Nintendo Aktie: Platzt die Pokemon-Blase?
Der Pokemon-Hype hat die Nintendo-Aktie maßlos nach oben getrieben. Platzt jetzt die Blase?
(Stefan Böhm) Noch vor kurzem hätte man es als absolut unvorstellbar gehalten, dass die Nintendo-Aktie derart in die Höhe schießen würde. Die wirtschaftlichen Aussichten des Unternehmens galten als nicht besonders gut, insbesondere weil das Management zu lange an einem überholten Geschäftsmodell festgehalten hat. Diese Einsicht schien jedoch seit dem 8. Juli nicht mehr zu gelten, denn mit der Veröffentlichung von Pokemon Go für das Smartphone brannten nicht nur bei manchem Gamer alle Sicherungen durch, sondern auch bei vielen Anlegern. Bereits in unserer Analyse vom 13. Juli stuften wir die Nintendo-Aktie als stark überhitzt ein. Damals stand der Kurs aber noch deutlich tiefer als heute. Ausgerechnet das Nintendo-Management könnte nun die Blase zum Platzen gebracht haben.
So erklärten die Japaner am Freitag Abend, dass Pokemon Go nur begrenzten Einfluss auf die Gewinne von Nintendo haben werden. Eigentlich ist das keine besondere Neuigkeit, denn an Pokemon Go verdient nicht nur Nintendo, sondern auch noch eine Reihe anderer Firmen. Zunächst ist da der Entwickler Niantic, ein Sproß aus der Google-Familie. 30 Prozent von Niantic gehören immer noch Google, die restlichen Anteile gehören der Pokemon Company und Nintendo. Auch die Erlöse gehen nur zu einem kleinen Teil direkt an Nintendo, nämlich 10 Prozent. 30 Prozent erhält Niantic, den Rest der In-App-Käufe teilen sich Apple und Google auf. Die Analysten von Needham schätzen, dass Apple in den nächsten zwei Jahren rund 3 Mrd. USD durch Pokemon Go einnehmen könnte – wahrscheinlich mehr als Nintendo.
Nintendo-Aktie: Geht der Ausverkauf weiter?
Immerhin: Auch an der Pokemon Company ist Nintendo mit 30 Prozent beteiligt. Indirekt landen somit schätzungsweise knapp 20 Prozent der Einnahmen früher oder später bei Nintendo. Dass Nintendo die Anleger nun explizit auf diese Zusammenhänge hinweist, ist zwar begrüßenswert, jedoch kommt die Warnung für viele leichtsinnige Anleger wohl zu spät. Der Aktienkurs ist von knapp 15.000 Yen am 7. Juli in der Spitze auf 32.700 Yen am 19. Juli angesprungen. Der Kurs hat sich somit innerhalb von ein paar Tagen verdoppelt. Von den Umsätzen, geschweige denn von den Gewinnen kann man dies nicht behaupten. Der Kurssturz, der die Aktie seitdem wieder auf 23.220 Yen gedrückt hat, dürfte daher weitergehen.
Wie immer heißt es in solchen Fällen, den letzten beißen die Hunde. Wer also auf dem Höhepunkt des Hypes gekauft hat, dürfte auf seinen schmerzlichen Verlusten sitzen bleiben – ein Muster, das sich leider immer wieder wiederholt. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: die Entscheidung von Nintendo, das Smartphone jetzt auch mit Spielen zu bedienen und sich von den Konsolen unabhängiger zu machen, ist goldrichtig. Sie rechtfertigt aber nicht blinde Euphorie und Aktionismus. Die Börse ist eben kein Spiel, das man bei Bedarf einfach neu starten kann.

- Aktueller Kurs
23.220 JPY - WKN / ISIN
864009 / JP3756600007 - KGV 2017e / 2018e
126 / 49,4 - Marktkapitalisierung
29,47 Mrd. EUR - Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt

Nintendo ist mit Pokemon Go auf dem richtigen Weg. Die Aktie ist jedoch immer noch maßlos überbewertet, das zeigen auch die fundamentalen Kennziffern. Die heiße Luft, die aus dem Nintendo-Kurs entwichen ist, könnte daher erst der Anfang einer weiteren Kurskorrektur sein. Im Moment ist es daher das beste, dem Treiben nur von der Seitenlinie zuzuschauen.
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