Unternehmensbewertung - so funktioniert's!
Der Liquidationsansatz
In anderen Börsenschul-Artikeln haben wir uns bereits mit der Notwendigkeit eines guten Managements beschäftigt, um den langfristigen Erfolg eines Unternehmens zu sichern - siehe Teil 1 und Teil 2. Des Weiteren habe ich Ihnen Methoden, mit denen man sich einer „fairen“ Bewertung einer Firma nähern kann, vorgestellt - siehe BCG-Analyse, SWOT-Analyse, Eigenkapitalquote, Unternehmensbewertung. Das Wort „fair“ ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn es gibt für diese Beurteilung keine absoluten Kriterien.
Der Ist-Zustand
An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Zumindest heißt es so und der gedankliche Ansatz ist völlig korrekt. Schließlich macht es einen enormen Unterschied für den Anteilseigner, ob ein Unternehmen Gewinne aufgrund von Einmaleffekten produziert hat oder ob die Ertragsstärke über Jahre hinweg aufrechterhalten werden kann. Der Liquidationsansatz berücksichtigt allerdings nicht was kommen wird, sondern was im aktuellen Moment ist.
Ein Beispiel
Das fiktive Unternehmen „Apfelbaum-AG“ verfügt auf der Aktivseite über Vermögensgegenstände in Höhe von 50 Mio. Euro. Diese bestehen aus den Maschinen und dem Fuhrpark der Firma, 10 Mio. Euro sind in Form von Vorräten vorhanden und weitere 10 Mio. Euro in Form liquider Mittel. Auf der Passivseite stehen dem gegenüber 5 Mio. Eigenkapital und 45 Mio. Fremdkapital. Das Unternehmen ist also hoch verschuldet. Was springt für die Aktionäre bei einer Liquidation heraus? Würde man in diesem Moment die gesamten Aktiva zu Geld machen, also Maschinen, Fuhrpark und liquide Mittel, so erhielte man 50 Mio. Euro. Davon könnte man die 45 Mio. Euro Schulden bezahlen und übrig blieben 5 Mio. Eigenkapital.
Die Fakten:
Eine „faire“ Bewertung gibt es nicht, da zukünftige Ereignisse eine große Rolle spielen:
- Der Liquidationsansatz ermöglicht aber eine Beurteilung des Status Quo.
- Von den liquidierten Aktivposten einer Bilanz wird das Fremdkapital abgezogen. Übrig bleibt das auszuschüttende Kapital.
- Den Wert der Aktivseite zu bestimmen, darin liegt die Schwierigkeit dieser Methode.
Die Praxis
In der Realität ist es häufig nicht so einfach, den Wert der Aktiva einfach auszurechnen, insbesondere wenn es um immaterielle Vermögensgegenstände, wie den Markennamen oder den Kundenstamm, geht. Dennoch ist diese Herangehensweise bei einfach strukturierten Unternehmen sinnvoll.
Böhms Fazit
Der Liquidationsansatz wird immer dann besonders interessant, wenn Unternehmen in einer Krise stecken. Die Börse neigt zu Übertreibungen in alle Richtungen und unter Mithilfe dieser Methode lässt sich, zumindest teilweise, prüfen, ob sich bei einem ausgebombten Wert Chancen ergeben. Allerdings sind gewisse Fertigkeiten der Bilanzanalyse notwendig, um die entsprechenden Daten auch bewerten zu können. Klassische Methoden der Firmenbewertung finden Sie nicht nur in der Kategorie "Allgemein" sondern auch unter "Aktien".
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