Viele Branchen befinden sich derzeit im Umbruch – nicht nur Industrie, Versorger oder Banken, sondern auch Dienstleister und Medienkonzerne wie die am 19. März aus dem DAX abgestiegene ProSiebenSat.1 Media. Der TV-Konzern wurde vom Chemieunternehmen Covestro im DAX abgelöst, das in Sachen Marktkapitalisierung und Börsenumsatz ProSieben abgehängt hatte. Die TV-Aktie ist nun im MDAX gelistet.
DAX-Abstieg muss kein Grund zur Sorge sein
Ein Kriterium für die Qualität eines Unternehmens ist ein DAX-Auf- oder Abstieg nicht unbedingt, wie auch das Beispiel der Bayer-Abspaltung Lanxess zeigt. Die Aktie war 2012 in den DAX aufgestiegen und 2015 wieder abgestiegen. Der Chart zeigt, dass es für Anleger paradoxerweise die beste Strategie gewesen wäre, nach dem DAX-Aufstieg zu verkaufen und nach dem Abstieg wieder zu kaufen:
Vor der DAX-Aufnahme ist Lanxess deutlich gestiegen, danach aber ging es abwärts. Zuletzt zeigte sich die Aktie wieder stark.
Auch die ProSieben-Aktie kannte nach dem DAX-Aufstieg im Jahr 2016 im Prinzip nur eine Richtung: abwärts. Wiederholt sich die Geschichte von Lanxess und es geht nun nach dem Rauswurf aus dem DAX wieder aufwärts mit der Aktie? Auszuschließen ist das nicht.
Zuerst einmal aber hat der DAX-Abstieg natürlich seine Gründe. Wäre die Geschäftsentwicklung bei ProSieben in den letzten beiden Jahren besser verlaufen, so wäre die Aktie wahrscheinlich nicht so stark abverkauft worden und wegen der dann höheren Marktkapitalisierung womöglich immer noch im DAX vertreten.
Neuer Schwung durch Chefwechsel?
Immerhin gab es bei ProSieben inzwischen auch personell einen Neuanfang: Der umstrittene Vorstandschef Thomas Ebeling hatte nach mehreren kassierten Geschäftsprognosen das Vertrauen der Anleger mehr als aufgebraucht und musste nach der Präsentation der Geschäftszahlen 2017 im Februar gehen.
Sein Nachfolger wird im Juni Max Conze, zuletzt war dieser CEO (zu deutsch Vorstandsvorsitzender) beim Technologiekonzern Dyson. Dass der neue Chef nicht aus der Medienbranche kommt, ist womöglich ein Fingerzeig darauf, was in der Branche vor sich geht.
Der Chefwechsel hat zur Stabilisierung der Aktie beigetragen. Nach dem Anstieg über 30,00 Euro kann sich die Erholung fortsetzen.
Kennzahlen für die Aktie von ProSiebenSat.1 Media
Aktueller Kurs: |
30,18 EUR |
WKN / ISIN: |
PSM777 / DE000PSM7770 |
Marktkapitalisierung: |
7,016 Mrd.EUR |
KGV 2018e / 2019e: |
13,7 / 12,5 |
Dividendenrendite 2018e: |
6,5 Prozent |
Mit Fernsehwerbung lässt sich immer weniger verdienen
Neben den verfehlten Prognosen waren es besonders die Befürchtungen über eine anhaltende Schwäche im TV-Geschäft durch verändertes Nutzerverhalten, welche die ProSieben-Aktie belasteten – auch angesichts des Siegeszuges der Streamingdienste wie Amazon oder Netflix ist das alles andere als unbegründet.
Das Unternehmen will daher Organisation und Kostenstrukturen den neuen Anforderungen anzupassen. Dazu gehören auch Verkäufe von Beteiligungen und selektive Käufe in digitalen Wachstumsfeldern, um europäische Marktführer im Commerce-Bereich aufzubauen (wie Verivox, Parship oder billiger-mietwagen.de).
Finanzvorstand Kemper sieht daher 2018 als Jahr des Umbruchs. Dennoch soll der Umsatz weiter wachsen und die Profitabilität mindestens auf dem 2017er Niveau verharren. Das ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil nur so die hohe Dividendenrendite aufrecht erhalten werden kann.
Mein Fazit
Der Medienkonzern befindet sich nach dem DAX-Abstieg in einem Umbauprozess, der die Basis für ein dauerhaft profitables Wachstum legen soll. Ob das gelingt, ist unsicher, weshalb es auch in Zukunft starke Kursschwankungen geben dürfte. Am 9. Mai werden die Zahlen für das 1. Quartal veröffentlicht, dann wissen wir eventuell mehr.
Auf der Habenseite der Aktie steht die mit 6,5% sehr hohe Dividendenrendite. Zudem lässt die Belastung durch die Leerverkäufe von Hedge-Fonds nach. Trotzdem ist ProSieben kein Titel, den man kaufen und liegen lassen sollte, sondern eher etwas für spekulative Anleger. In dem Fall empfhielt es sich, eine Stopp-Marke bei 28,40 Euro zu setzen.
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