Uniper vor feindlicher Übernahme?
Fortum bietet für Uniper offenbar gegen den Willen der Konzernführung. Was heißt das für die Aktie?
(Stefan Böhm) Die Aktie der E.ON-Kraftwerkstochter Uniper legte seit dem Börsengang am 13. September 2016 eine beeindruckende Performance hin, der Kurs hat sich mehr als verdoppelt, die Marktkapitalisierung stieg auf über 8,3 Mrd. Euro. Für die Aktionäre des als "E.ON-Resterampe" verspotteten Unternehmens ist dies eine überaus erfreuliche Entwicklung, die in der letzten Woche durch die Übernahmeofferte des finnischen Energiekonzerns Fortum eine neue Wendung genommen hat. Angeblich ist ein Preis von 22 Euro je Uniper-Aktie im Gespräch. E.ON kann damit auf Einnahmen in Höhe von 3,8 Mrd. Euro hoffen.
Doch das ist nicht die ganze Geschichte. E.ON-Chef Johannes Teyssen und Fortum-Chef Pekka Lundmark haben den Deal wohl ausgehandelt, ohne Uniper einzubinden. Uniper-Chef Klaus Schäfer steht einem Verkauf des 47-Prozent-Anteils, den E.ON noch an Uniper hält, daher ablehnend gegenüber: "Dieser Vorstoß kommt unaufgefordert und passt nicht zu unserer Strategie".
Uniper ohne Fortum besser dran?
Die Motive von Klaus Schäfer liegen allerdings noch im Dunkeln. Will er sich nur persönlich in Szene setzen oder sieht er für Uniper in der Selbstständigkeit eine bessere Zukunft als unter dem Dach von Fortum? Oder in anderen Worten: Können die Uniper-Aktionäre in der Eigenständigkeit eine höhere Wertsteigerung erwarten? Für E.ON ist dies freilich nicht von Belang, denn Uniper gilt nur noch als Finanzbeteiligung, die möglichst gewinnbringend verkauft werden soll.
Richtig gut passt Uniper allerdings nicht ins Fortum-Reich. Uniper betreibt konventionelle Kraftwerke, importiert Gas aus Russland und handel weltweit mit Energie. Fortum dürfte jedoch nur an den Wasserkraftwerken sowie den Beteiligungen an den schwedischen Atomkraftwerken von Uniper interessiert sein. Der Rest des Uniper-Geschäfts passt nicht wirklich gut in die Konzernstrategie. Sollte Uniper an Fortum verkauft werden, so könnte die Zerschlagung die Konsequenz sein. Doch an wen? Das bleibt die große Frage.
Aus charttechnischer Sicht bleibt der inzwischen einjährige Aufwärtstrend der Uniper-Aktie weiter die bestimmende Chartformation. Fundamental ist die Aktie inzwischen allerdings ambitioniert bewertet.
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WKN / ISIN
UNSE01 / DE000UNSE018 -
Aktueller Kurs
22,80 EUR -
KGV 2017e / 2018e
19,1 / 15,1 -
Dividendenrendite 2017e
2,9 Prozent -
Meine Einschätzung
kurzfristig langfristig
Kurz und kompakt
Uniper ist zum Übernahmeobjekt geworden. Wie ernst die Absichten des bislang einzigen bekannt gewordenen Bieters Fortum sind, bleibt abzuwarten, denn ein Schnäppchen ist Uniper nicht. Für die Aktionäre ist dies ein zweiseitiges Schwert. Solange die Übernahmephantasie anhält, kann die Aktie weiter zulegen. Sollte die Übernahmephantasie jedoch aus dem Kurs entweichen, muss angesichts der hohen Bewertung der Aktie mit einer deutlichen Korrektur gerechnet werden.
Themen: Versorger, Kraftwerke, Übernahme, Angebot, Aktie
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