3 Signale für das Ende des Bullen-Marktes!
Ist es schon so weit?

(Lars Erichsen) In der technischen Analyse gelten Fahnenstange, Blow-off-Top und extremes Sentiment als klassische Warnsignale für eine mögliche Übertreibung an Aktien-Märkten. Sie treten typischerweise am Ende reifer Bullen-Märkte auf: Dann, wenn Kaufpanik, Gier oder blinder Herdentrieb die Kursbewegungen dominieren und rationale Bewertungskriterien zunehmend in den Hintergrund treten. Wie ich die aktuelle Lage einschätze, erfährst Du am Ende meines Reports.
Die Fahnenstange ist ein Handelsmuster, das in der Börsenwelt verwendet wir, um Trendbewegungen zu analysieren. Eine Fahnenstange ist dann gegeben, wenn beispielsweise ein Kurs einer Aktie sehr steil nach oben klettert, sich am Spitzenwert aber nicht halten kann und ebenso stark wieder nach unten stürzt. Anbei ein Beispiel aus dem SMA Solar Chart:
SMA Solar – Stark steigend von Anfang 2022 bis Juli 2023, dann Korrektur
Quelle: https://de.tradingview.com
Kennzeichen:
• nahezu senkrechter Kursanstieg
• kaum Rücksetzer oder Atempausen
• begleitet von explodierendem Volumen
• wirkt „unrealistisch“, „zu schnell, zu weit, zu hoch“
Interpretation:
• kurzfristig bullisch (Momentum-Extrem)
• Fahnenstangen sind in der Regel Top-Signale, mit anschließender Korrektur über mehrere Monate hinweg
• Profi-Trader sehen das als potenzielles Ausstiegssignal, nicht als Einstieg
Ein Blow-off-Top (Ausbruchspitze) ist ein Kursmuster, das durch einen rasanten und überproportional starken Preisanstieg gekennzeichnet ist, dem häufig ein ebenso steiler Kursrückgang folgt. Dieses Muster signalisiert in der Regel das Ende eines Aufwärtstrends und geht meist mit einem sehr hohen Handelsvolumen einher.
Diese Kursmuster entstehen meist durch Marktgerüchte, überzogene Erwartungen oder fundamentale Zweifel. Ein Blow-off-Top ist ein bärisches Umkehrmuster, das am Ende eines starken, oft parabolischen Aufwärtstrends auftritt. Es signalisiert, dass der Markt überkauft ist und eine scharfe Trendwende nach unten bevorsteht. Historische Beispiele für Blow-Off-Tops ist das Platzen der Dotcom-Blase Ende der 1990er und die Immobilienblase mit der im Jahr 2007 ausgelösten Finanzkrise.
Ein klassisches Beispiel ist der Bitcoin-Höhenflug Ende 2017/Anfang 2018, als der Kurs von ~10.000 US-Dollar auf fast 20.000 US-Dollar schoss und dann innerhalb weniger Wochen auf ~6.000 US-Dollar einbrach.
Quelle: https://de.tradingview.com
Typische Ursachen:
• Überkaufte Marktbedingungen (z.B. hoher RSI-Wert)
• Medienhype oder „FOMO“ (Fear Of Missing Out)
• Herdenverhalten
• Großinvestoren beginnen, Positionen zu schließen
Der dritte Indikator, der auf eine mögliche Übertreibung an den Aktien-Märkten hinweisen kann, ist ein übermäßig optimistisches Markt-Sentiment. Im Kontext der Aktien-Märkte beziehet sich der Begriff „High im Sentiment“ auf die psychologische Stimmung der Marktteilnehmer; also darauf, wie optimistisch oder pessimistisch Anleger, Trader und die breite Öffentlichkeit gegenüber dem Markt oder einer bestimmten Aktie eingestellt sind.
High im Sentiment („Extreme Euphorie“)
• Definition: Ein „High im Sentiment“ herrscht, wenn die Marktteilnehmer übermäßig optimistisch sind. Die Stimmung ist von Gier, Übermut und der Erwartung weiter steigender Kurse geprägt. Beispiel: Bitcoin im Dezember 2017: Extremes High im Sentiment (Medienhype, RSI > 90) – gefolgt von einem Crash
• Anzeichen
Medienhype: Aktien oder Märkte werden in den Medien als „sicherer Gewinn“ oder „die nächste große Chance“ dargestellt.
Extreme Indikatorwerte:
» Put/Call-Ratio sehr niedrig (wenig Absicherung, viele spekulative Käufe).
» Umfragen (z.B. AAII Sentiment Survey) zeigen hohe Bullenquoten (z.B. über 60% Optimisten).
Mein Fazit
Die drei klassischen Warnsignale aus der Technischen Analyse – Fahnenstange, Blow-off-Top und extremes High im Sentiment – sind meiner Meinung aktuell an den großen Aktien-Märkten nicht ausgeprägt oder intakt. Weder sehe ich einen senkrechten Übertreibungsimpuls (Fahnenstange), noch ein finales, panikartiges Top mit anschließender Schockumkehr (Blow-off), noch ein Sentiment, das in Richtung Euphorie-Extrem kippt.
Im Gegenteil: Die großen Märkte performen stark, aber ohne Überhitzungs-Merkmale. Korrekturen verlaufen geordnet, Momentum bleibt konstruktiv, Liquidität fließt weiterhin gezielt in Qualitäts- und Zukunftstitel. Aus meiner Sicht besteht daher aktuell ein größeres Risiko eher darin, zu früh auszusteigen – nicht zu spät.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert: Bitcoin. Die Informationen in diesem Newsletter stellen keine Empfehlungen im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes dar.
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