Total, Shell, BP: Öl-Aktien mit hohen Dividendenrenditen!
Die Ölkonzerne sind wieder gefragt. Dafür sorgen nicht zuletzt Dividendenrenditen von bis zu 7 Prozent.

(Dr. Detlef Rettinger) Damit hatte nach dem monatelangen Gezerre kaum noch jemand gerechnet: Erstmals seit dem Jahr 2008 hat die OPEC eine Reduzierung der Fördermengen für Rohöl beschlossen. Insbesondere die beiden Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran, die sich in Syrien und im Jemen Stellvertreterkriege liefern, sollen sich in ihren Positionen angenähert haben.
Der Iran ist nach dem Ende des Ölembargos unbedingt auf Exporteinnahmen angewiesen und hat die Produktion in den letzten Monaten hochgefahren – der niedrige Verkaufspreis je Barrel Rohöl spielte da eine untergeordnete Rolle. Saudi-Arabien könnte zwar seinerseits die Produktion drosseln, ist aber zum einen trotz seines Reichtums ebenfalls auf die Einnahmen angewiesen und will zum anderen mit dem niedrigen Weltmarktpreis für Öl vor allem den Fracking- bzw. Schiefergas-Produzenten aus den USA schaden.
Ölaktien legen kräftig zu
Jetzt scheint der Wunsch nach einem höheren Ölpreis die politischen Gegner zu einer Einigung zu zwingen. Die Weltmarktpreise für die europäische Ölsorte Brent und für die US-Ölsorte WTI schossen jedenfalls nach dieser Meldung nach oben. Auch die Aktien von Ölkonzernen wie ExxonMobil, Chevron, Royal Dutch Shell, BP und Total legten um vier bis fünf Prozent zu. Es ist das lang erwartete Signal, dass die Produzenten dem Preisverfall am Ölmarkt nicht länger zuschauen wollen.
Aber kommt es wirklich zu einer Produktionskürzung? Die Skeptiker haben reichlich Argumente auf ihrer Seite:
1. Es war nur ein informelles Treffen, auf dem die Absicht zu einer Produktionskürzung beschlossen wurde. Details sollen bei einem OPEC-Treffen im November festgelegt werden. Und der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
2. Selbst konkrete Beschlüsse wurden von den OPEC-Mitgliedern in der Vergangenheit immer wieder nicht beachtet.
3. Die politische Entwicklung in den Kriegsregionen Syrien und Jemen kann die Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran rasch wieder beenden.
Trotzdem dürfte die Absichtserklärung zu einer weiteren Stabilisierung am Ölmarkt beitragen. Nach wie vor besteht zwar ein Angebotsüberschuss, aber der Ölpreis entwickelt sich trotz einigem Auf und Ab unter dem Strich stabil. Allerdings: Ein deutlicher, nachhaltiger Anstieg beim Ölpreis ist in nächster Zeit nicht zu erwarten, egal was die OPEC konkret beschließt.
Hohe Dividenden bei RoyalDutchShell, BP und Total
Doch schon von einer Preisstabilisierung würden die großen Ölkonzerne profitieren. Die meisten von ihnen haben in den letzten Jahren Kosten gesenkt, Kapazitäten und Investitionen zurückgefahren und sich an das neue Marktumfeld angepasst. Ein stabiler Ölpreis würde zumindest für stabile Gewinne sorgen – und stabile Gewinne bedeuten auch stabile Dividenden.
Tatsächlich können sich die Dividendenrenditen in der Branche mehr als nur sehen lassen: Die britisch-niederländische Royal Dutch Shell bietet aktuell eine Dividendenrendite von stattlichen 7,6 Prozent, die britische BP immer hin von 6,6 Prozent. Auch die französische Total-Aktie verzeichnet auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von 5,6 Prozent.
Für Total spricht zudem die im Vergleich zu den Konkurrenten relativ stabile Gewinnentwicklung in den letzten Jahren: Während Royal Dutch Shell und BP 2015 fast keinen Gewinn oder sogar Verluste schrieben, erzielte Total weiterhin einen Gewinn pro Aktie von 2,21 USD. Das ist auch die Erklärung dafür, dass die beiden britischen Konzerne höhere Dividendenrenditen bieten: Beide Aktien erlebten deutliche Kurseinbrüche, weil nicht sicher ist, dass der erhoffte Turnaround bei der Gewinnentwicklung auch wirklich gelingt.
Die Aktien der beiden US-Konzerne ExxonMobil und Chevron bieten zwar "nur" Dividendenrenditen von 3,4 bzw. 4,2 Prozent, aber auch das ist für Anleger, die nach hohen Dividenden suchen, durchaus attraktiv.


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WKN / ISIN
850727 / FR0000120271 -
KGV 2016e / 2017e
14,8 / 11,0 -
Dividendenrendite 2016e
5,6 Prozent -
Marktkapitalisierung
114,993 Mrd. Euro -
Meine Einschätzung
kurzfristiglangfristig
Kurz und kompakt
Ölaktien sind zwar nicht mehr die sicheren Dividendenpapiere wie in früheren Jahren, aber speziell die europäischen Konzerne bieten aktuell sehr hohe Dividendenrenditen. Anleger sollten sich aber im klaren darüber sein, dass ein erneuter Einbruch beim Ölpreis auch die Ölaktien mit nach unten ziehen würde.
Wer jetzt auf Ölaktien setzt, geht auch eine Turnaround-Spekulation ein. Die Chancen stehen aber meiner Ansicht nach gut, dass die Ölkonzerne die Dividenden auch in den nächsten Jahren stabil halten können – und das reicht bereits aus, um die Ölaktien als Dividendeninvestments attraktiv zu machen. Wegen der relativ stabilen Gewinnentwicklung der letzten Jahre erscheint die französische Total besonders interessant.

Themen: Ölaktien, Ölmarkt, OPEC
© Georg Lehnerer - Foloia.com