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Gold – Was bremst den Preis?

Die Nachfrage nach Gold-ETFs hat nachgelassen...

Gold – Was bremst den Preis?

(Lars Erichsen) Gold war in diesem Jahr bei Anlegern so gefragt wie nie zuvor, der Gold-Preis in US-Dollar je Unze ist dadurch im August auf ein neues Allzeithoch gestiegen. In Euro und vielen anderen Währungen gerechnet war das bereits vorher der Fall. Doch die Gold-Rallye war überhitzt, in den letzten Wochen gaben die Preise von Gold und Silber wieder nach.

Ist das nur eine kurzfristige Verschnaufpause? Viele Branchen-Experten nehmen das an, denn die Unsicherheit sei eher wieder gestiegen und Unsicherheit treibe den Gold-Preis. So sind die Covid-19-Infektionen in vielen Ländern auf einem Rekordstand und die dagegen ergriffenen Maßnahmen könnten die Erholung der Weltkonjunktur wieder ausbremsen.

Treibt anhaltende Unsicherheit den Gold-Preis?

Dazu kommen politische Risiken, wie die US-Wahl und der Brexit. In beiden Fällen kann man darauf hoffen, dass wir Anfang November mehr wissen und die Unsicherheit weicht. Doch sicher ist das nicht. Die Brexit-Verhandlungen können sich länger hinziehen und die Präsidentschaftswahl könnte bei einem knappen Ausgang in einen monatelangen Rechtsstreit münden.

Das sind meiner Ansicht nach aber trotz ihrer großen politischen Bedeutung allenfalls kurzfristige Einflüsse auf den Gold-Preis, langfristig sind andere Faktoren entscheidend. So hat das Interesse der Anleger an Gold seit etwa Mitte 2019, also schon vor der Corona-Krise, stark zugenommen, seit März hat sich dieser Trend noch verstärkt.

Nachfrage nach Gold-ETFs auf Rekordhoch

Seinen Ausdruck findet das in einer hohen Nachfrage nach mit physischem Gold hinterlegten ETFs bzw. ETCs (Exchange Traded Commodities). Diese Fonds müssen physisches Gold kaufen, wenn Anleger in sie investieren. Welche Dimensionen der Anstieg der Nachfrage nach Gold-ETFs hat, zeigt diese Grafik:



Mit 401 Tonnen ist die Nachfrage bereits 2019 auf den höchsten Stand seit 2016 gestiegen. In diesem Jahr allerdings, explodierten die Käufe regelrecht. Mit 991 Tonnen liegen die Gold-Käufe der Fonds bereits in den ersten 9 Monaten des Jahres um 50% über dem Rekordniveau des Jahres 2009.

Dafür sind weniger die Privat-Anleger verantwortlich als institutionelle Investoren, sprich professionelle Verwalter großer Vermögen sowie Fonds und Hedge-Fonds. Allein der größte Hedge-Fonds der Welt, Bridgewater Associates, hat im 2. Quartal Gold-ETFs im Wert von 316 Mrd. US-Dollar gekauft.

Aber nicht nur eher spekulativ eingestellte Hedge-Fonds, auch langfristige Investoren haben den Anteil an Gold in ihren Depots erhöht. Sicher spielen auch hier die zunehmenden Unsicherheiten an den Märkten eine wichtige Rolle.

Niedrige Zinsen treiben die Anleger in Gold

Hauptargument dafür, mehr auf Gold zu setzen, dürften aber aus Sicht institutioneller Investoren die von Volkswirten so bezeichneten Opportunitätskosten sein. Gold wirft keine Zinsen ab und solange sich mit Anleihen und festverzinslichen Anlagen Rendite erzielen ließ, sprach das aus Sicht vieler Profianleger gegen Gold-Investments.

Denn der Besitz von Gold verursacht durch den Verzicht auf die Rendite bei alternativen Anlagen rechnerische Kosten, die genannten Opportunitätskosten. Doch die Zinsen und damit auch die Opportunitätskosten dafür Gold zu halten sind massiv gesunken.

Entscheidend für die stark gestiegene Nachfrage der Anleger nach Gold-ETFs war daher die Entwicklung bei Zinsen und Anleiherenditen, vornehmlich in den USA. Die US-Notenbank senkte bereits 2019 den Leitzins, nicht zuletzt weil sich der Handelsstreit der USA mit China negativ auf die US-Konjunktur auswirkte.

Die Reaktion auf die Corona-Krise potenzierte diese Entwicklung dann noch, der Leitzins wurde praktisch auf Null gesenkt. Die Renditen z.B. für 10-jährige US-Staatsanleihen fielen dadurch von über 3% bis auf gut 0,5%:



Und das dürfte so bleiben. Die US-Notenbank will, bzw. sie muss aufgrund der stark gestiegenen Staatsschulden den Leitzins und damit die Anleiherenditen noch lange extrem niedrig halten. Das gilt auch für andere Notenbanken wie die EZB oder die Bank of Japan. Dafür würden die Geldpolitiker vorübergehend auch eine höhere Inflationsrate in Kauf nehmen. Mit anderen Worten: Die Zinsen bleiben noch lange niedrig, und damit auch die Opportunitätskosten für Gold.

Was bremst den Gold-Preis?

Das bleibt ein wichtiges Argument, um in Gold zu investieren. Klar ist aber, kein Markt ist eine Einbahnstraße, auch Gold nicht. Das zeigten auch die letzten Monate. Die Nachfrage nach Gold-ETFs ist von 167 Tonnen im Juli auf 39 Tonnen im August und 54 Tonnen im September eingebrochen. Entsprechend gab es auch eine Konsolidierung beim Gold-Preis.

Ein Grund für das Nachlassen der Nachfrage nach Gold-ETFs ist die starke Konjunkturerholung, vor allem in den USA. Das hat die Unsicherheit über die Folgen der Corona-Krise verringert. Darüber hinaus ist es ganz natürlich, dass Anleger angesichts des Rekordhochs beim Gold-Preis mit neuen Käufen zögerlicher werden.

Daneben gibt es aber auch fundamentale Faktoren, die den Gold-Preis bremsen. So entfällt traditionell die Hälfte der weltweiten Gold-Nachfrage auf China und Indien. Aber in beiden Ländern ist die Nachfrage, vornehmlich nach Gold-Schmuck sowie Gold-Barren, 2020 um mehr als 50% gesunken. Dafür ist nicht nur die Wirtschaftskrise verantwortlich, sondern auch das Rekordhoch beim Gold-Preis.

Das wurde bislang mehr als ausgeglichen durch die vor allem in den USA und Europa gestiegene Nachfrage nach Gold-ETFs. Lässt aber diese nach, dann drückt das unmittelbar auf den Preis.


Mein Fazit

Der Goldpreis war noch nie so abhängig von der Entwicklung bei den Gold-ETFs. Ein Drittel der weltweiten Gold-Nachfrage entfällt 2020 auf die Gold-Fonds. Das ist eine Gefahr, denn lässt die Nachfrage dauerhaft nach, dann fehlt der Treiber für den Gold-Preis.

Ich denke aber, die anhaltend niedrigen Zinsen werden das Interesse der Anleger an Gold hoch halten und den Preis langfristig weiter nach oben treiben. Nach Angaben der Bank of America mache Gold nach wie vor nur einen Anteil von 3% an den Portfolios institutioneller Investoren aus. Von einer Übergewichtung kann also keine Rede sein.

Aber der Gold-Markt ist wie gesagt keine Einbahnstraße, es wird voraussichtlich auch in Zukunft Preiskorrekturen geben, die aber viele Gold-Käufer als Einstiegs-Chance sehen dürften.

Bildquellen:
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