Trump-Rallye: Welche deutsche Aktien profitieren?
Donald Trump will die Wirtschaft ankurbeln. Manchen Aktien kommen seine Pläne mehr zugute als anderen.

(Dr. Detlef Rettinger) Das ging schnell am Tag nach der Wahl. Nur kurz zeigten sich die Börsen geschockt, dann ging es gerade an der Wall Street, aber auch beim DAX und anderen Aktienindizes nach oben. Erwartet hatte das kaum jemand, auch ich nicht. Der Grund für die Erleichterungsrallye: Der neue Präsident Trump mutierte innerhalb kürzester Zeit vom Krawallmacher zum Staatsmann. Ob das so bleibt, weiß niemand.
Jedenfalls wurden die Ängste der Anleger dadurch wie weggewischt. Stattdessen freuen sich offenbar viele, dass die Ungewissheit der letzten Wochen nun beendet scheint. Dazu kommt, dass die bei der Wahl gleichzeitig errungene Mehrheit der Republikaner in Repräsentantenhaus und Senat darauf hoffen lässt, dass die Blockadepolitik der letzten sechs Jahre endlich der Vergangenheit angehört.
Trump versucht die Quadratur des Kreises
An den Börsen gehen viele inzwischen davon aus, dass Donald Trump eine wirtschaftsliberale Politik betreiben wird. Ob er damit die Hoffnung der meisten seiner Wähler erfüllen kann, ist sehr fraglich, denn Steuersenkungen für Wohlhabende haben noch nie Arbeitsplätze geschaffen. An der Börse interessiert das aber derzeit niemanden. Ebenso wenig interessiert es nicht wirklich, wie er die versprochene Quadratur des Kreises schaffen und massiv erhöhte Staatsausgaben, Steuersenkungen und Schuldenbekämpfung verbinden will. Unmöglich.
Aber warum sich über die Probleme der fernen Zukunft den Kopf zermartern, wenn man sich über die nahe Zukunft freuen kann? Das war schon immer das Motto der Börse. Die Kombination aus niedrigeren Unternehmenssteuern und höheren Staatsausgaben, vor allem für Infrastrukturprojekte, ist zweifellos gut für den Aktienmarkt in den USA. Und vielleicht auch für die Börsen in Deutschland und Europa.
HeidelbergCement und Hochtief hoffen auf Aufträge
Zu den Hauptprofiteuren der „Trump-Rallye“ in den Tagen nach der Wahl zählen Aktien aus den Branchen Baugewerbe und Rüstung, denn Donald Trump setzt zum einen auf militärische Stärke, zum anderen werden von den angekündigten Infrastrukturprojekten in erster Linie Baukonzerne und Grundstoffproduzenten profitieren.
Auch manche deutsche Unternehmen hoffen auf mehr Aufträge aus den USA, darunter z.B. der Baustoffproduzent HeidelbergCement und der Baukonzern Hochtief. Beide Unternehmen verfügen über Werke bzw. Tochterunternehmen in den USA und können so auch öffentliche Aufträge ergattern. Die Bauaktien schossen bereits kräftig nach oben. Aber die Bewertung der Titel ist nicht mehr als günstig zu bezeichnen. HeidelbergCement weist auf Basis der für 2017 erwarteten Gewinne ein KGV von 15,3 auf, Hochtief sogar von 22,4.
Nach dem Willen von Donald Trump sollen die Europäer auch selbst mehr in die Rüstung investieren. Das lässt Aktien wie Rheinmetall, Airbus und die französische Thales steigen.
Indirekt profitieren auch die Gesundheitsaktien, vor allem die von Biotechunternehmen. Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hatte angekündigt, die Preisexplosion besonders bei hochpreisigen Medikamenten zu bremsen. Die Aktien der Biotech-Branche zählten auch deswegen in den letzten Monaten zu den Underperformern an den Börsen. So liegt zum Beispiel der Branchenindex Nasdaq Biotechnology 25 Prozent unter seinem Hoch von Mitte 2015, während der S&P 500 Index in der Nähe seines Allzeithochs notiert.
Die Wahl von Donald Trump könnte die Initialzündung für eine Kurserholung der Biotechaktien sein. Die Kurse sprangen in den letzten Tagen bereits nach oben. Ein wichtiger Profiteur der Wahl von Donald Trump ist daher die Biotech-Holding BB Biotech mit Sitz in der Schweiz. BB Biotech hält weltweit Beteiligungen an vielen Biotech-Unternehmen.

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Bezeichnung
HeidelbergCement AG -
WKN / ISIN
604700 / DE0006047004 -
Kommentar
Die Baustoffaktie aus dem DAX war bereits vor der US-Wahl im Aufwind. Eine wichtige Unterstützung liegt bei 85,00 Euro. -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Wie lange die Trump-Euphorie an den Börsen anhält, ist ungewiss. Möglich dass sie sich mit einer Jahresendrallye verbindet. Das hängt aber auch von den weiteren Wirtschaftsdaten ab. Und davon, ob Donald Trump in nächster Zeit auf seinen ökonomisch umstrittenen Absichten, wie z.B. Protektionismus, herumreitet. Einige Branchen und Aktien werden aber mehr profitieren als andere. Mehr dazu finden Sie in unserer kostenlosen Spezialausgabe "Trump-Profiteure: Diese Aktien kaufen!?".
Am deutschen Aktienmarkt zählen HeidelbergCement und Hochtief zu den eindeutigsten Gewinnern des Trump-Sieges. Bei beiden Titeln sollten Sie aber nach den starken Kursgewinnen eine Konsolidierung abwarten. Diese hat nach der ersten Euphorie bereits eingesetzt. Zudem ist die Bewertung der beiden Bauaktien nicht mehr günstig. Zu unseren Favoriten gehört – auch wegen der attraktiven Bewertung – ebenfalls die Biotechholding BB Biotech.

Themen: Donald Trump, US-Wahl, DAX, Baugewerbe, Biotech-Branche
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