Ist ein Bonuszertifikat besser als eine Aktie?
Bonuszertifikate-Wissen kurz und kompakt!
Herzlich willkommen in der Welt der Bonuszertifikate:
Der nachfolgende Beitrag richtet sich an fortgeschrittene Anleger mit Grundwissen. Als Anfänger lesen Sie bitte zuerst die Einsteiger-Texte "Bonus Zertifikat einfach erklärt!" und "Was ist ein Bonuszertifikat".
Des weiteren empfehle ich Ihnen diese beiden Grundlagentexte:
Viele Anleger schreckt die Ungewissheit vom Kauf einer Aktie ab. Sie auch? Wenn ja, verstehe ich das, denn nach einem Aktienkauf wissen Sie nicht, welche Rendite Sie in zwei oder drei Jahren erwartet. Ein Bonuszertifikat ist eine gute Alternative.
Warum? Weil Sie schon beim Kauf die Rendite kennen, die Sie erwarten können, sagen wir 10 bis 15 Prozent pro Jahr. Das hört sich gut an, oder? Um aber keine falschen Hoffnungen zu wecken: Natürlich ist diese Rendite nicht sicher, denn auch bei einem Bonuszertifikat gilt – wie immer in der Finanzwelt: Eine höhere Rendite ist nicht ohne ein höheres Risiko zu haben.
Doch bei einem Bonuszertifikat ist ...:
- das Risiko, einen Verlust zu erleiden, geringer als beim Kauf einer Aktie.
- die mögliche Rendite höher als bei einem Sparkonto oder bei einer Anleihe.
Wann lohnt sich ein Bonuszertifikat?
In meinem Börsenlexikon habe ich Ihnen den Begriff „Bonuszertifikat“ bereits unter „Was ist ein Bonuszertifikat“ ausführlich erklärt. Nun bleibt noch die Frage offen, wann sich ein Bonuszertifikat besonders lohnt. Dies ist der Fall, wenn es an der Börse langweilig zugeht und die Kurse sich kaum bewegen (seitwärts laufen) und wenn es mit den Kursen leicht abwärts geht.
Beispiel: Wie funktioniert ein Bonuszertifikat?
Es gibt eine wichtige Schwelle im Aktienkurs, über die Sie sich vor dem Kauf Gedanken machen müssen: Die Unterschwelle oder auch Barriere entscheidet darüber, ob Sie am Laufzeitende die erhoffte Bonusrendite erhalten. Denn erst die Bonusrendite macht es möglich, dass Sie mit einem Bonuszertifikat einen Gewinn erzielen, wenn die Aktie seitwärts läuft. Erreicht der Kurs der Aktie während der Laufzeit auch nur für eine Minute diese Barriere, dann verfällt Ihr Anspruch auf die Bonusrendite. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht.
Beispiel
- Basiswert: Deutsche Muster AG
- Kurs Aktie: 30 Euro
- Kurs Bonuszertifikat: 30 Euro
- Barriere: 21 Euro
- Bonuslevel: 40 Euro
- Bonusrendite: [(40 EUR – 30 EUR) / 30 EUR] = 33%
- Laufzeit: 12 Monate
- Bezugsverhältnis 1:1
Sie kaufen das Bonuszertifikat zum Kurs von 30 Euro, es bezieht sich auf eine Aktie der Deutsche Muster AG (Bezugsverhältnis 1:1). Am Laufzeitende, ein Jahr später, erhalten Sie den Bonuslevel in Höhe von 40 Euro, wenn die Aktie der Deutsche Muster AG bis dahin nie unter 21 Euro notiert hat. Die Aktie kann also sogar um bis zu 30 Prozent fallen (das ist Ihr Sicherheitspuffer) und das Bonuszertifikat würde trotzdem eine Rendite von 33 Prozent abwerfen.
Steigt die Aktie über den Bonuslevel, so wäre dies kein Nachteil für Sie, denn in diesem Fall wandelt sich das Bonuszertifikat quasi in die Aktie um. Somit partizipieren Sie auch daran, wenn der Aktienkurs gegen Ihre Erwartungen stark steigt. Nur wenn die Aktie einmal auf 21 Euro oder tiefer abgerutscht ist, würde sich dies negativ für Sie auswirken, denn auch dann wandelt sich das Bonuszertifikat vereinfacht gesprochen in die Aktie um. Doch selbst das muss für Sie keinen Verlust bedeuten, denn die Aktie kann bis zum Laufzeitende des Bonuszertifikats wieder über Ihren Einstiegskurs von 30 Euro steigen.
Einen Vergleich verschiedener Szenarien hab ich für Sie in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Allgemein gilt: Wenn Sie statt der Aktie das Bonuszertifikat kaufen, verzichten Sie auf eine mögliche Dividendenzahlung!
Wann ist ein Bonuszertifikat einer Aktie überlegen?
Wie Sie in der Tabelle sehen können, entwickelt sich das Bonuszertifikat in keinem Szenario schlechter als die Aktie. In vielen Fällen ist das Bonuszertifikat der Aktie sogar überlegen. Wenn Sie von seitwärts bzw. nur leicht steigenden oder leicht fallenden Kursen ausgehen, dann sind Bonuszertifikate besonders interessant. Wenn Sie stark steigende Kurse erwarten, sollten Sie besser direkt in die Aktie investieren, da Sie dann auch eine mögliche Dividende einstreichen können. Bei entsprechender Risikobereitschaft können Sie in diesem Fall auch auf ein Hebelzertifikat oder einen Optionsschein zurückgreifen. Doch das empfiehlt sich nur, wenn Sie schon Börsenerfahrung besitzen. Weitere Varianten der Bonuszertifikate sind z. B. das Capped Bonuszertifikat und das Reverse Bonuszertifikat.
Wie wählen Sie das richtige Bonuszertifikat aus?
Ein Bonuszertifikat ist ein börsennotiertes Wertpapier und besitzt daher wie eine Aktie eine WKN bzw. eine ISIN. Sie können jedes Bonuszertifikat über die Börse oder direkt beim Emittenten, sprich der Bank, die das Bonuszertifikat herausgegeben hat, kaufen. Technisch funktioniert das genauso wie der Kauf einer Aktie: Sie ordern das Produkt bei Ihrer Hausbank oder Ihrem Internet-Broker und es wird anschließend in Ihr Depot gebucht (siehe nachfolgende Grafik: Stuttgarter Börse www.boerse-stuttgart.de).
Ein weiteres gutes Tool zur Auswahl Ihres Bonuszertifikats und eine verlässliche Datenbank ist die Deutsche Börse (siehe nachfolgende Grafik: www.zertifikate.boerse-frankfurt.de).
Zusammenfassung: Kauf eines Bonuszertifikats
- Wählen Sie den Produkttyp „Bonuszertifikat“ aus.
- Wählen Sie den Basiswert, also z.B. die Aktie, aus. Nun erscheinen alle in Deutschland handelbaren Bonuszertifikate zu dieser Aktie.
- Sortieren Sie nun die Liste der Bonuszertifikate nach den gewünschten Kriterien (z.B. dem Sicherheitslevel).
- Oder wenn die Zahl der Bonuszertifikate sehr groß ist: Legen Sie genauere Kriterien fest (z.B. Sicherheitspuffer von 18 bis 22 Prozent) und schränken Sie dadurch die Auswahl ein.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen: Wenn Sie gegenüber einer Aktie zu skeptisch sind, sollten Sie auch kein Bonuszertifikat auf diese Aktie kaufen. Entscheidend ist, dass Sie nicht damit rechnen, dass die Aktie bis zum Laufzeitende unter den Sicherheitslevel fällt. Diesen sollten Sie daher bei der Auswahl Ihres Bonuszertifikats am besten als erstes festlegen. Alternativ können Sie auch einen von Ihnen gewünschten Sicherheitspuffer, z.B. 20 Prozent, definieren.
Mein Tipp: Der Sicherheitspuffer sollte umso höher ausfallen, je länger die Laufzeit des Bonuszertifikats ist. Eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren bringt meiner Erfahrung nach die interessantesten Produkte. Wenn Sie Sicherheitslevel und Laufzeit festgelegt haben, können Sie nun die zur Auswahl übrig gebliebenen Bonuszertifikate anhand der Bonusrendite vergleichen. Doch das ist nur eine mögliche Vorgehensweise. Zumeist werden Sie gleichzeitig einen Ausgleich zwischen Sicherheitspuffer, Bonusrendite und Laufzeit finden müssen, um das für Sie beste Produkt herauszufiltern. Das ist nicht ganz einfach und erfordert etwas Übung – macht aber auch Spaß!
Böhms Praxistipp
Lassen Sie sich von der scheinbaren Kompliziertheit nicht entmutigen: Ein Bonuszertifikat ist eine sinnvolle Investition und dem direkten Kauf der Aktie überlegen, wenn Ihre eigene Markterwartung und Ihr Anlagehorizont mit der Ausstattung des Zertifikats zusammenpassen. Mit dem passenden Bonuszertifikat können Sie beispielsweise eine unsichere Börsenphase mit Kursrisiken überbrücken. Ich halte das Bonuszertifikat sogar generell für ein „smartes“ Investment: Sie steigen für eine gewisse Zeit in eine Aktie ein, profitieren – wenn die Aktie nicht zu stark fällt – von einer attraktiven Bonusrendite und steigen dann wieder aus.
Meine Tipps zum Bonuszertifikat:
- Setzen Sie in Ihrem Depot auch auf Bonuszertifikate, denn das macht Sie flexibler und unabhängiger von unterschiedlichen Börsenphasen.
- Denken Sie daran: Auch bei einem Bonuszertifikat bedeutet eine höhere Rendite gleichzeitig ein höheres Risiko.
- Kaufen Sie ein Bonuszertifikat nur, wenn Sie einen Fall der Aktie unter die Barriere bis zum Laufzeitende für sehr unwahrscheinlich halten. Die Charttechnik kann Ihnen Hinweise dafür liefern.
- Setzen Sie trotz des Sicherheitspuffers des Bonuszertifikats besser eine eigene Stopp-Loss-Marke. Diese sollte über der Barriere liegen.
- Sie müssen das Bonuszertifikat nicht unbedingt bis zum Ende halten. Wenn die Bonusrendite weitgehend ausgeschöpft ist, können Sie auch vorzeitig verkaufen.
- Lassen Sie lieber die Finger von Bonuszertifikaten mit sehr hohen Bonusrenditen (über 20 Prozent), denn das Verlustrisiko ist entsprechend höher. Als Faustregel hat sich folgende Kombination bewährt: 10 bis 15 Prozent Bonusrendite bei einem Sicherheitspuffer von 20 bis 25 Prozent.
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