Der neue MDAX – Lohnt sich ein Investment noch?
Bleibt der geschrumpfte MDAX ein Outperformer?

(Lars Erichsen) Wahrscheinlich hast Du es mitbekommen, am Montag wurde der DAX erstmals mit 40 Mitgliedern statt wie bisher mit 30 gehandelt. Doch mit der Erweiterung des DAX um 10 Mitglieder änderte die Deutsche Börse auch die Zusammensetzung des dem DAX folgenden Index, dem MDAX. Dieser schrumpfte ebenfalls am Montag von bislang 60 auf 50 Mitglieder. Das klingt zwar nicht dramatisch, ist es aber, denn der MDAX verlor seine 10 Schwergewichte.
In den letzten Jahren entwickelte sich der MDAX – wie auch der TecDAX und der SDAX – allerdings klar besser als der DAX (siehe Chart unten). Bedeutet dies, dass der MDAX seine Outperformance nun eingebüßt hat?
Natürlich kommt es zu allererst zu einem Bedeutungsverlust des MDAX, da sich viele professionelle Anleger an der Marktkapitalisierung orientieren.
Zur Einordnung: Die 10 bisherigen Schwergewichte machten 45 Prozent des Index aus, Airbus allein 9,5 Prozent. Im neuen MDAX gibt es dann kein herausragendes Schwergewicht wie Airbus mehr, der Index streut dadurch besser.
Trotz des Verlusts der Schwergewichte ist dies ein Vorteil, denn wachstumsstarke Unternehmen können sich durch eine Outperformance leichter in den Vordergrund schieben. Die Branchen-Zusammensetzung bleibt sehr heterogen, unter den Top 10 (siehe Tabelle unten) finden sich u.a. Industrie-Unternehmen, Immobilien-Werte und Aktien aus der Medizin-Branche.
Dabei gilt es zur Kenntnis zu nehmen, dass nicht die Marktkapitalisierung alleine über das Gewicht einer Aktie im Index entscheidet, sondern die um den Free-Float-Faktor bereinigte Marktkapitalisierung. In anderen Worten: Aktien mit einem hohen Streubesitz bekommen ein höheres Gewicht als Aktien, die bspw. einen Großaktionär haben und damit einen niedrigeren Streubesitz.
In der Tabelle folgt die Rangfolge daher nicht der reinen Marktkapitalisierung. Unter Berücksichtigung des Streubesitz ergab sich am Stichtag 31.08. die obige Reihenfolge.
Zur Einordnung: Die Beiersdorf-Aktie hat ein Index-Gewicht im neuen MDAX von rund 5,2 Prozent, Evotec von 2,8 Prozent. Wenn also die Beiersdorf-Aktie um 10 Prozent steigen würde, so würde dies den MDAX nur um rund 0,5 Prozent nach oben befördern.
Bei Index-Produkten ändert sich so gut wie nichts
Für Anleger, die ein Index-Produkt wie einen ETF oder ein Zertifikat auf den MDAX halten, ändert sich übrigens nichts. Der MDAX und die anderen "neuen" Indizes werden kontinuierlich weiterberechnet, seit dem 20. September eben mit den neuen Mitgliedern und der neuen Gewichtung.
Auch am Indexstand änderte sich durch die Umstellung nichts. Etwas mehr zu tun gab es dagegen für die ETF-Anbieter, die den MDAX physisch nachbilden, denn die 10 DAX-Aufsteiger im Portfolio mussten zum Stichtag verkauft werden, zugleich musste das Portfolio auf die neue MDAX-Gewichtung justiert werden.
Mein Fazit
Der MDAX verliert durch die Verkleinerung sieben deutliche Outperformer der letzten 12 Monate. Von den neuen MDAX-Schwergewichten zeigten dagegen sechs eine deutliche Underperformance, darunter auch Beiersdorf und LEG. Andererseits wurde der MDAX in den letzten 3 Jahren durch sein damaliges Schwergewicht Airbus gebremst.
Langfristig muss die Umstellung für den MDAX aus den geschilderten Gründen nicht negativ sein, allerdings kommen seine "Konkurrenten" TecDAX und SDAX aus dem gleichen Stall und könnten dem geschrumpften MDAX künftig leichter die Show stehlen.
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