gerät die Telekom bzw. T-Mobile US immer weiter ins Hintertreffen, denn die Sprint-Mutter Softbank verfolgt offenbar andere Pläne als eine Fusion mit den Deutschen.Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte Softbank ein Übernahmeangebot für den Kabelnetzbetreiber Charter Communications vorlegen und zusammen mit Sprint einen neuen Telekommunikations- und Medienriesen schmieden.
Zwar hat Charter mitgeteilt, dass man nicht übernommen werden wolle. Trotz der Marktkapitalisierung von über 100 Mrd. US-Dollar ist ein Übernahmeversuch durch Softbank dennoch nicht ausgeschlossen. Ob eine feindliche Übernahmeofferte erfolgreich sein könnte, ist allerdings sehr zweifelhaft, denn auch der Kabelnetzbetreiber Comcast, der ein Abkommen mit Charter geschlossen hat, hätte ein Mitspracherecht. Sie sehen, die Lage ist verzwickt und trotz der momentan schlechten Karten für die Telekom ist auch eine erneute Wendung im Übernahmepoker nicht ausgeschlossen. Für die Telekom-Aktie eröffnet dies Chancen, aber auch Risiken – je nachdem welche Karten im Mobilfunk-Übernahmepoker jetzt ausgespielt werden.

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WKN / ISIN
555750 / DE0005557508 -
Aktueller Kurs
15,73 EUR -
KGV2017e / 2018e
16,9 / 14,4 -
Dividendenrendite 2018e
4,8 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Die Telekom bleibt auf Kurs, die US-Tochter T-Mobile hat sich erneut als Wachstumstreiber erwiesen. Für die Telekom-Aktie könnte es damit wieder nach oben gehen. Der Faktor Übernahme/Fusion in den USA könnte als Kurstreiber jedoch wegfallen – und das wäre auch für die Telekom-Aktie negativ. Dennoch könnte es sich für risikobereite Anleger lohnen, sich gerade jetzt ein paar Stücke ins Depot zu legen.

Themen: Telekommunikation, Mobilfunk, USA, Fusion, Wachstum, Sprint, T-Mobile US, Charter Communications
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