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Schwedische Krone: Abwertung wegen Carry Trades

Die Schwedische Krone hat in den letzten Wochen stark an Wert verloren. Viele Experten macht dies ratlos.

Schweden - Stockholm

(Stefan Gulden) Die schwedische Wirtschaft läuft gut. Nach einem Wachstum von 3,9 Prozent 2015 dürfte das BIP unter dem Strich auch 2016 um 3,1 Prozent expandieren. Im Gegensatz zur Eurozone hat Schweden auch kein echtes Deflationsproblem, die Inflationsrate belief sich im September auf 0,9 Prozent. Das war zwar enttäuschend, aber auch nicht besorgniserregend.

Die Weltkonjunktur zeigt sich robust und das dürfte der exportabhängigen schwedischen Wirtschaft zugutekommen, auch die Inflationsrate wird nicht zuletzt wegen des steigenden Ölpreises wieder anziehen. Dazu kommt, dass die meisten Devisenexperten die Schwedische Krone (SEK) auf dem aktuellen Kursniveau als fundamental unterbewertet einstufen.

Trotzdem stürzte die Schweden-Krone in den letzten Wochen ab (beim Wechselkurs zum Euro – EUR/SEK – entspricht dies einem Anstieg). EUR/SEK kletterte in den letzten Tagen auf den höchsten Stand seit Mitte 2010. Für die Devisenexperten der Commerzbank „ergibt das einfach keinen Sinn“. Auch andere sehen das so und spekulieren daher nur über den richtigen Zeitpunkt für eine Long-Position auf die Krone.

Wie funktionieren Carry Trades?

Aber natürlich gibt es einen Grund für die Schwäche der Krone, nämlich den Leitzins von minus 0,50 Prozent, einen der niedrigsten der Welt. Das prädestiniert die Krone als Leihewährung, um im Rahmen von Carry Trades in renditebringende Anlagen wie z.B. höher verzinste Währungen zu investieren.

Carry Trades ist der Fachbegriff für eine Spekulationsart, bei der im großen Stil und mithilfe von Finanzinstrumenten Anlagen mit geringen Renditen zur Finanzierung von Anlagen mit hohen Renditen herangezogen werden. Die Zinsdifferenz bringt den Gewinn. Am Devisenmarkt ist dies besonders leicht und zu geringen Kosten möglich.

Dabei verkaufen verkürzt gesprochen Anleger Währungen mit niedrigen Zinsen und kaufen dafür Währungen mit hohen Zinsen. Die Schwedische Krone mit ihrem negativen Leitzins eignet sich besonders gut, um sich auf diese Weise Geld zu leihen. Angelegt wird das Geld dann in Währungen wie z.B. dem Neuseeland-Dollar, der einen Leitzins von 2,00 Prozent aufweist. Viele Währungen von Schwellenländern wie z.B. Brasilien, Südafrika und andere bieten sogar viel höhere Zinsen.

Schwedens Riksbank hält an negativem Leitzins fest

Damit solche Carry Trades Gewinne bringen, müssen große Mengen an Währungen bewegt werden. Daher sorgten Carry Trades in der Vergangenheit für starke Kursbewegungen am Devisenmarkt. Die kräftige Aufwertung von Australischem und Neuseeländischem Dollar in den Jahren vor der Finanzkrise wird auch auf Carry Trades zurückgeführt.

Solange sich die Märkte stabil entwickeln, ist das lukrativ. Sehr volatile Märkte mit starkem Auf und Ab bei den Kursen sind aber Gift für die Rendite von Carry Trades. Auch eine Aufwertung der Schwedischen Krone würde Carry Trades wenig lukrativ machen.

Doch das ist aus Sicht derjenigen, die derzeit Carry Trades eingehen, kaum zu befürchten, denn die schwedische Notenbank Riksbank macht keine Anstalten, von der Politik mit Negativzinsen abzuweichen. Obwohl das ursprüngliche Ziel, dadurch einen Kapitalzufluss im Zusammenhang mit der Eurokrise abzuwehren, aktuell kaum noch eine Rolle spielt.

Chart & Info
  • Bezeichnung
    Euro / Schwedische Krone – EUR/SEK
  • Aktueller Kurs
    9,6975 Schwed. Krone je Euro
  • Kommentar
    Der Wechselkurs des Euro zur Schwedischen Krone stieg zuletzt auf den höchsten Stand seit 2010. Bei 9,80 SEK befindet sich aber ein starker Widerstand.
  • Meine Einschätzung
    kurzfristig seitw langfristig ab

Fazit

sprechblase Kurz und kompakt

Die Riksbank wird an den Negativ-Zinsen festhalten, das hat ihr Chef Stefan Ingves jüngst nochmals bestätigt. Er sieht keine größere Gefahr in dieser Politik. Und solange die Inflationsrate niedrig bleibt, haben Schwedens Geldpolitiker auch nichts gegen die Abwertung der Krone. Da diese fundamental ungerechtfertigt ist, wird sie sich aber irgendwann umkehren; offen ist nur, wann. Charttechnisch scheint EUR/SEK allerdings im Bereich von 9,80 SEK an einem wichtigen Widerstand angelangt.

Auf eine Aufwertung der Krone und damit einen Rückgang von EUR/SEK zu spekulieren, ist aber riskant. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Carry Trades einen langen Atem besitzen und die Wechselkurse dabei häufig "übers Ziel hinausschießen".

Stefan Gulden
Wenig Zeit?
Wertpapier: Schwedische Krone, EUR/SEK
Themen: Carry Trades, Negativzinsen, Abwertung
Bildquellen:
© Alexi TAUZIN - Fotolia.com
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