China: Warum sich viele Experten irren
Gerade die krisengeplagte Immobilienbranche in China kann 2016 positiv überraschen.

(Stefan Gulden) In den letzten Monaten stand am Devisenmarkt der Yuan im Blickpunkt. Nicht wenige Experten erwarten, dass Peking mit einer Abwertung die Exporte wieder ankurbeln will. Dazu kommen die stark gestiegenen Kapitalausfuhren, die auf den Kurs der chinesischen Währung drücken.
All das ist jedoch nicht das zentrale Problem, bzw. die Hauptursache des schwächeren Wachstums in China. Das Hauptproblem ist die Immobilienbranche, denn diese hat bis 2013 maßgeblich die Konjunktur angetrieben, konnte aber diese Funktion zuletzt nicht mehr erfüllen. Bedenken Sie: Schätzungen zufolge ist der Bausektor direkt und indirekt bestimmend für ein Drittel der Wirtschaftsaktivititäten in China.
Der Bausektor in China vor der Wende?
Das Problem der letzten Jahre: Massive Überkapazitäten. Die Bilder am Bedarf vorbei gebauter Geisterstädte kennt inzwischen wohl jeder. Doch seit einiger Zeit gibt es deutliche Anzeichen für eine Wende am Immobilienmarkt. Die Überkapazitäten haben sich 2015 abgebaut und wieder das „Normalniveau“ früherer Jahre erreicht. Die Gründe: Auf der einen Seite sind die Baubeginne seit 2012 gefallen und auf der anderen Seite haben die Immobilienverkäufe 2015 um stattliche 15 Prozent angezogen.
Die Regierung hat einiges unternommen, um den Kauf von Immobilien attraktiver zu machen, z.B. wurde die Anzahlung von 30 auf 20 Prozent gesenkt. Das alles zeigt Wirkung: Erstmals seit drei Jahren sind die Investitionen in den Wohnungsbau wieder gestiegen. Die Chancen stehen gut, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Langfristig sind die Aussichten für Chinas Wohnungsmarkt ohnehin besser als viele derzeit meinen, denn die Landflucht bzw. Verstädterung hält an. Zwar leben 55 Prozent der Chinesen inzwischen in den Städten, in entwickelten Ländern sind es in der Regel aber 75 bis 80 Prozent

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Aktueller Kurs
3.053,07 Punkte -
Kommentar
Im Shanghai Composite Index sind alle Aktien der Börse Shanghai zusammengefasst. Es ist der wichtigste Aktienindex in China (außerhalb Hongkong). Der Index konnte sich seit dem Tief Ende Januar stabilisieren. -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Die Baukonjunktur in China zieht 2016 wieder an. Viele Probleme werden dadurch gelöst, z.B. wird die Unterauslastung in wichtigen Branchen (z.B. Zement- und Aluminiumindustrie) abgebaut. Gerade hier sind viele Unternehmen überschuldet, was auch Druck von den Banken nimmt. Das ist die Basis für eine weitere Stabilisierung am chinesischen Aktienmarkt und beim Yuan. Manche wird das überraschen.

Themen: Immobilienmarkt, Überkapazitäten, Landflucht
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