++ Most Wanted – Über diese Aktien spricht der Markt! --> Heute gratis sichern ++

USA – Wie robust ist die US-Konjunktur wirklich?

Die Umsätze am "Black Friday" könnten richtungsweisend sein...

(Lars Erichsen) Die USA spielen für die gesamte Weltwirtschaft eine Schlüsselrolle, das hat sich auch durch den Aufstieg Chinas nicht grundlegend geändert. Daher ist der aktuelle Zustand der Konjunktur in den USA so wichtig, auch für die Entwicklung an den Börsen. Doch genau das ist so schwer zu beurteilen wie vielleicht noch nie, denn es wirken viele verschiedene Einflüsse. Die Verzerrungen durch die Pandemie und auch durch den Ukraine-Krieg erschweren gute Prognosen.

Die US-Wirtschaft leidet wie die deutsche u.a. unter hoher Inflation, steigenden Zinsen und Lieferkettenproblemen. Andererseits ist der Arbeitsmarkt in den USA immer noch sehr robust, obwohl erste Zeichen von Schwäche sichtbar sind. Das ist natürlich positiv, denn es verhindert, dass eine Abwärtsspirale bei der Konjunktur in Gang kommt.

Allerdings erschwert das die Arbeit der US-Notenbank, mit einer strafferen Geldpolitik die Inflation in den Griff zu bekommen. Darauf bin ich auch im Report vom 9. November "Was für eine Stagflation spricht!" eingegangen.

Die Kaufkraft nimmt immer weiter ab

Doch selbst ein starker Arbeitsmarkt verhindert nicht unbedingt einen Einbruch des Konsums, denn zum einen nagt die Inflation an der Kaufkraft des Einkommens, und zwar erheblich. Zum anderen drücken der Rückgang der Aktienkurse und die schwächeren Aussichten für den Immobilienmarkt die Stimmung der Konsumenten bzw. verursachen Zukunftsangst. Dieser Faktor spielt gerade in den USA eine große Rolle.

Das zeigt sich auch am Konsumklimaindex der Uni Michigan, der auf ein Rekordtief gefallen ist und sich zuletzt nur leicht erholt hat:



Daher ist es nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern auch für die Weltwirtschaft eine wichtige Frage, ob die Konsumenten in den USA den Widrigkeiten trotzen oder nicht. Dem Einkaufsverhalten rund um das Thanksgiving-Wochenende kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Den Feiertag am Donnerstag nutzen traditionell viele Amerikaner für ein verlängertes Wochenende – und für vorweihnachtliches Shopping.

Traditionell nutzen die US-Unternehmen das für große Werbeoffensiven und Rabattschlachten, auch bei uns inzwischen bekannt unter dem Label "Black Friday". Diese Rabattschlacht setzt sich besonders im Online-Geschäft in der folgenden Woche unter dem Schlagwort "Cyber Week" fort. In früheren Jahren galten die Umsätze in dieser Zeit als wichtiger Fingerzeig für die allgemeine Konsumlaune und damit auch als wichtiger Gradmesser für die Konjunktur im nächsten Jahr.

Wichtige Fakten zum Konsum in den USA

Aber ist das auch 2022 so? Ich denke, es gibt gute Gründe dafür, dass auch in dieser Hinsicht dieses Jahr eine Ausnahme darstellt. Dazu einige Fakten bzw. Prognosen:

1. Der Einzelhandelsverband National Retail Federation rechnet an diesem verlängerten Wochenende mit einem Umsatzwachstum von 6-8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Berücksichtigt man die Inflationsrate von aktuell 7,7 Prozent, so entspräche das real keinem Zuwachs. Auf alle Fälle ist das weder nominal noch real mit dem Umsatzwachstum von 13,5 Prozent im Vorjahr zu vergleichen.

2. Hohe Umsätze müssen nicht unbedingt ein gutes Zeichen für die weitere Konjunkturentwicklung sein. Viele Hersteller und Händler von Konsumgütern sitzen auf vollen Lagern und dürften versucht sein, diese mit hohen Rabatten leer zu räumen. Hohe Umsätze wären in diesem Fall kein Zeichen von Stärke oder von Optimismus.

Denn der Drang zum Räumen der Lager ergibt sich durch die Aussicht auf einen nachlassenden Konsum. Ansonsten würden die Gewinnmargen im nächsten Jahr durch dann nötige Rabatte oder das Abschreiben von Lagerbeständen gedrückt.

3. Die ökonomische Spaltung der Gesellschaft spiegelt sich auch im Konsum wider. Die 20 Prozent der US-Amerikaner mit dem höchsten Einkommen zeichnen für 40 Prozent der gesamten Konsumausgaben verantwortlich. Dieser Teil der Haushalte kann auch die Inflation eher verkraften und dürfte seinen Konsum nur relativ wenig einschränken.

Einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers zufolge planen Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 120.000 US-Dollar einen Anstieg der Konsumausgaben um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das liegt weit über dem Durchschnitt.

Auch diese Prognose ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn das Kaufverhalten der wohlhabenden Amerikaner wird eher durch die Entwicklung der Immobilien- und Aktienpreise beeinflusst. In dieser Hinsicht könnte die jüngste Erholung an der Wall Street sich aber positiv auf den Konsum auswirken.

4. Die Situation der Einzelhändler hat sich geändert. Die Branche sitzt auf Lagerbeständen im Wert von 740 Mrd. US-Dollar, das ist 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Und das in einer Phase, in der die Konsumenten verstärkt daran denken – oder dazu gezwungen sind – zu sparen.

Fallende Preise können die Umsätze retten, aber nicht die Gewinnmargen. Nike z.B. hat bekannt gegeben, dass nötige Preisabschläge seinen Gewinn 2023 um 15 Prozent drücken werden. Die Anleger zeigten sich von den Ende September gemeldeten hohen Lagerbeständen entsetzt, die Aktie des Sportartikelherstellers stürzte daraufhin auf den tiefsten Stand seit April 2020 ab:



In diesen Zeiten ist es für Unternehmen ein Zeichen von Stärke, wenn sie nicht über Rabatte den Verkauf ankurbeln müssen, sondern im Gegenteil den wachsenden Kostendruck über höhere Preise an die Konsumenten weitergeben können.

Im Einzelhandel sind dazu besonders Unternehmen in der Lage, denen es gelungen ist, ihren Namen mit Qualität zu verbinden. Walmart, die größte Einzelhandelskette in den USA, scheint in dieser Hinsicht bisher erfolgreich zu sein.

Der Konzern hat mit den letzten Quartalszahlen nicht nur die Erwartungen übertroffen, sondern auch die Prognosen für das Geschäftsjahr 2023 angehoben. Dem Vorstand zufolge soll der Marktanteil bei den Kunden durch alle Altersstufen hindurch weiter wachsen.



Mein Fazit

Für langfristige Investoren sind die Unternehmen am attraktivsten, die den Preisdruck auf der Vorstufe an ihre Kunden weitergeben können. Dadurch lässt sich die Gewinnmarge halten. Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen trennt sich hier die Spreu vom Weizen. In der langfristigen Anlage wird es noch wichtiger als früher, die richtigen Aktien aus einer Branche zu wählen ("Stockpicking").

Kurz- und mittelfristig gesehen dürfte es für die Unternehmen mit weniger Preismacht die richtige Strategie sein, die Lagerbestände jetzt durch Rabatte zu senken. Das schafft gute Voraussetzungen für eine bessere Preispolitik im nächsten Jahr. Den teils stark angeschlagenen Aktienkursen dieser Unternehmen kann das Auftrieb geben, Nike ist dafür ein Beispiel.

Bildquellen: © Adobe Stock - wetzkaz - Datei Nr.: 86470024

'; exit-intend
exit-intend-close