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Rezession – Warnsignal vom Anleihemarkt!

Wie groß ist die Rezessionsgefahr? Was bedeutet die inverse Zinskurve?

Rezession – Warnsignal vom Anleihemarkt!

(Lars Erichsen) Am Aktienmarkt hat man sich in den letzten Monaten offenbar darauf eingestellt, dass alles nicht so schlimm kommt. Die Inflation ist zwar auf einem Rekordhoch, aber sie scheint sich zurückzubilden, jedenfalls in den USA. Gleichzeitig kann eine schwere Rezession wohl vermieden werden.

Viele Aktienindizes haben sich deutlich erholt, der Dow Jones Industrial, in dem vor allem Aktien aus klassischen Branchen wie Energie, Banken und Versicherungen, aber auch Titel wie Apple und Microsoft enthalten sind, ist sogar gar nicht mehr so weit von seinem Anfang des Jahres markierten Rekordhoch entfernt.

Das ist nicht zuletzt die Folge einer Branchenrotation, raus aus Technologieaktien, rein in Aktien aus zyklischen und defensiven Branchen wie z.B. Energie, Versorgung, Versicherungen und Banken. Das unterstreicht auch der Vergleich mit dem Technologieindex Nasdaq 100, der trotz der Stabilisierung der letzten Wochen weit von seinem Allzeithoch entfernt ist. Dazwischen liegt der DAX, wie der Performancevergleich der letzten beiden Jahre zeigt:



Aber ist der Optimismus, der sich in dieser Kurserholung ausdrückt, nicht übertrieben? In den USA und mehr noch in der Eurozone droht doch eine Rezession? Das kann doch nicht gut sein für Aktien!

Wichtige Notenbanksitzungen in der nächsten Woche

Grund für den Kursanstieg an den Börsen sind vor allem die Signale aus den Notenbanken in den USA und der Eurozone, dass sich der Zinserhöhungszyklus zumindest abschwächt. Speziell auf den Kurswechsel der US-Notenbank FED bin ich in meinem aktuellen Video Der "geheime" Plan der FED ausführlich eingegangen.

Die Notenbanken haben in den letzten ein, zwei Jahren einige Politik-Schwenks vollzogen. Das gab es früher nicht in diesem Ausmaß, es widerspricht auch dem Dogma, Geldpolitik verlässlich zu gestalten. Allerdings bleibt auch den Geldpolitikern nichts anderes übrig, als in diesen unsicheren Zeiten "auf Sicht zu fahren". Das heißt, die Politik muss sich den aktuellen Bedingungen anpassen, und die ändern sich so schnell wie noch nie in den letzten Jahrzehnten.

Besonders im Vorfeld der richtungsweisenden Sitzungen der US-Notenbank und der EZB am 14. bzw. 15. Dezember bleiben die Spekulationen über die weitere Zinspolitik in den USA und der Eurozone das dominierende Thema an den Märkten. Anschließend könnte etwas Ruhe einkehren, aber vermutlich nicht für lange.

Denn immer mehr rückt die Frage in den Vordergrund, ob die Zinserhöhungen eine Rezession in den USA und der Eurozone auslösen. In der Eurozone werden die Zinsanhebungen der EZB den ohnehin zu erwartenden Konjunktureinbruch nur verstärken. Auslöser ist hier vor allem der extreme Energiepreis-Schock.

In den USA ist die Sachlage etwas anders, denn dort sind die Konjunktur und vor allem der Arbeitsmarkt sehr robust, robuster als es der US-Notenbank lieb ist. Denn das erschwert es der FED, die Inflation einzudämmen. Die Zinserhöhungen selbst könnten daher zu einer Rezession führen.

Die Zinsstruktur in den USA deutet eine Rezession an

Und betrachtet man die Entwicklung am Anleihemarkt, der die wirtschaftlichen Realitäten oftmals besser widerspiegelt bzw. vorwegnimmt, dann spricht vieles für eine Rezession. Am US-Anleihemarkt USA hat sich eine inverse Zinsstruktur entwickelt: Das heißt, die Renditen für kurzlaufende Anleihen von bspw. ein oder zwei Jahren sind höher als diejenigen von 10-jährigen Anleihen. Die Differenz ist dabei so hoch wie seit Jahrzehnten nicht.

Der Chart zeigt die Entwicklung der Renditedifferenz zwischen US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren und einem Jahr seit 2012:



Nach dem Corona-Tief ist die Differenz auf einen Stand von 1,5 Prozentpunkten gestiegen, was ein Ausdruck für wirtschaftlichen Optimismus, bzw. die Erwartung eines Aufschwungs ist. In den letzten Monaten folgte dann der Einbruch auf ein Tief von aktuell minus 1,19 Prozentpunkte.

In den letzten Jahrzehnten ist auf eine inverse Zinsstruktur immer eine Rezession gefolgt. In den USA war das 1980, 1989, 2000 und 2006 der Fall. Die Erklärung dafür: Wenn die Notenbank den Leitzins stark erhöht, dann steigen zuerst die kurzfristigen Zinsen. Erhöhen sich die langfristigen Zinsen nicht, dann geht man am Markt von einem Erfolg der Notenbank aus. Das heißt, die Inflation sinkt mittel- und langfristig und das Wachstum verringert sich.

Trotzdem könnte es diesmal anders sein, denn schließlich war die Weltwirtschaft noch nie, oder jedenfalls lange nicht mehr kurz hintereinander zwei solchen Schocks wie einer Pandemie und dem Ukraine-Krieg ausgesetzt. Viele glauben aber nicht an einen Sonderfall.

Experten rechnen mit einer Rezession

Laut der Bank of America war der Rentenmarkt seit 40 Jahren nicht mehr so stark invers wie heute. Die Strategen der Bank sind daher auch überzeugt, dass eine Rezession in den USA kommen wird. Auch die Analysten der Großbanken JPMorgan und Citi sowie der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, halten eine Rezession der US-Wirtschaft im Jahr 2023 für wahrscheinlich.

Das Problem: Das Timing ist unklar. Oftmals setzte die Rezession 12 Monate nachdem die Zinskurve invers wurde ein. Doch welche Laufzeiten nehmen? Laut der New York Federal Reserve sei die Differenz zwischen 3-monatigen und 10-jährigen Anleihen am aussagekräftigsten. Hier wird die Zinskurve erst im Oktober invers. Bei anderen Laufzeiten war das schon im März der Fall.

Das lässt viel Interpretationsspielraum. Die Experten der Danske Bank jedenfalls rechnen im zweiten und dritten Quartal 2023 mit Rückgängen des Bruttoinlandsprodukts in den USA von 0,6 bzw. 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das entspräche der vor allem in den USA gebräuchlichen Definition einer Rezession.

Auf das Gesamtjahr gesehen würde das BIP aber nur um 0,2 Prozent fallen. Das wäre letztlich eine milde Rezession. In der Eurozone fiele der Rückgang des BIPs auf das Gesamtjahr gesehen mit minus 0,9 Prozent schärfer aus. Allerdings ist die Prognose für Europa wegen der unvorhersehbaren Entwicklungen im Ukraine-Krieg größeren Unsicherheiten ausgesetzt.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Du Dir diese Rezession nicht als Schreckgespenst mit hoher Arbeitslosigkeit, Pleiten etc. vorstellst. Das ist nicht ausgeschlossen, aber aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich, vor allem weil der Arbeitsmarkt insbesondere in den USA, aber auch in Europa robuster dasteht als vor früheren Rezessionen. Darauf bin ich in meinem Beitrag vom 9. November ausführlich eingegangen.

Die am letzten Freitag in den USA veröffentlichen Arbeitsmarktdaten bestätigten die solide Beschäftigungslage und den immer noch anhaltenden Aufwärtstrend bei den Löhnen. Das spricht gegen eine schwere Rezession, denn der Konsum wird unter diesen Umständen nicht so stark einbrechen wie in früheren Abschwüngen. Zudem fehlt auch der übertriebene Optimismus in der Realwirtschaft wie z.B. 2000 und 2006, der den dann folgenden Rezessionen vorausging.

Was bedeutet das für den Aktienmarkt und für Dich als Anleger?

Eine Rezession würde sich natürlich negativ auswirken, auf die Gewinne der Unternehmen und auch auf die Stimmung am Aktienmarkt. Allerdings wird es in einer milden Rezession auch Unternehmen geben, die ihre Gewinne weiter steigern können. Das hängt von der Branche ab und von der Unternehmenspolitik. So haben viele Unternehmen ihre Kosten bereits deutlich gesenkt, um sich auf das schwierigere Umfeld vorzubereiten.

Auf der anderen Seite dürfte es aber auch Entwicklungen geben, die sich positiv auf die Stimmung am Aktienmarkt auswirken. So könnte sich die Inflationsrate im März/April deutlich zurückbilden. Grund dafür ist der Basiseffekt, denn im Frühjahr dieses Jahres gab es einen starken Preisschub.

Mein Fazit

Im Verlauf von 2023 und vermutlich darüber hinaus rechne ich mit starken Kursschwankungen an den Börsen, weil die Daten widersprüchliche Signale senden bzw. unterschiedlich interpretiert werden. Für Aktienanleger bleibt das Umfeld daher herausfordernd, bzw. schwer einzuschätzen.

Für aktive Anleger, die kurzfristig agieren, werden sich aber viele Chancen eröffnen. Mittel- und langfristig bleiben die Aussichten für Aktien von Unternehmen mit einem hohen Schuldenstand, oder deren Bewertung auf zukünftigen Erträgen basiert, schwierig. Das schließt zwischenzeitliche kräftige Erholungen bei Wachstumsaktien aber nicht aus.

Gefragt sein werden dagegen tendenziell Unternehmen mit einem guten aktuellen Cashflow. Schwache Börsenphasen, und die werden wieder kommen, können langfristige Anleger nutzen, um attraktive Aktien zu günstigen Kursen einzusammeln, bzw. das Depot an das Umfeld der nächsten Jahre anzupassen.

Bildquellen:
© bht2000/stock.adobe.com
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